„Deutschland bleibt weit unter den Möglichkeiten“ – BASF-Chef warnt vor Wirtschaftslage

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Die Wirtschaft in Deutschland schwächelt. Vertreter sehen noch viel unausgeschöpftes Potenzial für den Standort – und nehmen auch die Ampel in die Pflicht.

Berlin – Die deutsche Wirtschaft entwickelt sich schlecht, immer mehr deutsche Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland. „Ein Warnsignal“, sagt Rainer Kirchdörfer von der „Stiftung Familienunternehmen und Politik“ jüngst gegenüber ZDF. Doch kommen die Warnungen auch in der Politik an? Kanzler Olaf Scholz (SPD) steht offenbar im guten Dialog mit der Wirtschaft. „Was mich und andere Manager aber so beschäftigt und manchmal auch wütend macht: Deutschland bleibt weit unter seinen Möglichkeiten“, sagte BASF-Chef Martin Brudermüller im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (r, SPD), Robert Habeck (M, Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Christian Lindner (FDP), Bundesminister der Finanzen
Deutschlands Wirtschaft schwächelt – tut die Ampel zu wenig für den Standort. © Michael Kappeler/dpa

Deutschlands Wirtschaft hinkt hinterher: „bleibt weiter unter den Möglichkeiten“

Deutschland verliere immer mehr bei Wettbewerbsfähigkeit, Bildung und anderen entscheidenden Faktoren. Die Bundesregierung zeige darauf nicht viel Reaktion, so Brudermüller im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Wir haben vieles, um wirtschaftlich stark zu bleiben, kriegen es nur nicht richtig auf die Kette“, so der Vorstandsvorsitzende der BASF.

Mit der Kritik ist Brudermüller nicht alleine. Auch IW-Chef Michael Hüther kritisierte die Regierung, da sie keine Hoffnung auf Besserung gebe. Bereits Ende Januar hatten die Wirtschaftsverbände dem Kanzler in einem Brief von ihrer „großen Sorge“ über „die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung“ in Deutschland berichtet und den Kanzler zu Reformen gemahnt. „Wir appellieren dringend an Sie und die gesamte Bundesregierung, jetzt Maßnahmen zu ergreifen, die einen wirtschaftlichen Aufbruch in unserem Land fördern“, hieß es in dem Brief.

Folgen für Wirtschaft in Deutschland – Standort büßt an Attraktivität ein

Vor allem im Vergleich zu anderen Ländern hinkt Deutschland als Wirtschaftsstandort hinterher. „Der Standort Deutschland fällt international zurück, es sieht wirtschaftlich nicht gut aus“, sagte Brudermüller. So büßt Deutschland an Attraktivität für ausländische Investoren ein.

„Wir haben zu lange von der Substanz gelebt und wichtige Reformen vernachlässigt. Aktuell schätzt fast jeder zweite internationale CFO (46%) andere Länder und Regionen als wachstumsstärker ein. Neue Investitionen in den kommenden fünf Jahren werden sie prioritär dort tätigen“, sagt Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bei der Präsentation der Studie „Business Destination Germany 2024“.

Als größte Investitionshindernisse zählen laut der KPMG überbordende Bürokratie (61 Prozent) und hohe Energiekosten (57 Prozent), gefolgt von mangelhafter Digitalisierung, Regulierungsvorgaben für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung und fehlender Technologieoffenheit (31 Prozent). In Umfragen zählen inzwischen nur noch 58 Prozent der Befragten Deutschland zu den fünf stabilsten EU-Ländern. 13 Prozent zählen Deutschland jedoch zu den fünf instabilsten EU-Ländern.

Appell an Scholz: Tut die Ampel zu wenig für Deutschlands Wirtschaft?

Kanzler Scholz zeigte sich erst am Sonntag (21. April) zuversichtlich, der schwächelnden deutschen Wirtschaft neue Impulse geben zu können. „Zu einer modernen Angebotspolitik gehört natürlich auch, dass wir schneller werden und einfacher. Da sind wir uns vollkommen einig.“ Der Bund habe hier bereits wichtige Weichen gestellt, betonte Scholz auf der Hannover Messe.

Doch jüngste Auswertungen des Internationalen Währungsfonds prognostizieren auch für das Jahr 2024 düstere Aussichten. Für das laufende Jahr stellte der IWF in Washington ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent in Aussicht. Im Januar hatte der IWF noch ein Plus von 0,5 Prozent erwartet. (mit Material der dpa)

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