Die scheidende Bundessprecherin der Grünen Jugend, Jette Nietzard, ist in der Vergangenheit vor allem durch provokante öffentliche Auftritte aufgefallen. Innerhalb des Verbands soll sie jedoch einen harten Machtkampf geführt haben – selbst gegen ihren Co-Sprecher Jakob Blasel. Das berichtet der "Spiegel".
Funktionsträger aus der Grünen Jugend berichten von "Machtmissbrauch" und "Mobbing"
Demnach soll es in den Führungsgremien der Nachwuchsorganisation von Bündnis 90/Die Grünen wiederholt zu Spannungen und lautstarken Auseinandersetzungen gekommen sein. Vor allem Nietzard wird vorgeworfen, sich gegenüber anderen Mitgliedern und Verantwortungsträgern unsolidarisch verhalten zu haben.
Mehrere Funktionsträger aus verschiedenen Landesverbänden berichten dem "Spiegel" von "Machtmissbrauch" und "Mobbing".
Was öffentlich teils heftig auf Kritik stieß, fand innerhalb der Grünen Jugend zunächst durchaus Zustimmung. Doch den Rückhalt verlor Nietzard nach Angaben mehrerer Mitglieder vor allem wegen ihres als konfrontativ beschriebenen Umgangstons innerhalb des Grünen Jugend.
Mehrere Personen schildern dem "Spiegel", Nietzard habe Mitglieder der Grünen Jugend, die anderer Meinung waren, angeschrien, eingeschüchtert und teils öffentlich diffamiert. Dabei habe sie Unterstützung eines kleinen, aber einflussreichen Netzwerks innerhalb der Partei gehabt.
Nietzard dementiert Vorwürfe nicht
"Menschen, die als Bedrohung für die Macht des Netzwerks wahrgenommen wurden, erlebten Diffamierung", sagt ein Funktionär, der anonym bleiben möchte. "Man könnte das mit Schulhofmobbing vergleichen", so ein Mitglied der Grünen Jugend. Sogar Äußerlichkeiten wie Kleidung soll Nietzard demnach kritisiert haben.
Nietzard dementierte die Vorwürfe auf "Spiegel"-Anfrage nicht. "Wenn diese Vorwürfe im Raum stehen, wünsche ich mir, dass diese von einer unabhängigen Ombudsstelle untersucht werden. Wenn ich mich falsch verhalten habe, sollte ich die Konsequenzen tragen", meinte die 26-Jährige.
Nietzard bemängelt jedoch, dass die Vorwürfe an ein Medium weitergeleitet wurden. Dies sei "ausschließlich eine Form der Diffamierung".
Außerdem wird Nietzard vorgeworfen, mehrere männliche Mitglieder des Verbands "Antifeministen" genannt zu haben. Auch diesen Vorwurf bestreitet sie nicht. Auf "Spiegel"-Nachfrage schrieb sie: "Das wird ihrem Verhalten entsprochen haben."
Auch das Verhältnis zwischen Nietzard und Co-Bundessprecher Jakob Blasel soll schon länger angespannt sein. Laut "Spiegel" sollen die beiden wochenlang nicht miteinander gesprochen haben. Seit der Wahl bestand offenbar ein Konkurrenzverhältnis, berichtet jemand, der die beiden regelmäßig erlebt hat: "Jakob war aus Jettes Sicht ein direkter Konkurrent, egal ob es um interne Macht geht oder um öffentliche Aufmerksamkeit."