BASF macht Schluss mit Ampel-Politik: Nur weg aus Deutschland – aber wohin?

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Der Chemiekonzern BASF baut in Deutschland Stellen und Anlagen ab – und investiert stattdessen massiv in China. (Archivbild) © Uwe Anspach/dpa

Der Chemiekonzern BASF baut in Deutschland Stellen und Anlagen ab – und investiert stattdessen massiv in China. Die Enttäuschung über die Ampel-Politik ist groß. Aber ist das Gras auf der anderen Seite tatsächlich grüner?

Mannheim – BASF war lange eine deutsche Erfolgsgeschichte – doch das ist vorbei. Der weltgrößte Chemiekonzern stellt sich gerade stürmischen Zeiten. Seit 2022 gibt es immer wieder Sparprogramme, und jüngst wurde ein erneuter Stellenabbau im Stammwerk Ludwigshafen angekündigt. Für die Zukunft blickt der Konzernvorstand des von der Energiekrise gebeutelten Unternehmens hoffnungsvoll nach Fernost – nur weg aus Deutschland.

Chemiekonzern BASF: Überall Gewinn außer in Deutschland

Denn die Probleme von BASF sind dem Unternehmen zufolge vor allem hierzulande vorzufinden: So habe der Chemiekonzern eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr überall Gewinn gemacht, nur nicht in Deutschland. Zu hohe Energiekosten, zu viel Bürokratie und Überregulierung, so lautet die Klage des Vorstandes laut Tagesschau. Die Ampelpolitik setzt auf die Transformation zur Klimaneutralität, die EU plant ein Verbot der sogenannten Ewigkeitschemikalien (PFAS) – nicht gerade hilfreich für einen Chemiekonzern.

Im Wachstumsmarkt in Asien sieht das Management dagegen die größten Chancen für neue Kunden und Gewinne. Auch wenn es dafür auf der Hauptversammlung Ende April etliche kritische Fragen von Anteilseignern und Aktionärsschützern gab. Dass der neue Vorstandsvorsitzende Markus Kamieth von diesen Zielen abrückt, ist nicht zu erwarten – er war bislang Asienchef des Konzerns und hat Martin Brudermüller als BASF-Chef abgelöst.

BASF-Chef Brudermüller: „Deutschland bleibt weit unter seinen Möglichkeiten“

Dieser machte kurz vor seinem Ausscheiden immer wieder deutlich, wie enttäuscht er von der Ampel-Politik ist: Deutschland verliere immer mehr bei Wettbewerbsfähigkeit, Bildung und anderen entscheidenden Faktoren, so die Warnungen an die Politik. Die Bundesregierung zeige darauf nicht viel Reaktion, klagte Brudermüller zuvor im Gespräch mit dem Handelsblatt.

„Wir haben vieles, um wirtschaftlich stark zu bleiben, kriegen es nur nicht richtig auf die Kette“, sagte er weiter der Zeitung. Was ihn und andere Manager aber so beschäftige und manchmal auch wütend mache: „Deutschland bleibt weit unter seinen Möglichkeiten“, so seine Einschätzung im Handelsblatt.

Der Konzern baut nun schrittweise Stellen in Deutschland ab und schließt elf Produktionsanlagen, darunter auch eine recht neue. Der Verlust dabei belaufe sich auf rund eine Milliarde Euro, berichtet die Tagesschau. Stattdessen fließen zehn Milliarden Euro in das neue Megawerk im Süden von China, BASF will dort stark wachsen. Das Reich der Mitte ist der größte Markt der Welt für chemische Erzeugnisse und dort lässt sich auch billig produzieren.

Investition in China: BASF wegen Zusammenarbeit mit Unternehmen in Xinjiang unter Druck

Doch ist die massive Investition von BASF in China wirklich eine so gute Idee? Erst im Februar geriet der Konzern unter Druck, weil er mit Unternehmen in Xinjiang zusammenarbeitete und dort mutmaßlich uigurische Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. BASF kündigte daraufhin seinen Rückzug aus der Region an.

Daneben schwelt der chinesische Konflikt mit Taiwan – sollte dieser eskalieren, kann es durchaus schnell zu westlichen Sanktionen kommen, die BASF treffen würden. Und zu guter Letzt gab es auch in China früher immer wieder Proteste der Anwohner gegen Chemiefabriken – aus Sorgen um Umwelt und Gesundheit. Diese Proteste waren zwar laut Tagesschau vergeblich – aber auch das könnte sich ändern. Und die chinesische Regierung kann hart gegen ausländische Unternehmen vorgehen, sollte sie diese für die „nationale Sicherheit“ als störend betrachten.

USA: BASF in Sammelklage wegen Verunreinigung von Trinkwasser verwickelt

Dass es auch in anderen Ländern außerhalb Deutschlands und Europas immer mehr um Umweltstandards geht, zeigt die erst am Dienstag (21. Mai 2024) beigelegte Sammelklage in den USA. Dabei hat sich BASF mit US-Wasserversorgern auf einen mehr als 300 Millionen Dollar schweren Vergleich wegen der Verunreinigung von Trinkwasser mit sogenannten Ewigkeitschemikalien (PFAS) geeinigt – ebenjenen, deren Verbot die EU gerade diskutiert.

Hintergrund des Vergleichs in den USA ist eine bundesweite Sammelklage öffentlicher Wasserversorger, in deren Trinkwasserquellen PFAS nachgewiesen wurden. Diese seien auf die Verunreinigung mit fluortensidhaltigen Feuerlöschschäumen (AFF) zurückgeführt worden – einige von diesen seien unter Verwendung eines Tensids des Schweizer Spezialchemiekonzerns Ciba hergestellt worden, den BASF 2009 für rund 3,8 Milliarden Euro übernommen hatte.

Für den Vergleich legt BASF insgesamt 316,5 Millionen Dollar auf den Tisch. Derzeit könne das Unternehmen noch nicht beziffern, wie viele Wasserversorger genau unter den Vergleich fallen, erklärte eine Sprecherin. Der Konzern gehe aber davon aus, dass die Sammelklage tausende von öffentlichen Wasserversorgern umfasst. Das Unternehmen betonte, der Vergleich stellt kein Eingeständnis einer Schuld oder eines Fehlverhaltens von BASF oder Ciba dar. Das Geschäftsfeld mit dem fraglichen Tensid habe Ciba bereits 2003 und damit lange vor der Übernahme durch BASF verkauft. Der Konzern wolle sich in allen verbleibenden Verfahren wegen fluorhaltiger Löschschäume weiter verteidigen. BASF ist Stand Januar dieses Jahres in 4200 Fällen beklagt.

Mit Material der dpa und Reuters

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