Nach 100 Schönheits-OPs: Stefan (32) will jetzt „die größten Lippen der Welt“

Dieser Mann tut alles, um noch schriller, noch extravaganter, noch unnatürlicher zu wirken. Was vielen Menschen ein Graus ist, findet Stefan Streubel geradezu erstrebenswert. Er sagt: „Ich möchte möglichst künstlich aussehen.“

Der 32-Jährige, der gerade von Stuttgart nach Köln gezogen ist, macht keinen Hehl aus seinen persönlichen Vorlieben die eigene Optik betreffend – im Gegenteil: Freimütig plaudert er über seine „mehr als 100 Schönheitsoperationen“, die ihn bislang „rund 90.000 Euro“ kosteten.

Bei der Recherche, welche Eingriffe er bereits hinter sich hat, stellt sich die Frage: Wo anfangen, wo aufhören? Die Liste ist lang. 

Mehr als 100 Schönheitsoperationen für 90.000 Euro

Stefan Streubel ließ sich das Fett an Kinn und Wangen absaugen, die Augenpartien straffen (Cat Eye Lift), Muttermale im Gesicht weglasern, die Haare transplantieren, die Zähne richten, den Magen verkleinern. Alle vier bis sechs Monate unterzieht er sich einer Botox-Behandlung, lässt sich Wangen und Nase mit Filler aufspritzen, das Kinn mit Hyaluronsäure aufbauen und so weiter und so weiter.

Ein Ende ist nicht abzusehen. Gegenüber FOCUS online erklärt Stefan Streubel, welche Eingriffe ganz oben auf seinem Wunschzettel stehen: 

  1. Ballon-Lippen: „Ich will die größten Lippen der Welt haben“, so der 32-Jährige zu FOCUS online. Falls entsprechende Operationen in Deutschland verboten sein sollten, würde er die Eingriffe im Ausland vornehmen lassen.
  2. Riesen-Hintern: „Ich würde gern einen ‚Brazilian Butt Lift‘ vornehmen lassen.“ Das ist eine Operation zur Vergrößerung des Gesäßes, bei dem Eigenfett aus anderen Körperregionen in den Hintern injiziert wird. Streubel: „Ich habe fast keinen Hintern, hätte aber gerne unnatürlich große Proportionen wie Kim Kardashian.“
  3. Umformung des Gesichts: „Ich möchte ein Brow Bone Shaving machen. Das ist das Abschleifen des Augenbrauenknochens, weil ich diese harte Kante an mir nicht mag. Diese ist mir bei mir zu ausgeprägt und sieht mir etwas Neandertaler-mäßig aus.“ 

Außerdem, so Streubel, könne er sich „männliche Brustmuskel-Implantate gut vorstellen, um die Brust maskuliner zu formen“. 

US-Popstar Michael Jackson hat ihn inspiriert

Auf Deutsch: Der in Bayern geborene Mann ist willens, seinen Körper immer weiter zu verändern, notfalls durch extreme Behandlungen mit enormen gesundheitlichen Risiken. Eines seiner großen Vorbilder in dieser Beziehung: Michael Jackson. Schon als Kind wollte er so „bewundert werden“ wie der mehrfach umoperierte US-Popstar.

„Den Wunsch nach meiner ersten Nasenoperation hatte ich schon mit 13 oder 14 Jahren“, so Stefan Streubel zu FOCUS online. „Ich mache die OPs, weil ich sie liebe!“ In einem seiner zahlreichen Internet-Posts schrieb er: „Was gibt es Besseres als frisch aufgespritzte, geschwollene Lippen?“ 

Nicht bei allen Usern stößt Streubels Leidenschaft fürs Schnippeln, Saugen und Spritzen auf Gegenliebe. In den sozialen Netzwerken finden sich häufig Kommentare wie „krank“ und „traurig“. „Vielleicht sollte er lieber sein ‚inneres Ich‘ mal behandeln lassen“, schrieb jemand. Ein anderer befand: „Solche Menschen brauchen intensive Therapie…“

Tatsächlich mutet das, was der Mann mit seinem Körper veranstaltet, reichlich bizarr an. Selbst unter dem Aspekt, dass die Welt im Zeitalter von Instagram und TikTok voll zu sein scheint von kapriziösen, sich aufplusternden und nach Aufmerksamkeit heischenden Figuren – mit seinem Drang nach vermeintlicher Selbstoptimierung polarisiert er das Netz wie kaum ein anderer. 

Kommentare im Netz: Morddrohungen, Verweis auf Psyche

Bei den Kommentaren sei „alles dabei“, so Streubel zu FOCUS online. Da gebe es „Leute, die mir schreiben, ich solle mich umbringen“. Auch „echte Morddrohungen“ habe er schon erhalten. Manche würden ihn als „hässlich“ oder „arrogant“ beschimpfen und ihm raten, dass er „nicht weitermachen soll“. Andere erklären, es sei kein Wunder, „dass mein Vater sich umgebracht hätte bei so einem Sohn“. 

