Ibuprofen verändert in Studie den Geschmackssinn – was das bedeutet

Ibuprofen hat einen sicheren Platz in der Hausapotheke vieler Menschen. Es hilft gegen Schmerzen, hemmt Entzündungen, senkt Fieber – und hat einer neuen Studie der Rutgers University (USA) zufolge einen weiteren, bislang unbekannten Effekt.

Demnach können Ibuprofen und Naproxen, ebenfalls ein Schmerzmittel, eventuell das Risiko für Stoffwechselkrankheiten wie Alzheimer, Diabetes oder Darmkrebs senken. Der Grund: Offenbar wirken sich beide Medikamente positiv auf den Glukosestoffwechsel aus.

Ibuprofen könnte laut Studie das Risiko für Stoffwechselkrankheiten senken

Strukturell ähneln Ibuprofen und Naproxen Hemmstoffen, die Süßgeschmack-Rezeptoren unterdrücken. Diese Rezeptoren helfen bei der Regulierung des Glukosestoffwechsels im Körper.

In ihrer im Fachmagazin „British Journal of Pharmacoloy“ veröffentlichten Untersuchung wollten die Wissenschaftler um Studienleiter Paul Breslin herausfinden, ob die Einnahme der Schmerzmittel tatsächlich die Wahrnehmung von Süße beeinflussen kann und welche Auswirkungen dies auf den Zuckerstoffwechsel hat.

In ihrer Untersuchung wollten die Wissenschaftler um Studienleiter Paul Breslin herausfinden, ob die Einnahme der Schmerzmittel tatsächlich die Wahrnehmung von Süße beeinflussen kann und welche Auswirkungen dies auf den Zuckerstoffwechsel hat.

Nach Ibuprofen-Spülung schmeckten Studienteilnehmer Süßes weniger intensiv

Hierfür wiesen sie die 30 Probanden an, sich den Mund mit einer Ibuprofen-Lösung auszuspülen. Danach folgte ein Geschmackstest, bei dem sie die Intensität der Süße bewerten sollten. Das Ergebnis: Die Studienteilnehmer schmeckten die Süße von Zucker und Süßstoffen deutlich weniger intensiv. Auf die Perzeption von anderen Geschmacksrichtungen wie salzig, pikant, bitter und sauer hatte Ibuprofen keine Auswirkung.

Das Schmerzmittel hatte dabei nicht nur Einfluss auf die Wahrnehmung von Süße im Mundbereich, sondern auch in den Nieren. Das zeigten Laborexperimente mit menschlichen Nierenzellen. Dort hatte Ibuprofen die molekulare Signalübertragung von Zucker ebenfalls gehemmt. Das lässt darauf schließen, dass das Medikament Süß-Rezeptoren im ganzen Körper unterdrückt. Nach Angaben der Forscher reicht dafür die Einnahme von zwei bis drei 200-Milligramm-Tabletten aus.

Das wiederum könnte die Glukoseaufnahme im Körper sowie den gesamten Zuckerstoffwechsel beeinflussen, mutmaßten die Wissenschaftler. Außerdem sei denkbar, dass dadurch das Risiko für verschiedene Stoffwechselkrankheiten gesenkt wird.

Studie nur beschränkt aussagekräftig

Allerdings weisen die Forscher darauf hin, dass ihre Studie nur eingeschränkt aussagekräftig ist. „Eine Limitation dieser Studie ist, dass wir nicht direkt den metabolischen Auswirkungen von Ibuprofen auf den Zuckerstoffwechsel getestet haben“, schreiben sie in ihrer Studie. Weitere klinische Studien seien dafür nötig.

Darüber hinaus war die Probandengröße sehr klein. Zudem warnten die Forscher vor einer dauerhaften Einnahme von Schmerzmitteln. „Der reguläre Gebrauch von Ibuprofen und Naproxen birgt ein Risiko für gastrointestinale und vaskuläre Krankheiten, was bei zukünftigen klinischen Studien berücksichtigt werden sollte.“