Ausland - Warum Trumps Klimapolitik nicht nur für die USA teuer wird
Schon an seinem ersten Arbeitstag im Weißen Haus setzte Donald Trump den Rotstift an: Der neue Präsident der USA unterzeichnete gleich mehrere Dekrete, die für die US-Klimapolitik und die Produktion erneuerbarer Energie radikale Rückschritte bedeuten.
Ein Dekret ruft den "nationalen Energienotstand" aus. Ein anderes trägt den Titel "Entfesselung der amerikanischen Energie". Darin werden "ideologisch motivierte Vorschriften" dafür verantwortlich gemacht, dass "zuverlässige und erschwingliche Elektrizität" aus Öl, Gas und Kohle eingeschränkt werde.
Wie im Wahlkampf angekündigt, nahm Trump auch die Windenergie ins Visier und ordnete an, dass alle Genehmigungen für neue Offshore Projekte und für staatliche Pachtverträge vorübergehend ausgesetzt werden.
Die Öl- und Gasproduktion in den USA, hatte unter Joe Biden ihren Höhepunkt überschritten. Nach Angaben der US-Energie-Informationsbehörde waren 2024 die durchschnittlichen Strompreise in fast allen US-Bundesstaaten niedriger und stabiler als im Vorjahr.
Dies lag teils an niedrigen Preisen für Erdgas, zum anderen Teil daran, dass es viel kostengünstige erneuerbare Energie im Stromnetz sowie mehr Batteriespeicher gab. Die Kosten für erneuerbare Technologien sind in den letzten Jahren stark gesunken.
In seinen Dekreten greift Trump auch die Politik der Vorgängerregierung zur Energiewende an. Sie behindere die "Schaffung von Arbeitsplätzen", so die neue Regierung. Doch tatsächlich sind in den USA im Sektor der erneuerbaren Energien rund dreimal so viele Arbeitskräfte beschäftigt wie in der traditionellen fossilen Energiewirtschaft.
Im Jahr 2023 war das Beschäftigungswachstum bei den Erneuerbaren sogar mehr als doppelt so hoch wie auf dem "starken" US-Arbeitsmarkt insgesamt. Im Jahr zuvor machten Jobs im nachhaltigen Energiesektor bereits über 84 Prozent der neuen Arbeitsplätze in der Stromerzeugung aus.
Lee Zeldin will "Dolch durch das Herz der Klimawandel-Religion stoßen"
Diesen Monat kündigte der neue Leiter der US-Umweltschutzbehörde EPA, Lee Zeldin, an, er werde 31 Vorschriften und Finanzmittel im Bereich Klima- und Umweltschutz und bei der Finanzierung sauberer Energien streichen.
"Wir halten unsere Versprechen, die amerikanische Energie freizusetzen, die Kosten für die Amerikaner zu senken und die amerikanische Autoindustrie wiederzubeleben", sagte Zeldin in einem Video, das auf der Social-Media-Plattform X veröffentlicht wurde. "Wir treiben einen Dolch durch das Herz der Klimawandel-Religion", fügte er hinzu.
Darüber hinaus kündigte Zeldin an, Zuschüsse für saubere Energie und Klimaschutz im Wert von 20 Milliarden Dollar zu streichen, die die Vorgängerregierung von Joe Biden im Rahmen des Fonds zur Verringerung von Treibhausgasen zugesagt hatte. Er habe die Mittel bis zu einer Überprüfung auf "programmatischen Betrug, Verschwendung und Missbrauch" eingefroren, so Zeldin.
Drei Klimaorganisationen, für die 14 Milliarden Dollar an grünen Zuschüssen vorgesehen waren, verklagten die EPA daraufhin – und bekamen zunächst Recht. Ein US-Bundesrichter erklärte, die "vagen und unbegründeten" Behauptungen der EPA über den angeblichen Betrug seien unzureichend. Die Zuschüsse für die drei Klimagruppen wurden nicht gestrichen.
Einschnitte beim US-Klimaschutz kommen die Welt teuer zu stehen
Anfang des Jahres beendete Trump die Beteiligung der USA am Pariser Klimaabkommen. Da die Vereinigten Staaten der zweitgrößte Verursacher von klimaschädlichen Treibhausgasen sind, ist die Sorge groß, dass damit die Bemühungen zur Begrenzung der weltweiten Erderwärmung einen erheblich Rückschlag erleiden.
Das würde auch zu steigenden Kosten für Steuerzahler in den USA und weltweit führen. Ein Bericht der Unternehmensberatung Boston Consulting Group prognostiziert, dass bei einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um drei Grad Celsius bis zum Jahr 2100 - doppelt so viel wie das in Paris festgelegte 1,5-Grad-Ziel - die globale Wirtschaftsleistung um 15 bis 34 Prozent sinken würde.
