Putin schickt Truppen nach Afrika: Russische Soldaten landen in Burkina Faso

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Burkina Fasos Landesführer Ibrahim Traoré will die Beziehung zu Russland stärken. © AFP

Rund 100 russische Soldaten sind offenbar im Sahel-Staat eingetroffen. Warum Russland erstmalig Truppen nach Westafrika verlegt.

Ouagadougou - Kremlchef Wladimir Putin setzt seinen Machtausbau weiter fort. Mitte dieser Woche sind in Burkina Faso, einem Staat in Westafrika, rund 100 russische Soldaten gelandet. 200 weitere sollen folgen. Das bestätigt die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Die militärische Unterstützung soll den Schutz des Landesführers Ibrahim Traoré und des burkinischen Volkes gewährleisten, heißt es weiter auf dem Telegram-Kanal Afrikakorps, der nach eigener Darstellung dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt ist. 

Lage in Burkina Faso: Staatsputsche und Terror

Burkina Faso zählt laut der französischen Nachrichtenagentur (AFP) zu den ärmsten Ländern der Welt und hat im vergangenen Jahr innerhalb weniger Monate zwei Militärputsche erlebt. Die Machtübernahme durch das Militär erfolgte, ähnlich wie im Nachbarland Mali, aus Unzufriedenheit über den mangelnden Erfolg im Kampf gegen Dschihadisten im Land.

Seit Oktober 2022 ist Traoré Staatsoberhaupt. Die politische und humanitäre Lage in dem Sahel-Staat mit rund 23 Millionen Einwohnern ist seit Jahren instabil. Bewaffnete Gruppen, von denen einige der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ angehören, sind dort aktiv. Ähnlich gestaltet sich die Lage in den Nachbarstaaten Mali und Niger. 

Laut Recherchen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sind bei Drohnenangriffen gegen islamistische Terroristen in Burkina Faso bereits zahlreiche Zivilisten getötet worden. Allein für den Zeitraum zwischen August und November letzten Jahres seien mindestens 60 Zivilisten getötet und verletzt worden, als Drohnen zwei Märkte und eine Beerdigung angriffen, so die Organisation. Sie stützt ihre Aussagen auf die telefonische und persönliche Befragung von 30 Personen, darunter 23 Zeugen der Angriffe sowie sieben Mitglieder nationaler und internationaler Nichtregierungsorganisationen. Bei den Opfern soll es sich um Menschen aus Burkina Faso und dem angrenzenden Mali handeln.

Bisher hatte vor allem Frankreich, das bis 1960 Kolonialmacht war, starken Einfluss auf den Sahel-Staat. Die Lage änderte sich, als die neuen Machthaber im vergangenen Jahr die französischen Truppen aus dem Land warfen. Grund: man war unzufrieden mit der Unterstützung Frankreichs im Kampf gegen den Terror. Neuer Hoffnungsträger: Russland. Burkina Faso setzt nun auf die Unterstützung von Kreml-Chef Putin.

Moskau und Ouagadougou nähern sich an - nicht nur militärisch

Tatsächlich näherten sich Russland und Burkina Faso zuletzt an. Im Dezember vergangenen Jahres öffnete Russland nach fast 32 Jahren wieder seine Botschaft im Sahel-Staat. Laut der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) wurde die im Jahr 1992 geschlossene diplomatische Vertretung Russlands in der Hauptstadt Ouagadougou wieder besetzt. Das erklärte damals auch das burkinische Außenministerium.

Neben einer Annäherung im militärischen Bereich hat Russland zudem zugesagt, ein Atomkraftwerk in Burkina Faso zu bauen. Im November war das westafrikanische Land eines der ersten afrikanischen Staaten, die kostenlos russische Getreidelieferungen erhielten. Und nun die Landung russischer Truppen im kleinen Binnenstaat. Was will Putin mit der Zusammenarbeit Traorés bezwecken?

Machtausbau in Westafrika: Was steckt hinter Putins Strategie?

Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) vermutet in einem kürzlich veröffentlichten Lagebericht, dass der Kreml wahrscheinlich versucht, die Operationen des Afrikakorps in Niger, Burkina Faso und Mali auszuweiten. Die Experten aus den USA befürchten, dass Russland mit seiner Stärkung in den Sahel-Staaten strategische Ziele verfolge, wie die Destabilisierung Europas, die Abschwächung westlicher Sanktionen und die Verringerung des westlichen Einflusses weltweit. Zudem ist Afrika auch wegen der Bodenschätze und Rohstoffe für Moskau von Bedeutung. Frankreichs Ablösung durch Russland spielt Putin demnach in die Karten.

Einen Konkurrenten gibt es da aber noch. Denn auch die USA sind an besseren Beziehungen zu Westafrika interessiert. Erst vor wenigen Tagen brach der US-Außenminister Antony Blinken zu seiner Afrika-Reise auf. Ziel für den Trip sei eine engere Zusammenarbeit mit dem Kontinent. Die US-Regierung wolle die Kooperation mit ganz Afrika „vertiefen, stärken und ausbauen“, sagte Blinken am Montag in Kap Verde. Weitere Ziele seiner Reise sind Nigeria und Angola, so die Nachrichtenagentur AFP. Die USA sind darum bemüht, dem wachsenden Einfluss von China und Russland in Afrika entgegenzutreten. (Babett Gumbrecht)

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