Penzberger Denkmalverein kämpft um Erhalt des Menagehauses – Antrag mit eindeutigen Forderungen an Stadtrat gestellt
Der Denkmalverein Penzberg kämpft weiter für den Erhalt des Menagehauses. Bei einem Pressetermin im Vorfeld der Stadtratssitzung am 24. September betonte der Verein seine Forderung nach einer Bürgerbeteiligung und präsentierte Ergebnisse aus der Erforschung der Geschichte des Hauses. Ein Bürgerbegehren schließt der Verein nicht aus.
Seit Monaten wird um die Zukunft des Menagehauses in der Penzberger Bahnhofstraße gerungen. Wie berichtet, plant das Unternehmen Bayernwohnen auf dem Areal vom Menagehaus bis zur Einmündung in die Friedrich-Ebert-Straße einen Neubau für Geschäfte, Büros, Praxen und Wohnungen mit bis zu fünf Vollgeschossen. Nachdem eine Bauausschuss-Mehrheit im Juni dem Planentwurf des Unternehmens zunächst zugestimmt hatte, der Stadtrat dann aber nach einem Antrag von PM und Teilen der Grünen den Vollzug ausgesetzt hatte, beschloss der Stadtrat in seiner Juli-Sitzung, den Planentwurf erst in der Sitzung am 24. September zu beraten.
Denkmalverein fordert reguläres Bebauungsplanverfahren und Bürgerbeteiligung
Dass das Bauvorhaben von vielen Bürgern kritisch gesehen wird, zeigte sich bei einer Diskussionsrunde, zu der der Gewerbeverein „Pro Innenstadt“ im Juli geladen hatte. Der Denkmalverein hatte den Abriss des Menagehauses von Anfang an strikt abgelehnt und bereits im vergangenen Jahr knapp 750 Unterschriften für den Erhalt des Gebäudes gesammelt.
Bei einem Pressegespräch bekräftigten Mitglieder des Vereins nun ihre Forderung nach einem regulären Bebauungsplanverfahren mit Bürgerbeteiligung sowie nach einem Gesamtkonzept für die Innenstadt unter Berücksichtigung der Bürgerwünsche. Es sei ihnen versprochen worden, dass etwa die gesammelten Unterschriften bei den weiteren Überlegungen zur Zukunft des Menagehauses berücksichtigt und die Bürger einbezogen würden, sagte Max Kapfer. „Aber es wurde nichts eingehalten.“ Er betonte erneut, dass das Haus „stadtbildprägend“ im Herzen Penzbergs liege. „Dieses über hundertjährige Haus steht mit seiner Geschichte für die Geschichte von Penzberg. Es gehört in das historische Gedächtnis der Stadt“, so Kapfer und erinnerte an seine Rolle bei der Penzberger Mordnacht 1945 oder seine Funktion als Herberge für Bergarbeiter.

„Die gesamte Penzberger Geschichte seit dem Bau des Hauses noch in der Gemeinde St. Johannisrain bis zum heutigen Tag lässt sich anhand dieses Gebäudes erzählen“, ergänzte Barbara Kaulbarsch. Auch die Geschichte wichtiger Penzberger Personen sei eng mit dem Haus verbunden, so Erich Sczepanski und nannte als Beispiel den Namen des Penzbergers Josef Raab, der für den französischen Widerstand (der Résistance) gekämpft habe und Anfang Juni 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht zum kommissarischen Bürgermeister der Stadt ernannt worden sei. „Das wird in Penzberg tot geschwiegen; trotz unserer französischen Partnerstadt“, kritisierte Kapfer.
In den vergangenen Wochen haben die Mitglieder des Denkmalvereins nun weiter in den Archiven in Penzberg und München nach Argumenten gesucht, die gegen den Abriss des Gebäudes sprechen. Dabei sind sie unter anderem auf den Krumbach gestoßen, der einst durch die Stadt floss.
1902 sei der Bach dann verrohrt worden und fließe jetzt fast ausschließlich unterirdisch von seinem Ursprung im Breitfilz über die Alpen- und die Zweigstraße unter den Fundamenten des Menagehauses durch – und zwar genau in dem Bereich, in dem gemäß den Plänen des Investors eine Tiefgarage vorgesehen sei, so Volker Hoensch. Diese Tatsache sei aus bauplanerischer Sicht nicht unproblematisch; auch vor dem Hintergrund, dass der Krumbach viel Wasser führe und bereits 1932 Überschwemmungen in der Bahnhofstraße verursacht habe. Beim Verein jedenfalls fragt man sich, ob die Existenz dieses Baches dem Investor überhaupt bekannt ist. In jedem Fall müsse aber das Wasserwirtschaftsamt in Neubaupläne in diesem Bereich einbezogen werden, fordert Hoensch.
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Krumbach fließt unter Gebäude durch
Alle Drei stellten in dem Gespräch aber nicht nur die historische Bedeutung des Menagehauses für die Geschichte Penzbergs heraus. Zusätzlich kritisieren sie die Neubaupläne des Investors als viel zu massiv. Der geplante Komplex mache die Bahnhofstraße zu einer „Betonschlucht“, in der sich die Hitze stauen werde. Außerdem fürchten sie, dass – einem „Domino-Effekt“ gleich – weitere Hausbesitzer dem Beispiel des Investors folgen werden und so weitere „gesichts- und geschichtslose“ Neubauten in der Innenstadt entstehen könnten.
Antrag an Stadtrat gestellt
Um den Abriss zu verhindern, hat der Verein bereits im März beim Landesamt für Denkmalpflege die Aufnahme in die Baudenkmalliste beantragt, bislang aber immer noch keine Antwort erhalten, so Kapfer. Hoensch schließt ein Bürgerbegehren nicht aus. Nun hat der Verein einen formellen Antrag gestellt. In dem Schreiben an den Stadtrat, das der Heimatzeitung vorliegt, wird gefordert, die Änderung des Bebauungsplans „Altstadtsanierung“ einzustellen und stattdessen einen eigenständigen Bebauungsplan mit umfangreicher Bürgerbeteiligung aufzustellen.