In den letzten zehn Jahren haben Extremwetterereignisse, die mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel in Verbindung stehen, die Weltwirtschaft mehr als zwei Billionen Dollar gekostet. Das zeigt ein aktueller Bericht der Internationalen Handelskammer, ICC.
Allein die Waldbrände in Los Angeles im Januar 2025 verursachten Sach- und Kapitalschäden in Höhe von bis zu 164 Milliarden Dollar.
Boston Consulting stellte weiterhin fest, dass die Kosten für die Untätigkeit bei der Begrenzung der Erderwärmung bis zu 27 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts betragen könnten – eine Summe, die ausreichen würde, um die extreme Armut in der Welt zu beseitigen.
"US-Klimapolitik führt zu Jobverlusten und wirtschaftlichem Niedergang"
Die Trump-Regierungen behauptet, ihre Klimakürzungen würden den Wirtschaftswohlstand der US-Bevölkerung verbessern. Corey Bradshaw, Professor für globale Ökologie an der Flinders University in Südaustralien, hält das für falsch. Den Boom grüner Energien abzuwürgen, werde vielmehr zum Verlust von Arbeitsplätzen und zu wirtschaftlichem Niedergang in den USA führen, so Bradshaw im DW-Interview. "Die Lebenshaltungskosten der Menschen werden steigen und ihre Einkommensmöglichkeiten sinken."
Durch das 2022 von der Biden-Regierung ins Leben gerufene Gesetz Inflation Reduction Act (IRA) flossen hunderte Milliarden Dollar in Technologien für saubere Energie. Schon zwei Jahre später entfiel mehr als die Hälfte des Wachstums bei den privaten Investitionen in den USA auf diesen Sektor, so ein Bericht des Clean Investment Monitor (CIM) aus dem Jahr 2024. Der CIM verfolgt die Finanzierung von Klimatechnologien in den USA.
Am schnellsten wuchs dabei die Produktion von nachhaltigen Energie- und Verkehrstechnologien: um insgesamt 89 Milliarden Dollar innerhalb von zwei Jahren nach der Verabschiedung des IRA. Das war viermal so viel wie die 22 Milliarden Dollar, die die USA vor dem IRA in die Bekämpfung des Klimawandels investiert hatte.
Hauptnutznießer der vom IRA geförderten Maßnahmen waren bislang Bundesstaaten, in denen die Republikanische Partei regiert: Fast 60 Prozent der Projekte liegen in den Kongressbezirken der Republikaner.
Allein im Bundesstaat Georgia wurden seit der Verabschiedung des IRA mehr als 43.000 Arbeitsplätze im Nachhaltigkeitssektor geschaffen und mehr als 30 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert. Landesweit wurden mehr als 400.000 neue Arbeitsplätze im Bereich erneuerbarer Energie geschaffen.
Bis zum Jahr 2024 hatte das US-Stromnetz mehr Kapazitäten aus Solarenergie zugelegt als aus jeder anderen Energiequelle in den letzten 20 Jahren
Sylvia Levya Martinez ist Solaranalystin bei der US-Energieberatungsfirma Wood Mackenzie. Ihre Firma is Co-Verfasser einer Studie, die einen Rekord-Zubau an Solarenergie prognostiziert. Nun aber warnt Martinez davor, dass dieser Boom schnell zurückgedreht werden könnte.
"Der Installationsrekord im vergangenen Jahr wurde durch Regeln und Kredite aus dem Inflation Reduction Act begünstigt, die das Interesse am Solarmarkt gefördert haben", erklärt sie. "Wenn viele dieser Maßnahmen abgeschafft oder wesentlich verändert würden, wäre das sehr nachteilig für das weitere Wachstum der Branche."
Wird Trumps Klimapolitik vor Gericht gestoppt?
David Bookbinder glaubt, dass die Bemühungen zum Abbau des Klima- und Umweltschutzes in den USA vor Gericht scheitern werden. Er ist Direktor für Recht und Politik beim Environmental Integrity Project, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für den Klimaschutz einsetzt.
"Die EPA kann diese Vorschriften nicht ohne ein langwieriges Verfahren rückgängig machen", sagt Bookbinder. Er verweist darauf, dass die EPA während der ersten Regierungszeit von Donald Trump die meisten ihrer Anti-Klima-Prozesse verloren hatte, weil sie die Verfahrensregeln nicht einhielt.
Ökologie-Professor Corey Bradshaw sagt, dass Trumps Versuche, die Klimavorschriften zurückzunehmen, zwar "unlogisch" seien und eine "sterbende" Fossil-Industrie unterstützen. Doch jede Verzögerung bei der dringend nötigen Senkung von Treibhausgasen würden sich rasch auswirken und "Klimaerfolge verlangsamen".
Redaktion: Tamsin Walker / Adaption aus dem Englischen: Jeannette Cwienk
Von Stuart Braun
Das Original zu diesem Beitrag "Warum Trumps Klimapolitik nicht nur für die USA teuer wird" stammt von Deutsche Welle.