Gewitterzelle entlädt sich über westlichem Landkreis – Straßen überflutet

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Nichts geht mehr in Schwabsoien: 70 Feuerwehrmänner arbeiten hier bis morgens um 4 Uhr, um die Straßen und die Keller zu entwässern. © Herold

Eine Gewitterzelle hat sich am Freitagabend im Landkreis ausgetobt. Besonders betroffen von dem Unwetter mit Starkregen: der westliche Teil des Landkreises. Hier waren zum Teil bis in die Morgenstunden weit mehr als hundert Feuerwehrleute im Einsatz.

Es ist kurz vor 20 Uhr abends, als Schwabsoien einen Großalarm ausruft: Eine Gewitterzelle mit Starkregen hat den Ort unter Wasser gesetzt. Wie ein Fluss laufen die Fluten durch die Hauptstraße. Besonders betroffen: Der Bereich am „Am Punzenberg“. In etlichen Kellern steht hier das Wasser. Bei einem Gebäude an der Schönach „ist das Wasser vorne rein und hinten wieder rausgelaufen“, erzählt Kreisbrandmeister Johann Deschler, der sich am Freitag selbst ein Bild von der Wasserkatastrophe in Schwabsoien macht. Gepumpt wird zur selben Zeit übrigens auch in Sachsenried und Ingenried. Auch hier heißt es: Land unter.

Mehr als 70 Feuerwehrleute sind in dieser Nacht alleine in Schwabsoien im Einsatz: aus Schwabsoien, Altenstadt, Schwabbruck und Schongau. Und auch ein Fahrzeug der Bundeswehr-Feuerwehr ist dabei. Wie verrückt läuft das Wasser aus Richtung Dienhausen auf ein Feld. „Das ist alles aus dem Sachsenrieder Forst runtergelaufen“, so Deschler. Für die Männer und Frauen der Wehr heißt es: Pumpen, pumpen, pumpen, um die Häuser zu retten. Alleine das Problem: Wohin mit dem ganzen abgepumpten Wasser?

„Land unter“ in Schwabsoien

„Land unter“, so formuliert es Schwabsoiens Feuerwehrkommandant Anton Sinn. Von Feldern im Westen läuft das Wasser auf eine ungeteerte Straße. „Die hat es regelrecht weggespült.“ Von dort läuft das Wasser ins Dorf runter. Dort hat die Wehr gegen 22.30 Uhr alles im Griff. Aber eine zweite Baustelle bereitet enorme Probleme: In Richtung Dienhausen ist alles unter Wasser. „Dort haben wir bis vier Uhr in der Früh gepumpt und aufgeräumt“, erzählt Sinn von der kurzen Nacht.

Die Schongauer Straße in Ingenried: Sie ist ein Bach. Vor dem Feuerwehrhaus hat sich ein See gebildet.
Die Schongauer Straße in Ingenried: Sie ist ein regelrechter Bach. Im Bereich vor dem Feuerwehrhaus hat sich ein See gebildet. Bis morgens um 1.30 Uhr dauern die Pump-Arbeiten hier an. © Feuerwehr Ingenried

Hinzu kommt: Die gesamte Hauptstraße ist vollgestopft mit Geröll. Das Wasser hat die Steine auf einem Weg mit sich gerissen. Nachdem die Wassermassen sich zurückgezogen haben, sind Landwirte und örtliche Helfer, zum Teil mit Radladern, im Einsatz, um den Weg wieder freizumachen. Die Straßenmeisterei rückt schließlich an, um das Steinmaterial abzutransportieren.

Aufräumarbeiten laufen weiter

Einige Gebäude bleiben durch das permanente Pumpen in dieser Nacht verschont. In anderen ist das Wasser bereits in den Keller gelaufen. Bis morgens um 4 Uhr arbeiten die Feuerwehren mit fünf Pumpen an der Trockenlegung. Am kommenden Morgen gehen die Aufräumarbeiten im Ort weiter.

Ein seltenes Schauspiel gibt es in Sachsenried zu beobachten: Hier hat sich auf der Straße zwischen Schwabsoien und Sachsenried an einem Kanaldeckel ein Geysir gebildet – eine Wasserfontäne, bis zu drei Meter hoch, schießt hier mitten auf der Staatsstraße 2014 auf Höhe „Gebletsbronn“ nach oben. „Schon beeindruckend“, befindet Johannes Endraß, Kommandant der Sachsenrieder Feuerwehr.

Ein Geysir auf der Staatsstraße

So etwas hat selbst er noch nie gesehen. Es ist das Wasser, das der Regenwasser-Sickerweiher nicht mehr aufnehmen kann – es gibt einen Rückfluss, das überschüssige Wasser schießt über die Öffnungen des Gullideckels nach oben. Ein Video, das der Redaktion vorliegt, zeigt verwunderte Autofahrer, die herunterbremsen und dann mit ihren Wagen ganz langsam neben dem Spektakel mitten auf der Staatsstraße vorbeischleichen.

Fünf Keller sind im Ort vollgelaufen. Mit 21 Mann ist die Sachsenrieder Wehr im Einsatz. Alleine. „Alle anderen waren ja in Schwabsoien, wo es noch schlimmer war.“ Zumindest ist der Einsatz in Sachsenried bereits um Mitternacht beendet.

„Straße war ein Bach“

Heftige Szenen spielen sich auch in Ingenried ab. „Die Schongauer Straße war ein kompletter Bach“, berichtet der Ingenrieder Feuerwehrkommandant Andreas Ikier. „In der Kurve unterhalb des Feuerwehrhauses hat sich ein richtiger See gebildet.“ Weil bei der Ingenrieder Wehr einige Landwirte auch bei der Feuerwehr sind, fahren die vom Einsatz schnell nach Hause und rücken mit Bulldogs und Güllefässern wieder an, damit das viele abgepumpte Wasser abtransportiert werden kann.

In Ingenried haben Feuerwehrmänner von ihren Höfen Traktoren und Güllefässer herbeigeschafft, um die Wassermassen wegzubringen.
In Ingenried haben Feuerwehrmänner von ihren Höfen Traktoren und Güllefässer herbeigeschafft, um die Wassermassen wegzubringen. © Feuerwehr Ingenried

Vor einem Wohnhaus, vor dem sich ein Riesen-See gebildet hat, wird ebenfalls fleißig gepumpt. So auch in zwei weiteren abgesoffenen Kellern. Dass das ganze so schnell geht: „So etwas habe ich noch nie erlebt“, so Ikier. Bis um 1.30 Uhr morgens kämpfen insgesamt 25 Männer der Ingenrieder Feuerwehr gegen die Wassermassen, erst dann hat man die Lage im Ort so einigermaßen im Griff, die Straßen sind wieder befahrbar und auch der Geysir unter Kontrolle gebracht.

„Land unter“ in Schwabsoien

Nicht nur die heftigen Niederschläge, sondern auch die Wucht, mit der das Unwetter am Freitagabend den westlichen Landkreis getroffen hat, haben ihre Spuren hinterlassen: Am Dienhauser Weiher etwa hat das Gewitter sogar mächtige Bäume entwurzelt.

Auch in anderen Orten des Landkreises ist es laut Feuerwehr am Freitagabend zu unwetterbedingten Einsätzen gekommen – allerdings nur punktuell.

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