„Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht zugestimmt“ – Widerstand gegen Bockerlbahn formiert sich
Eine Bockerlbahn soll es künftig im Schwabbrucker Dorfgarten geben. Das hat der Gemeinderat Ende Juni beschlossen. Doch nun werden kritische Stimmen dazu laut, Unterschriften gegen das Projekt werden gesammelt, und Gemeinderat Siegfried Seelos möchte erneut über das Thema abstimmen lassen.
Schwabbruck – Acht zu null. Einstimmig. So fiel der Grundsatzbeschluss pro Bockerlbahn im Schwabbrucker Gemeinderat Ende Juni aus. Wie berichtet, handelt es sich bei dem Dorfgarten-Bähnle um ein Projekt des Schwabbruckers Gerald Siegl. Sowohl die Kosten, als auch die Haftung wolle er selbst tragen, erklärte Siegl in der Gemeinderatssitzung.
Streckenführung von Bockerlbahn hat sich geändert
Doch nun, nur rund einen Monat nach dem Bähnle-Beschluss, mehren sich Stimmen in Schwabbruck, die das Projekt kritisch sehen. Zu denen gehört auch Siegfried Seelos, Gemeinderat und Bürgermeisterkandidat für die Wahl 2026. „Es sind seit Ende Juni viele neue Sachverhalte dazugekommen“, erklärt Seelos im Gespräch mit der Heimatzeitung: „Wenn ich das damals alles gewusst hätte, hätte ich nicht zugestimmt.“
Konkret geht's bei besagten neuen Sachverhalten vor allem um eine geänderte Streckenführung. Kurz nach dem Beschluss wurde klar, dass der noch in der Juni-Gemeinderatssitzung vorgestellte Gleisverlauf so nicht umgesetzt werden kann. Siegfried Seelos spricht von Problemen mit gewissen Höhen auf dem Gelände. Anfang Juli schauten sich Vize-Bürgermeister Norbert Schreiber und der Gemeinderat die Lage vor Ort an. Bürgermeister Norbert Essich konnte bei dem Ortstermin nicht dabei sein, da er zu diesem Zeitpunkt im Urlaub war. Es wurde mündlich verabredet, den Streckenverlauf zu ändern.
Warnung: Baum könnte durch Arbeiten beschädigt werden
In der jüngsten Gemeinderatssitzung ging es nun darum, die geänderte Streckenführung mit einem Beschluss abzusegnen. Das hat das Gremium mit einer Mehrheit von sechs Stimmen auch getan. Siegfried Seelos gehörte zu den Räten, die nicht dafür gestimmt haben. Denn er hält auch die neue Streckenführung für nicht optimal. So sieht er etwa die Gefahr, dass die erforderlichen Sicherheitsabstände „auf eigenem Grund nicht mehr machbar sind“. Außerdem warnt er davor, dass die Wurzeln eines Baumes durch die Arbeiten beschädigt werden könnten. „Die ganze Sache war ein bissle überhastet“, meint Seelos.
Mit dieser Meinung steht Seelos nicht allein da. Auch die Gemeinderäte Thomas Rehm und Martin Ehrl sehen das Projekt „Schwabbrucker Bähnle“ kritisch. Außerdem würden laut Seelos im Ort bereits Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen das Projekt gesammelt. Seelos plant zudem, den Grundsatzbeschluss zum Bähnle nochmal auf die Tagesordnung im Gemeinderat zu bringen und erneut darüber abstimmen zu lassen. Das sei möglich, wenn 25 Prozent des Gemeinderats das möchten, sagt Seelos.
Bürgermeister spricht sich für das Projekt aus
Schwabbrucks Bürgermeister Norbert Essich steht nach wie vor hinter dem Bähnle-Projekt. „Die Bockerlbahn kostet die Gemeinde nix“, betont der Rathaus-Chef: „Ob das ganze funktioniert oder nicht, ist die Sache von Gerald Siegl.“
Dieser gibt sich im Gespräch mit der Heimatzeitung nach wie vor gelassen. „Ich gehe davon aus, dass viele Leute ein falsches Bild von der Bahn haben“, sagt Siegl und verweist auf eine Feldbahn, die früher im Schwabbrucker Pfarrgarten gestanden habe. Besagte Bahn sei deutlich schwerer als die nun geplante Bockerlbahn gewesen. „Wir reden hier von einer Garteneisenbahn. Die macht keinen Lärm und keinen Schmutz.“
Aktuell stehen fünf Gemeinderäte sicher hinter dem Projekt.
Anders als Seelos sieht Siegl kein Problem bei den Sicherheitsabständen. Und bezüglich der Warnung vor der Beschädigung des Baums sagt er: „Die Wurzeln kann man beschädigen – wenn man das möchte. Aber das ist sicher nicht meine Absicht.“ Angesprochen auf die erneute Abstimmung, die Seelos anstrebt, erklärt Siegl: „Aktuell stehen fünf Gemeinderäte sicher hinter dem Projekt.“ Das wäre eine knappe Mehrheit im Gremium.