Sollen Schüler Tafel putzen und Boden kehren? Leserdebatte zeigt tiefe Gräben

Ein Bürgermeister fordert: Schüler sollen ihre Klassen selbst reinigen. Der Artikel über den Vorschlag sorgt für kontroverse Reaktionen. Viele Leser sehen darin Symbolpolitik auf Kosten der Jüngsten. Andere verteidigen den Ansatz als wertvolle Lektion in Eigenverantwortung. Dazwischen steht Kritik an Sozialpolitik, Bürgergeld und kommunaler Finanznot. 

Verteilung der Meinung zu "Streit über Verantwortung in Klassenzimmern: Schülerputz spaltet die Leser"
Die FOCUS-online-Leser diskutieren über Sinn, Fairness und Verantwortung. FOCUS Online

Zustimmung für pädagogischen Wert

Viele Leser sehen im Schülerputz eine sinnvolle pädagogische Übung. Er könne Verantwortungsgefühl, Ordnung und Gemeinschaft fördern. Tatsächlich ist leichte Mithilfe – etwa beim Aufräumen oder Tafelwischen – rechtlich erlaubt, solange sie pädagogisch begründet, altersgerecht und freiwillig erfolgt. Das Jugendarbeitsschutzgesetz und die Schulgesetze der Länder setzen klare Grenzen: Arbeiten dürfen nicht überfordern oder wirtschaftliche Zwecke erfüllen.

"Gute Idee - Wir hörten früher in der Schule: Lerne Ordnung, übe sie, Ordnung spart Dir Zeit und Müh! Kinder und Schüler lernten vielleicht so, mit der teuren Ressource 'Sauberkeit' vernünftig umzugehen!"  Zum Originalkommentar

"Hervorragende Idee. Dann lernen die Kids von vornherein nicht so viel Dreck zu machen und ihren eigenen Dreck selber wieder wegzumachen. Das fördert die Gemeinschaft und den Sinn fürs Praktische. Man kann das ja aufteilen, jede Woche ist ein Trupp von 4-5 Schülern dran, und für die Gemeinschaftsflächen und Toiletten jede Woche eine oder zwei andere Klassen. Dann kommt pro Person und Tag nicht mehr als 30 min heraus, das ist wirklich zumutbar."  Zum Originalkommentar

""Schüler sollten sich wieder an der Reinigung der Klassenzimmer beteiligen". Ein richtiger Weg. So lernen sie das Verursacherprinzip kennen. Das könnte bei einigen zur Verhaltensänderung führen."  Zum Originalkommentar

Forderung nach Gegenleistung

Ein Teil der Leser fordert, statt Schüler sollten Bürgergeld-Empfänger oder Asylbewerber Reinigungsaufgaben übernehmen. Begründet wird das mit dem Prinzip "Leistung gegen Gegenleistung". Allerdings sind Zwangsarbeiten für Leistungsbezieher gesetzlich verboten. Bürgergeld-Empfänger können gemeinnützige Tätigkeiten nur freiwillig oder im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten (1-Euro-Jobs) ausüben. Die Forderung hat daher vor allem symbolischen Charakter.

"Warum keine Bürgergeldempfänger? Hier müssen wir noch deutlich umdenken."  Zum Originalkommentar

"Herr Oberbürgermeister, vielleicht fordern Sie die BG-Empfänger und Asylbewerber mal dazu auf."  Zum Originalkommentar

Ärger über Finanzen und Sparmaßnahmen

Viele Leser kritisieren, Kommunen würden aus Geldnot an den falschen Stellen sparen. Der Schülerputz wird als Ausdruck mangelnder finanzieller Steuerung verstanden. Tatsächlich tragen Städte und Gemeinden laut Schulgesetz die Verantwortung für Reinigung und Instandhaltung der Schulgebäude. Wenn Schüler dauerhaft Aufgaben übernehmen, die in den Zuständigkeitsbereich der Kommune fallen, wäre das rechtlich problematisch.

"Die Kommunen in Baden-Württemberg verschleudern seit Jahren das Geld. Da werden sinnlose Millionenprojekte wie Fahrradwege, Verkehrsumgehungen, Ortskernumgestaltungen und teure Verwaltungsneubauten umgesetzt. Viele Bürgermeister sind Juristen oder kommen aus der Verwaltung und haben noch nie richtig gearbeitet."  Zum Originalkommentar

Kritik am Vorhaben und an Vorbildern

Ein Teil der Leser lehnt das Vorhaben entschieden ab und bezeichnet den Vorstoß als "Kinderarbeit". Nach deutschem Recht wäre das nur dann zutreffend, wenn Schüler dauerhaft oder gegen ihren Willen beschäftigt würden. 

"Denke, dass dieser Bürgermeister besser mit gutem Beispiel vorangehen sollte ..."  Zum Originalkommentar

"Dann soll dieser Herr doch mit gutem Beispiel vorangehen und seine Diensträume auch selbst putzen. Aber tut er doch bestimmt schon."  Zum Originalkommentar

Kritik an Politik

Viele Kommentatoren verknüpfen das Thema mit Unmut über Migration und Sozialpolitik. Sie sehen die kommunale Finanzlage durch die Unterbringung von Flüchtlingen belastet. Faktisch wird der Großteil dieser Kosten durch Landes- und Bundesmittel getragen. Die Verbindung zwischen Migration und Schülerputz ist daher politisch aufgeladen, aber sachlich nur bedingt gerechtfertigt.

"Wiedermal typisch was nun noch gefordert wird und als Idee zur Lösung und Verbesserung des Haushaltes angedacht wird, damit andere noch mehr von unserem sozialen Haushalt profitieren können. Wieso putzen denn nicht alle, die wir mit und durch unserem ausufernden sozialen Haushalt unterstützen und davon profitieren ..." Zum Originalkommentar

Zweifel und Gerechtigkeitsfragen

Einige Leser äußern Zweifel, ob Schülerputz den Hygieneanforderungen an Schulen genügt. Tatsächlich unterliegen öffentliche Schulen verbindlichen Hygienevorschriften, die vom Schulträger zu gewährleisten sind. Ein symbolischer Beitrag der Schüler – etwa Mülleimer leeren oder das Klassenzimmer besenrein verlassen – kann pädagogisch sinnvoll sein, ersetzt aber keine fachgerechte Reinigung.

"Tafel abwischen am Ende des Schultages ist ok. Das mit dem "besenrein" wird den derzeitigen Hygieneanforderungen wohl kaum genügen ..."  Zum Originalkommentar

"Ich schicke mein Kind zur Schule, damit es mit Wissen für seine berufliche Zukunft fit gemacht wird und nicht dazu, dass es zur Reinigungskraft ausgebildet wird."  Zum Originalkommentar

Ironie

Zahlreiche ironische Kommentare machen sich über das Thema lustig. Leser fordern sarkastisch, Politiker, Lehrer oder Rentner sollten selbst putzen. Diese Spötteleien zielen weniger auf die Sache, sondern auf politische Prioritäten.

"Müssen die Patienten demnächst auch das Krankenhaus selbst putzen ... Zum Originalkommentar

"Hält er es in seinem Rathaus auch so? Jackett aus, Schürze überhängen und los geht‘s, Herr Bürgermeister. Sparen für alle bitte."  Zum Originalkommentar

Diskutieren Sie mit! Ist der Vorschlag des Bürgermeisters aus Ihrer Sicht ein sinnvoller Schritt zu mehr Eigenverantwortung – oder ein Zeichen gescheiterter Kommunalpolitik? Teilen Sie Ihre Meinung zur kontroversen Debatte – und welche Alternativen sehen Sie?

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