Widerstandsgruppe berichtet aus Cherson: Putins Truppen würden „massenhaft“ verschwinden

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Russische Soldaten desertieren in der Region Cherson „massenhaft“, wie eine ukrainische Widerstandsgruppe berichtete. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren (Symbolbild). © IMAGO/Kirill Kukhmar/Itar-Tass

Seit Beginn des Ukraine-Krieges gibt es Berichte über die fehlende Moral in Putins Armee. Nun soll es in der Region Cherson vermehrt Desertationen russischer Soldaten geben.

Cherson – Die Gefechte im Ukraine-Krieg halten an – auch in der Region Cherson im Süden des Landes. Dort weigern sich russische Soldaten offenbar teilweise zu kämpfen oder verlassen gar ihren Einsatzort, wie eine ukrainische Widerstandsgruppe am Donnerstag (11. April) meldete. Die russische Armee verliere in der Region demnach „massenhaft“ Soldaten.

Ukraine-Krieg: Berichte über massenhaftes Verschwinden russischer Soldaten in der Region Cherson

Russischen Streitkräften gelang es kürzlich in die Nähe des von der Ukraine besetzten Brückenkopfes im Osten von Cherson vorzurücken, wie die US-Kriegsexperten des Institute for the Study of War (ISW) berichteten. Kiews Truppen hatten die Brückenköpfe in Cherson schon vor Monaten errichtet, womöglich um zu einem späteren Zeitpunkt von dort die Offensive in Richtung der Krim zu starten. Laut ISW konnte die Ukraine zuletzt mehrere russische Kommandoposten an der Frontlinie in Cherson treffen. Die Partisanenbewegung Atesh sieht noch eine weitere Entwicklung in der Oblast: „In der Region Cherson verschwinden massenhaft russische Soldaten“, hieß es am Donnerstag auf Telegram.

Teilweise würden zuvor als SOCH gelistete Soldaten später in Cherson gefunden, berichtet Atesh. SOCH entspricht dabei dem englischen Militärbegriff AWOL („absent without official leave“), also dem unerlaubten Entfernen von der Truppe, und bezeichnet damit Deserteure. Wie Agenten mitteilten „wurden Einheiten der russischen Garde angewiesen, ukrainische Partisanen zu fangen, die Informationen über die Standorte des Personals der russischen Besatzungstruppen übermitteln. Auch vermisstes Personal der russischen Truppen wird vor Ort festgestellt“, so der Atesh-Bericht weiter. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.

Atesh ist in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine sowie auf russischem Territorium aktiv und berief sich in seinem Bericht auch auf offizielle Mitteilungen der russischen Streitkräftegruppe „Dnepr“. Diese hätten gemeldet, dass russische Soldaten die Durchführung von Kampfeinsätzen verweigern und ihre […] Einsatzorte vorsätzlich verlassen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs gab es wiederholt Berichte über die niedrige Moral in der russischen Armee.

Ukraine hat Personalproblem: Fehlendes Rotationsprinzip und hohe Verluste

Nicht nur der russischen Armee fehlen Soldaten. Auch die Ukraine hat ein Personalproblem: Noch immer gibt es kein funktionierendes Rotationsprinzip für die Front, zudem sind viele Soldaten seit Beginn des Krieges getötet oder verwundet worden. Schätzungen der New York Times zufolge fielen auf ukrainischer Seite 70.000 Soldaten, zwischen 100.000 und 120.000 wurden verletzt. „Der Feind ist uns zahlenmäßig um das Sieben- bis Zehnfache überlegen, es mangelt uns an Personal“, sagte der ukrainische Kommandeur Jurij Sodol laut SZ.

Erst kürzlich hatte Kiew deshalb das Mindestalter für die Einberufung von Reservisten auf 25 Jahre herabgesetzt. Ein am Donnerstag vom ukrainischen Parlament angenommenes Gesetz erhöht zudem die Strafen für Kriegsdienstverweigerer. Zudem soll künftig auch ein Passus wegfallen, der eine Entlassung von Soldaten aus der Armee nach 36 Dienstmonaten vorgesehen hatte. Ukrainische Soldaten an der Front teilten der Nachrichtenagentur AFP mit, sie stünden wegen der Änderung unter „Schock“.

Auch interessant

Kommentare