Eigentümer mehrerer Innenstadt-Häuser kritisiert Pläne der Stadt
Ihm gehören mehrere Häuser in der Weilheimer Innenstadt, jetzt kritisiert Dr. Michael Hartwein die Pläne der Stadt, mit Bebauungsplänen die Nutzung von Gebäuden zu reglementieren.
Dr. Michael Hartwein ist gebürtiger Weilheimer, der mittlerweile in Regensburg lebt und als Unternehmensberater tätig ist. Doch der 51-Jährige hat noch enge Verbindung in seine Heimatstadt und zuletzt massiv in der Altstadt investiert: Zuerst hat er das ehemalige Raiffeisenbankgebäude an der Ecke Kirchplatz/Hofstraße gekauft, danach noch die großen Altstadt-Häuser am Marienplatz, in denen sich der Allgäuer Hof und das Cafe Krönner befinden. Doch durch das Vorhaben der Stadt, mit Bebauungsplänen zu reglementieren, was in den Häusern im Erdgeschoss angeboten werden darf und was nicht, kann er sich nicht anfreunden und hat daher in einer Stellungnahme seinen Unmut über die geplante Bebauungsplanänderung deutlich gemacht, die am kommenden Dienstag Thema im Bauausschuss ist.
Herr Hartwein, was genau bemängeln Sie an den Plänen der Stadt?
Ich halte das Vorgehen des Stadtrats in Teilen für rechtswidrig und für die Realisierung des angestrebten Zwecks für ungeeignet.
Die Stadt will erreichen, dass sich in den Erdgeschossen vor allem Gastronomie und Einzelhandel ansiedeln, und unter anderem Wettbüros und Erotikbetriebe verhindern. Was ist dagegen einzuwenden?
Das findet natürlich meine Zustimmung. Aber es werden auch alle freien Berufe ausgeschlossen, also Selbstständige wie Krankengymnasten, Ärzte oder Makler. Ärzte sind Frequenzbringer. Wenn ich die nur im ersten Stock unterbringen kann, brauche ich einen Aufzug. Das ist ein immenser Aufwand, teuer und verbraucht Platz. Am Kirchplatz habe ich einen Steuerberater als Mieter, das wäre nach der neuen Regelung auch nicht mehr möglich. Ich bin über das Vorgehen der Stadt verwundert, weil die Umsetzung aus finanzieller Sicht für Vermieter nicht realisierbar ist und der Stadt vielmehr schadet.

Warum das?
Weil es schon jetzt Leerstände gibt, auch in den sogenannten 1a-Lagen. Die werden durch solche Vorgaben zementiert. Die Vermietung ist schwierig: Um Gastronomie wie den Allgäuer Hof oder das Café Krönner in der Innenstadt zu halten, musste ich erheblich in Räume und Ausstattung investieren. Das kann ich nicht einfach auf die Pacht drauflegen, da muss man mit Abstrichen leben. Man muss ja froh sein, dass man überhaupt noch jemand in der Gastronomie findet.
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Haben Sie noch Kontakt zu anderen Eigentümern der Altstadt?
Ich habe jetzt keine konzertierte Aktion gestartet, dafür habe ich auch gar keine Zeit. Aber natürlich bin ich in Kontakt mit drei anderen Hauseigentümern, die das ähnlich sehen wie ich. Ich finde es schade, dass man nicht vorher mit den Eigentümern bei solch massiven Eingriffen spricht. So treibt man Investoren auf die grüne Wiese, da können sie dann machen, was sie wollen. Wie lange wird denn ein Leerstand toleriert? Drei Monate, ein Jahr, mehrere Jahre? Entschädigt mich die Stadt für einen Mietausfall? ? Wann bekomme ich dann eine Ausnahme und warum?
So viele Leerstände gibt es in der Altstadt derzeit auch nicht.
Schauen Sie sich zum Beispiel nur exemplarisch die Ostseite der Hofstraße an, da stehen gleich mehrere Ladengeschäfte leer, zum Teil seit längerem. Hier gilt der Bebauungsplan schon. Warum gibt es keinen differenzierten Umgang je nach Lage? Wie will man denn im hinteren Teil der Hofstraße ein Ladengeschäft etablieren?
Sie haben in Ihrem Schreiben an die Stadt auch die mangelnden fachlichen Stellungnahmen kritisiert.
Ja. Gibt es beispielsweise eine Stellungnahme des Standortfördervereins oder des Gewerbeverbands? Die Stadt zieht stattdessen als Grundlage das Einzelhandelskonzept von 2018 heran, obwohl sich der Einzelhandel in diesen sechs Jahren fundamental geändert hat. Es sollte offenbar ein neues Konzept erstellt werden, dazu gab es vor zwei Jahren auch ein Treffen in der kleinen Hochlandhalle. Seitdem habe ich nichts mehr davon gehört.
Sie haben der Stadt mit einer Normenkontrollklage gedroht, sollte der betreffende Bebauungsplan unter den geplanten Voraussetzungen am Dienstag im Bauausschuss und dann im Stadtrat verabschiedet werden. Glauben Sie, dass Sie damit Erfolg haben werden?
Immerhin wird mein Grundrecht als Vermieter massiv und ohne rechtmäßige Begründung eingeschränkt. Aber ich würde mich gerne stattdessen pragmatisch und lösungsorientiert einbringen, das habe ich der Stadt auch angeboten. Ich komme gerne nach Weilheim, um meine Sicht persönlich darzustellen und Fragen zu klären, da würde ich auch andere Altstadt-Hauseigentümer mitbringen. . Gemeinsames Ziel muss es ja sein, die Altstadt mit den richtigen Maßnahmen lebendig zu halten und Leerstände möglichst zu vermeiden. Daher würde ich mich freuen, wenn die Bebauungsplanänderungen zurückgestellt werden und ein gemeinsames Konzept erarbeitet wird.