Keine PV-Anlage in der Lichtenau?

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Dem Sonnenstand folgend: Momentan sind schwenkbare Solarpanels angedacht, die so weit auseinander stehen, dass ein Traktor mit Mähwerk durchfahren kann © Volllast GmbH

Bauausschuss Weilheim empfiehlt Absage an geplanter 30 Hektar großen Agri-PV-Anlage in der Lichtenau. Stadtrat muss nun entscheiden.

Weilheim/Lichtenau – Kein gemeinsamer Nenner – so lautet das Resümee der langwierigen Gespräche aller Beteiligten zur geplanten 30 Hektar großen Agri-PV-Anlage in der Lichtenau (wir berichteten). Große Befürchtung seitens der Landwirte ist eine Zerstörung des 80-jährigen Drainage-Netzes beim Bau der Solarmodule. Damit sei ihrer Ansicht nach eine landwirtschaftliche Nutzung der Fläche nicht mehr möglich und damit existenzbedrohend. Der Investor Volllast GmbH erklärte auf Nachfrage des Kreisboten seine Sicht der Dinge.

Seit September 2023 hatten sich Bauausschuss und Stadtrat der Stadt Weilheim bereits mehrfach mit der Frage zur Errichtung einer großflächigen Freiflächen-Solaranlage in der Lichtenau befasst und das Für und Wider diskutiert. Es fanmehrere Gespräche aller Beteiligten statt, ein hydrologisches Gutachten wurde angefordert. Dessen Ergebnis: Der Bau einer Agri-PV sollte kein Problem für die Entwässerung sein, falls eventuelle Beschädigungen der Drainagen wieder richtig repariert würden (wir berichteten).

Letztlich konnten sich Anwohner, Landwirte und der Wasser- und Bodenverband nicht mit der Volllast GmbH einigen, die zwischenzeitlich ein völlig neues Konzept vorgelegt hatte, wonach man nun senkrecht stehende Module plane, die dem Sonnenstand folgen.

Sicht der Leute vor Ort

Laut Stadtverwaltung erklärten die Landwirte, dass eine Einigung nicht zustande kam, obwohl man sich eine Solarnutzung prinzipiell vorstellen konnte. Die Volllast GmbH allerdings möchte die Flächen selbst als Futterweide bewirtschaften und würde die so erzeugten Siloballen den Landwirten zum Kauf anbieten, was die Bauern aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ablehnten. Eine gemeinsame Weidegenossenschaft lehnte der Investor laut Aussage von Stadträtin Luise Nowak (Grüne) ab.

Gegen die geplante Solaranlage stimmte auch der Wasser- und Bodenverband ab. Das Risiko für das Drainagesystem sei zu hoch, die Pflege möchte man nur ungern aus der Hand geben. Bei der Stadtverwaltung ging zudem eine zweieinhalbseitige Unterschriftenliste der Anwohner und Eigentümer in der Lichtenau gegen das Projekt ein.

Sicht des Investors

Auf Nachfrage der Redaktion erklärte Projektleiter Jörg Kranzfelder von Volllast das Umschwenken auf vertikale Solarmodule: „Das ist bodenschonender, wirkt weniger massiv und eignet sich besser für den maschinellen Einsatz in der Landwirtschaft.“ Damit wollte man die Sichtbeeinträchtigung der Anwohner und das Risiko von Schäden an den Entwässerungsgräben reduzieren. Für die Mahd hätte man GPS-gesteuerte Traktoren angeschafft. Die Landwirte hätten auch die Möglichkeit gehabt, selber zu mähen. Allerdings wäre hier die Versicherung bei Schäden an den Solarmodulen für die Landwirte wahrscheinlich zu teuer. Auch eine Weidewirtschaft stand im Raum, extern (Landwirte, Grundbesitzer) oder intern (Volllast). Kranzfelder: „Entgegen der vorherrschenden Meinung sind wir nicht die Bösen, keine Heuschrecken, sondern offen für Alles.“ Die gefühlte Existenzbedrohung für die wenigen vormals pachtenden Landwirte sehe er nicht so, zum Teil habe man bereits Ausgleichsflächen gefunden.

Durch eine Absage zu diesem Zeitpunkt verzichte – so der Projektentwickler – der Stadtrat, dass 10.000 Haushalte (ca. 20.000 Menschen) von diesem Projekt finanzielle Erleichterung in ihren Stromkosten erfahren könnten, da der geplante Solarpark auf dynamische und regionale Stromtarife sowie geringere Netzentgelte setze.

Verbrannte Erde

„Verhärtete Fronten“ nennt Stadtbauverwalter Manfred Stork den Status Quo zwischen den Beteiligten. Die Kommunikation gerade seitens des Investors lief seiner Aussage nach und aus Sicht einiger Stadträte sehr problematisch ab. Klaus Gast (CSU) brachte es so auf den Punkt: „So etwas kann man nur mit den Leuten planen, nicht gegen sie.“ Rupert Pentenrieder (BfW) forderte das Gremium auf, diese Sache „ad acta zu legen“. Man müsse „unsere Landwirte da draußen schützen“ und lieber kleinräumige Alternativen suchen. Zustimmung erhielt er auch von Gerd Ratter (ödp), dem auch das ökologische Risiko für die Entwässerung zu groß sei.

Entscheidung verfrüht?

Stadtrat Horst Martin (SPD) dagegen wollte das „Zukunftsprojekt für die Energieversorgung Weilheims“ noch nicht beerdigen. Die Entscheidung dafür sei zu verfrüht. Mit Eröffnung eines Bauleitverfahrens hätte die Stadt immer noch alle Entscheidungen in der Hand und könnte jederzeit das Ganze stoppen, wenn Umwelt- und Wasserwirtschaftsamt Bedenken hätten. „Eine Änderung der Flächennutzung ist unabhängig vom Investor zu sehen. Wir vergeben uns sonst alle Chancen.“

Mit 7:2 Stimmen befürwortete der Bauausschuss, von der weiteren Planung einer großflächigen PV-Anlage abzusehen und keine Bauleitplanung (Änderung Flächennutzungsplan oder Aufstellung Bebauungsplan) hierfür einzuleiten. Letztes Wort hat nun nächste Woche Donnerstag, 23. Januar, der Stadtrat.

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