Doch das sei eine Lüge, stellt der 32-Jährige jetzt klar. „Mein Vater ist an Krebs gestorben, als ich drei Jahre alt war.“ Stefan Streubel: „Ich wurde in Bayern geboren. Meine Mutter ist Deutsche und mein Vater war Serbe. Bis zu seinem Tod war ich hauptsächlich in Serbien.“ Danach sei er in Oberbayern aufgewachsen. „In der Schule war ich der Junge, der eher mit den Mädchen abhing. Dadurch wurde ich von den meisten Jungs in dem im kleinen oberbayrischen Dorf ausgegrenzt.“

Viele Hasskommentare seien „so absurd, dass sie schon fast wieder witzig sind“. Emotional berühren oder verletzen würden ihn solche Beiträge nicht. „Vielleicht sind die Leute ja nur neidisch, dass ich mich traue, das zu machen, was ich will“, so Streubel, der schwul ist und eigenen Angaben zufolge einem ganz normalen Job nachgeht. „Ich arbeite als Sachbearbeiter.“ Das Geld für seinen Operations-Marathon nimmt er größtenteils aus dem Erbe seines Vaters.

Auf die Frage, warum er sich regelmäßig unters Messer legt und was er sich davon erhofft, sagt Streubel, er mache die OPs „nicht wegen eines Traumas“ oder aus anderen psychischen Gründen. Er spüre auch keinen Leidensdruck, etwa, weil er sich hässlich findet. Es sei einfach so, dass es ihm „ästhetisch gefällt“. Der Selbstoptimierer: „Ich mache das, was mir Spaß macht.“

Manchmal eckt er mit seiner Art zu leben an. „Von meinem engen Umfeld fühle ich mich absolut akzeptiert“, so der schrille Bayer zu FOCUS online. „Von der Gesellschaft eher weniger.“ Er berichtet von Jugendlichen, die dumme Sprüche reißen, und von älteren Leuten, die ihn komisch anschauen und tuscheln. „Es gab Situationen, in denen mich Menschen auf der Straße verarscht haben – einfach nur, um vor ihren Freunden einen Lacher zu haben.“

"Du bist das Problem": Schlechte Erfahrungen in Club

In einem Stuttgarter Club sei er vor ein paar Jahren von den Türstehern verprügelt worden. „Auf meine Frage, was deren Problem und der Grund für ihr unnötiges Losschlagen sei, meinte einer der beiden nur: ‚Du bist das Problem‘“. Solche Vorfälle hätten ihn früher „belastet“, sagt der 32-Jährige. „Aber ich habe gelernt, mich davon zu lösen. Für mich sind das einfach Menschen, die ein trauriges Leben und einen beschränkten Horizont haben.“

Aber wie sieht es in ihm selbst aus? Was steckt hinter der strafgezogenen, glatten, strahlenden Fassade? 

„An sich bin ich glücklich“, sagt Streubel. Allerdings habe er gerade ein paar Dinge zu verarbeiten, die ihn „emotional beschäftigen“ und „die mich die letzten Monate belastet“ haben, gibt er zu. Er spricht von einer „Mischung aus Depression und Angststörung“. 

Deshalb habe er kürzlich Stuttgart verlassen und sei nach Köln gezogen. „In Köln will ich an mir arbeiten und ein bisschen mehr Ruhe und auch neue Stärke finden.“ Er wolle sich voll auf seine „mentale Gesundheit konzentrieren“.

Eine der schmerzhaften Erfahrungen, die Stefan Streubel machen musste: Allein durch glamouröses Erscheinen oder eine gewisse TV-Prominenz (er war in verschiedenen Trash-Formaten zu sehen) verhilft einem nicht zur großen Liebe. „Ein Partner wäre schön“, gesteht er. „Jemand, der mich wirklich so akzeptiert, wie ich bin – pink, künstlich, übertrieben, operiert.“

Er selbst würde sich nie für jemanden verändern oder mit Schönheits-Operationen aufhören, nur um dem anderen zu gefallen. „Wenn jemand mich will, dann bitte komplett.“ Dass er nicht dem allgemeinen Schönheitsideal entspreche und das auch gar nicht anstrebe, mache „das Finden eines Partners schwierig“. Allerdings gebe er die Hoffnung auf seinen „Traummann“ nicht auf. Sein innigster Wunsch: „Ich will natürlich geliebt werden.“

Streubel: "Ich sehe mich selbst als eigenes Kunstwerk"

Dass er optisch ein wenig an den schrillen und mehrfach schönheitsoperierten Modedesigner Harald Glööckler erinnert, lässt sich kaum bestreiten. Stefan Streubel: „Ich bewundere ihn als Mensch, genauso wie Jessica Alves oder Jocelyn Wildenstein. Aber als Vorbilder sehe ich diese Personen nicht.“ Schließlich wolle er diese Paradiesvögel-Promis „nicht nachahmen“, sondern etwas ganz Besonders verkörpern: „Ich sehe mich selbst als eigenes Kunstwerk.“

Wer die von Streubel genannten Personen nicht kennt: Jessica Alves, 1983 als Rodrigo Alves in Brasilien geboren, wurde wegen ihrer mehr als 100 Schönheitsoperationen erst unter dem Namen „Real-Life-Ken“ und später als „Real-Life-Barbie“ bekannt, den männlichen und weiblichen Barbie-Puppen. Und Jocelyn Wildenstein (Spitzname „Katzen-Lady“) hatte sich einer mehrere Millionen Dollar teuren Operation unterzogen, um ihre Augen katzenartiger zu machen.

Stefan Streubel sagt, wenn jemand in seinem Wirken eine Botschaft erkennen möchte, dann vielleicht die: „Jeder Mensch soll so leben dürfen, wie er möchte – ohne Angst, ohne Rechtfertigung, ohne Scham. Solange niemand Anderes dadurch verletzt wird, sollte jeder Mensch das tun, was er will.“