Wahlkrimi um CSU-Direktkandidaten: Irlstorfers Tage in Berlin sind gezählt – „Es war mir eine Ehre“

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Fairer Verlierer: Der amtierende CSU-Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer wurde mit 67:93 Stimmen als Direktkandidat abgewählt. Als das Ergebnis feststand, gratulierte er Christian Moser aus Pfaffenhofen zum Sieg. © Lehmann

Erich Irlstorfers Tage als Bundestagsabgeordneter sind gezählt. 160 Delegierte aus drei Landkreisen haben am Freitag über die Zukunft des CSU-Urgesteins entschieden. Nach gut zwei nervenaufreibenden Stunden stand fest: Der Direktkandidat der CSU im Wahlkreis 214 heißt Christian Moser.

Landkreis Freising/Schweitenkirchen – Es war ein Wahlkrimi. Einer ohne Happy End für Erich Irlstorfer. Der 54-Jährige wurde am Freitagabend von der eigenen Partei abgewählt. Die Mehrheit der 160 Delegierten stimmte für den Kandidaten aus dem Landkreis Pfaffenhofen, Christian Moser. Am Ende des Abends gab es stehende Ovationen – für Irlstorfer, der am Freitag durch Fairness und Souveränität glänzte.

Der Wahlkreis 214 umfasst die Landkreise Freising und Pfaffenhofen, zudem Teile des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen. Elf Jahre hat Freisings CSU-Mann Erich Irlstorfer diese drei Landkreise im Bundestag vertreten, ist seit 2013 drei Mal als Direktkandidat in den Ring gestiegen, sitzt seither in Berlin.

Im März hat der erweiterte Kreisvorstand der CSU Pfaffenhofen beschlossen, Christian Moser (35) als eigenen Kandidaten ins Rennen um das Direktmandat zu schicken. Thematisch breiter aufstellen wolle man sich, so die Begründung. Das war bereits ein Seitenhieb darauf, dass sich der Amtsinhaber vor allem gesundheitspolitischen Themen widmet. Irlstorfer nahm es damals gelassen, dass man ihm einen Gegenkandidaten aus den eigenen Reihen vor die Nase gesetzt hatte. Am Freitag nun kam es zur Kampfabstimmung.

160 Delegierte, davon 76 aus dem Landkreis Freising

Alle Stühle im Saal des Schweitenkirchener V-Heims waren besetzt. Alle 160 Delegierten aus den drei Landkreisen waren gekommen – 76 aus dem Landkreis Freising, 67 aus Pfaffenhofen, 17 aus Neuburg-Schrobenhausen. Ohne lange Begrüßungsworte und Vorreden eröffnete Bezirksrat Simon Schindlmayr den Abend, machte die Bühne frei für die Kandidatenkür. Beide Bewerber mussten offiziell vorgeschlagen werden. Für Erich Irlstorfer übernahm das Staatsminister Florian Herrmann: „Er ist ein Abgeordneter, wie man ihn sich nur wünschen kann, ein ausgezeichneter und unermüdlicher Vertreter unserer Region. Ich schlage ihn aus tiefster Überzeugung vor.“

Christian Mosers Fürsprecher war der CSU-Kreisvorsitzende aus Pfaffenhofen, Karl Straub: „Er ist ein junger, aber erfahrener Politiker. Er ist Kreisrat und Stadtrat und übernimmt in beiden Positionen Verantwortung. Er hat sich immer in den Dienst der Partei gestellt.“

„Alles hat seine Zeit, es war mir eine Ehre.“ Unter tosendem Applaus und stehenden Ovationen verließ Erich Irlstorfer am Freitag die Bühne.
„Alles hat seine Zeit, es war mir eine Ehre.“ Unter tosendem Applaus und stehenden Ovationen verließ Erich Irlstorfer am Freitag die Bühne. © Lehmann

Irlstorfer war der erste, der auf die Bühne trat. Bei der letzten Gelegenheit, die Delegierten von sich zu überzeugen, sprach er von einer Zeit des Umbruchs, zählte die großen Herausforderungen auf: eine geregelte Migration in Bayern und Deutschland hinzubekommen, dem Klimawandel entgegenzutreten, aber auch, die Wirtschaft zu stärken. Frieden, Wohlstand und Sicherheit: „Das sind die Themen, die die Menschen bewegen.“ Und Irlstorfer ging konkret auf die Vorwürfe ein, dass er „nur immer über Gesundheit“ rede: „Klar, dafür bin ich der Experte im Bundestag. Dass ich all die anderen Themen dennoch im Blick habe und dafür eintrete, ist selbstverständlich.“ Mit Motivation, Demut Bodenständigkeit und Nahbarkeit wolle er den Wahlkreis 214 in einer vierten Amtsperiode in Berlin vertreten – „ruhig und sachlich, wie ich das seit elf Jahren bereits mache“. Und er schwor die Anwesenden auf Zusammenhalt ein: „Lasst uns den Anspruch nicht verlieren, in schwierigen Zeiten zusammenzustehen.“

„All die anderen Themen“ waren es, die sein Gegenkandidat auflistete: Die nicht enden wollende Regulierungswut der Regierung, zu viel Bürokratie in der Landwirtschaft und das Thema Asyl. „Unsere Heimat hat die Belastungsgrenze längst erreicht, unsere Sicherheit ist überfordert, dass noch nicht mehr passiert ist, haben wir den engagierten Polizisten und Polizistinnen zu verdanken.“ Im Brustton der Überzeugung forderte er die Zurückweisung Asylsuchender an deutschen Binnengrenzen und den Stopp von Expresseinbürgerungen, „denn das ist nichts anderes als Verhinderung von Abschiebung“. Und weiter: „Deutschland muss wieder selbst entscheiden, wer in unser Land kommt“, rief er dem Saal zu – tosender Applaus seiner Anhänger.

Den Freisingern versprach er, „genauso für und mit ihnen zu kämpfen, gerade so, als wäre ich selbst ein Freisinger“.

Die Delegierten haben entschieden: Nur 67 von 160 Stimmen konnte Erich Irlstorfer auf sich vereinen. Hätten alle Freisinger für ihn gestimmt, hätte er 76 Stimmen bekommen.
Die Delegierten haben entschieden: Nur 67 von 160 Stimmen konnte Erich Irlstorfer auf sich vereinen. Hätten alle Freisinger für ihn gestimmt, hätte er 76 Stimmen bekommen. Die CSU schickt für den Wahlkreis 214 Christian Moser ins Rennen. © Lehmann

Und dann war Geduld gefragt: Alle 160 Delegierten wurden einzeln nach vorne gebeten, jede und jeder bekam den Stimmzettel ausgehändigt. Nach etwa einer Stunde konnte ausgezählt werden. Das Ergebnis: ein schwerer Schlag für den Freisinger Abgeordneten Irlstorfer: 67 Delegierte hatten für ihn gestimmt, 93 für Moser. Irlstorfer sprang sofort auf, um dem frischgewählten Bundestagskandidaten zu gratulieren. Dann trat er erneut ans Mikrofon, bedankte sich bei seiner Frau und seiner Familie, bei seinen politischen Mitstreitern. Und mit Blick auf das ernüchternde Ergebnis sagte er: „Alles hat seine Zeit. Es war mir eine Ehre.“ Die Zeit im Bundestag sei sein Lebenstraum gewesen. Jetzt aber habe er noch eine Bitte an alle: „Unterstützt den Christian, wir werden die Gemeinschaft brauchen, damit wir erfolgreich sind.“ Unter frenetischem Applaus und Standing Ovations verließ Erich Irlstorfer die Bühne.

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