Was für ein Anfang vor 400 Jahren! 1624 wurde der Grundstein der Stadtpfarrkirche gelegt
Genau 400 Jahre ist es her, dass der Grundstein für die Kirche Mariä Himmelfahrt gelegt wurde – die Stadtpfarrkirche mitten in Weilheim. Stadtarchivar Dr. Joachim Heberlein erzählt, wie es zu dem Kirchenbau kam. Dabei gab es wieder mal ein echtes Weilheimer Stückl.
„Indem unser uralte Pfarrkirche allhie also baufällig und zerkloben, dass wir nit sicher sein, dass solche einfallen tuet, daher solche notwendig abgebrochen und neu erbaut und weilen selbige klein, wegen der Menge der Pfarrkinder erweitert werden muss“, ließ 1624 der damalige Weilheimer Stadtpfarrer Dr. Johannes Weiß den Augsburger Bischof Heinrich von Knöringen wissen.
Weiß, ein Mann der Tat, schritt voller Elan ans Werk und wusste nicht nur die geistliche und weltliche Obrigkeit von der Notwendigkeit des Neubaus zu überzeugen und bei diesen zugleich die unumgänglich notwendigen Gulden locker zu machen, sondern auch bei seinen Pfarrkindern das Geldsäcklein zu öffnen. Noch bevor man zur Tat schritt und mit dem Bau begann, waren durch „gottselige, eifrige Personen“ schon fünf der sieben neuen Altäre bezahlt.
Abendlob und Vortrag zum Jahrestag
Genau am 400. Jahrestag der Grundsteinlegung – am kommenden Montag, 16. September – lädt die katholische Pfarreiengemeinschaft Weilheim zu einem Abendlob in die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt ein. Beginn ist um 18.30 Uhr. Anschließend gibt es um 19.30 Uhr im Pfarrheim Miteinander (Theatergasse) einen Vortrag unter dem Titel „Venedig in Weilheim. Was die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt so besonders macht“. Referent ist der aus Weilheim stammende Kunst- und Architekturhistoriker Dr. Peter Heinrich Jahn. Er will an diesem Abend vor allem die besonderen Bau- und Konstruktionsformen dieser Kirche vorstellen. „Dieser Aspekt kommt bei der Würdigung unserer Stadtpfarrkirche bislang leider zu kurz beziehungsweise ist unbeachtet geblieben“, so der Weilheimer.
Jahn, der 2006 an der Universität Augsburg promovierte, gilt seit seiner Magisterarbeit über die Klosterkirche Benediktbeuern (1996) als Experte für altbayerische Sakralarchitektur des Früh- und Hochbarock. Als Forschungsstipendiat am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden bearbeitet der Wissenschaftler seit 2016 die Dresdner Schloss- und Zwingerplanungen während der Regierung Augusts des Starken.
Die städtische Obrigkeit und der Herr Stadtpfarrer setzten alles daran, um das ambitionierte Vorhaben zur Realität werden zu lassen. In der ersten Hälfte des Jahres 1624 war der Plan der neuen Liebfrauenkirche – die, wie das Salbuch stolz vermerkt, „ohne Pfeiler“ ist – wohl schon fertig, so dass man auf seiner Grundlage einen Kostenvoranschlag fertigen konnte. Und dieser belief sich auf die stolze Summe von 3500 Gulden!
Geld vom Kurfürsten und vom Bischof
Da es um das Kirchenvermögen mehr schlecht als recht bestellt war, die vermögenderen Pfarrangehörigen durch die Stiftung der Altäre bereits ihr Möglichstes getan hatten, die Finanzsituation der Stadt auch keine allzu großen Sprünge zuließ und überdies das Geld leider nicht auf den Bäumen wuchs, musste man sich auswärts nach den notwendigen Gulden umschauen. Seine Durchlaucht, Kurfürst Maximilian I., hatte in diesen Dingen stets ein offenes Ohr. Er hielt das Weilheimer Anliegen „für ganz erheblich notwendig auch zur Beförderung der Ehre Gottes und unserer allein selig machenden Religion“ und gewährte einen Bauzuschuss von 500 Gulden. Der Augsburger Bischof wollte dem Kurfürsten nicht nachstehen und steuerte die gleiche Summe bei.
Nachdem nun ein finanzieller Grundstock gelegt war, konnte man sich an die Grundsteinlegung wagen. Am Montag, den 16. September 1624, vor genau 400 Jahren also, war der große Tag gekommen. Kunde davon gibt die kopial überlieferte Urkunde, die in vollem Wortlaut – allerdings dem heutigen Sprachduktus etwas angepasst – wiedergegeben werden soll:
„Den sechzehnten Septembris Anno 1624 ist dieses Unser Lieben Frauen Gotteshaus, abgebrochen: wiederum auferbaut: und durch den ehrwürdigen hochgelehrten Herrn, Johann Weiss S. S. Theologie Lizenziaten und Pfarrern alhie, der erste Stein gelegt worden. Folgen die Ratsherren: Die vier Bürgermeister. Hanns Spenesperger, der Zeit im Amt. Wilhelm Eisvogl. Hans Vogl. Hanns Furthueber. Die Herren des Innern Rats: Martin Pänzinger. Hanns Degler. Des Äussern Rats: Carl Weinhart. Georg Stainhauser. Gabriel Gebhart. Wolfgang Ruethart. Peter Fasser. Bartholome Steinle. Thomas Khrampf Stadtschreiber. Testes. Elias Greither der Älter. Michael Grasser und Caspar Mair. Kupferschmid. Alle drei Burger alhie.“
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Es brauchte Hilfe aus Wessobrunn
Der Anfang war gemacht, aber wie ging es weiter? Und da haben wir wieder einmal ein echtes Weilheimer Stückl – man baut, hat aber keinen, der etwas davon versteht! Erst am 15. April des folgenden Jahres verhandelte der Rat der Stadt in Beisein des Stadtpfarrers mit Georg Braun von Wessobrunn „wegen des vorhabenden Baus an gedachtem würdigen Gotteshaus“. Man verpflichtete Braun, dass „er sich des Baus mit Fleiß unterfange und demselben selbst oder durch einen erfahrenen Polier abwarten solle.“
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Dann scheint es aber recht schnell vorangegangen sein, denn bereits 1628 war der Bau unter Dach und Fach und das Innere so weit gediehen, dass sich der Stadtpfarrer um die Weihe bemühen konnte. Bis es allerdings dazu kam, dauerte es dann doch noch eine gewisse Zeit – genauer gesagt, bis zum 30. November 1631. Aber das ist eine andere Geschichte.