Ex-Bürgermeister Lechner: „Ich genieße meine Rolle als freies Radikal“
Im Interview mit unserer Zeitung berichtet Fischbachaus Ex-Bürgermeister und Jubilar Josef Lechner, wie es ihm im Ruhestand geht und wie er sein weiterhin großes politisches Interesse heute auslebt.
Die Ehre des Altbürgermeister-Titels ist Josef Lechner noch nicht zuteilgeworden. Umso mehr amüsierte es den früheren Fischbachauer Rathauschef, als ihm der Eigentümer des heuer neu eröffneten Campingplatzes Glockenalm eine Straße auf dem Areal widmete: die „Bgm. Lechner Allee“. Einen persönlichen Meilenstein erreicht der Hundhamer an diesem Samstag: Er feiert seinen 70. Geburtstag. Im Interview mit unserer Zeitung berichtet Lechner, wie es ihm im Ruhestand geht und wie er sein weiterhin großes politisches Interesse heute auslebt.
Herr Lechner, Sie sind jetzt seit bald fünf Jahren im Ruhestand. Wie ruhig ist es wirklich geworden in Ihrem Leben?
Genau so, wie ich mir das vorgestellt habe. Die Balance zwischen Privatleben und meinen noch wenigen verbliebenen Ämtern passt perfekt. So konnte ich die bisherige Zeit seit meinem Ausscheiden aus dem Berufsleben wirklich sehr genießen.
Wie verbringt denn der Rentner Josef Lechner seine Zeit?
Vor allem mit der Familie. Bei drei Töchtern und sieben Enkelkindern ist für Abwechslung gesorgt. Unsere älteste Tochter lebt mit ihrer Familie in Portugal, das ist damit natürlich unser Urlaubsland Nummer eins. Fit halte ich mich mit altersgerechtem Sport.
Sie spielen Golf?
(lacht) Nein, ich bevorzuge das Spazierengehen, Wandern und Radeln mit meiner Frau und guten Freunden. In der wunderschönen Natur vor unserer Haustür tut das nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geist gut.
Stichwort Geist: Wie oft denken Sie noch an die Politik?
Sehr oft. Ich war immer ein politisch interessierter Mensch. Jetzt im Ruhestand habe ich viel mehr Zeit, mir Gedanken darüber zu machen.
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Sehen die nicht recht düster aus aktuell?
Bezogen auf die Bundes- und Weltpolitik muss ich schon feststellen, dass ich eine vergleichbar schlechte Lage noch nicht erlebt habe. Nach einer Zeit des Aufbaus und des Erhaltes sind wir jetzt dabei, das Erbe unserer Vorfahren aufzubrauchen. Damit meine ich nicht nur die Politik, sondern auch die Gesellschaft. Werte wie Ehrlichkeit, Fleiß und Freude sind Egoismus, Neid und Zerstrittenheit gewichen. Allerdings gibt die Politik in dieser Hinsicht aktuell auch kein gutes Vorbild ab. Die Leute nehmen wahr, dass man auch mit Lügen ganz gut weiterkommt im Leben – wie eben der neue US-Präsident.
Sie waren vor Ihrem Bürgermeisteramt beruflich in den USA tätig, haben auch noch viele Freunde in Amerika. Was sagen die über Donald Trump?
Dass er den Wunsch vieler US-Amerikaner nach einem starken Führer am besten verkörpert hat, weshalb sie über seine Fehler hinweggesehen haben. Vieles im Wahlkampf war sicher nur Säbelrasseln im Stil einer Cowboy-Mentalität. Trump ist ein „Deal-Maker“. Das kann sich in Bezug auf seine Position zur Nato und Ukraine, aber durchaus auch gegenüber Putin noch als brandgefährlich erweisen. Umso mehr, weil wir es in Europa und Deutschland verpasst haben, uns von den USA zu emanzipieren.
Ihr Zeugnis für die Bundespolitik fällt also auch nicht gut aus?
Ich sehe hier – über alle Parteien hinweg – das grundsätzliche Problem, dass bei Projekten immer nur bis zur nächsten Wahl und damit an den eigenen Machterhalt gedacht wird. Dabei ließen sich viele Probleme mit unternehmerischem Denken lösen. Etwa die Einführung einer Autobahnmaut oder die Energie- und Mobilitätswende. Zu solchen Themen würde mir schon was einfallen – gerade jetzt im Ruhestand.
Wie schwer fällt es Ihnen da, die Dinge nicht selbst in die Hand nehmen zu können?
Damit kann ich gut leben. Wenn mich was besonders umtreibt, schreibe ich eben mal einen Leserbrief. Und ich habe ja nach wie vor engen Kontakt zu unserem Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan und Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Denen gebe ich meine Ideen schon weiter. Das ist eigentlich eine Möglichkeit, die jeder Bürger hat und die man durchaus wahrnehmen sollte.
Aus der Lokalpolitik halten Sie sich aber – Ihr Kreistagsmandat außen vor gelassen – bewusst heraus?
Ja. Nur so viel: Ich finde, dass der neue Fischbachauer Bürgermeister und Gemeinderat gute Arbeit leisten. Und als Beobachter freut es mich, dass einige Projekte wie die Umwandlung der Caritas-Siedlung in Hundham in Sozialwohnungen und in weitere Räume für den Kindergarten, das Baugebiet am Wolfsee und das Wasserkraftwerk in Birkenstein auch nach meiner Amtszeit positive Spuren in der Gemeinde hinterlassen haben. Gleiches gilt für den Campingplatz Glockenalm und den Pumptrack.
Im Interview zu Ihrem 60. Geburtstag haben Sie gesagt, dass Sie auch das Amt des Landrats „sehr gereizt“ hätte. Würden Sie das heute immer noch so einschätzen?
Leider nein. Wenn ich mir anschaue, was Olaf von Löwis in seiner Amtszeit alles aushalten muss, bin ich ehrlich gesagt froh, dass der Kelch an mir vorübergegangen ist. Umso mehr hoffe ich, dass es weiter Politiker wie ihn oder auch Ilse Aigner gibt, die mit Ehrlichkeit, Intelligenz, Kraft und Überzeugung diese Ämter ausüben.
Wie sieht es mit Ihren weiteren politischen Ambitionen aus?
Aktuell genieße ich meine selbsterklärte Rolle als freies Radikal im Kreistag (lacht). Ob ich 2026 noch mal kandidiere, weiß ich noch nicht. Sehr am Herzen liegt mir aber meine Position im Verwaltungsrat des Krankenhauses. Dessen langfristiger Erhalt hat höchste Priorität für mich.