Wo der Landrat kein eigenes Büro mehr hat
Gut die Hälfte der Wegstrecke ist geschafft. Nach dem Spatenstich im März 2023 wurde am Donnerstag auf der Baustelle des Landratsamts in Miesbach Richtfest gefeiert. Im Frühjahr 2026 soll das neue Verwaltungsgebäude bezugsfertig sein.
Miesbach – Noch ist es ein Rohbau. Planen und Folien schützen Fenster und Fassaden, Gerüste versperren den Blick aufs Gebäude. Beim Betreten des Inneren lässt sich aber schon erahnen, wie es einmal aussehen wird, das „Landratsamt der Zukunft“. Luftig, hell, modern. Im großzügigen Foyer, das künftig den Empfangsbereich und ein Café beherbergen wird, verteilen Hans Holnburger und sein Team Leberkassemmeln. Als unmittelbarer Nachbar hat der Metzgermeister in den vergangenen 20 Monaten miterlebt, wie zunächst die Baugrube und dann das neue Verwaltungsgebäude gewachsen ist. „Die arbeiten super“, lobt er anerkennend.

Mitarbeiter haben keine festen Arbeitsplätze mehr
In der angrenzenden Halle, in der die Bürger in etwa eineinhalb Jahren ihre Fahrzeuge zulassen können, sind für die Gäste des Richtfests Bierzeltgarnituren aufgestellt. Es herrscht freie Platzwahl, so wie künftig im gesamten Gebäude. „Es wird keine festen Arbeitsplätze mehr geben, dafür viele Rückzugsräume und Bereiche für den sozialen Austausch“, erzählt Jessica Lauterbach, die das Großprojekt seitens des Landratsamts koordiniert. Streng genommen wird selbst der Landrat kein eigenes Büro mehr haben. Denn auch der Arbeitsbereich des Führungsteams ist offen gestaltet, für persönliche Unterredungen geht’s in den Besprechungsraum. Olaf von Löwis will das unbedingt noch erleben, wenn auch nur für kurze Zeit. Im Mai 2026 scheidet er aus dem Amt. „Also, gebt Gas“, sagt er lachend zu Lauterbach.
„Modernde Behörde für alle“
In seiner Ansprache zeigt sich der Landrat überzeugt, dass die Behörde mit ihrem Konzept auf dem richtigen Weg ist. „Es soll eine moderne Behörde für alle werden“, betont Löwis. Mit dem „Landratsamt der Zukunft“ wolle man einerseits noch näher am Bürger und andererseits für die Herausforderungen von morgen gewappnet sein. Planern, Handwerkern, Verwaltungsmitarbeitern und politischen Entscheidungsträgern dankt er für ihren Beitrag zum Gesamtprojekt: „Wir schaffen hier gemeinsam etwas Gutes.“
Angenehmes Raumklima
Ehe Co-Geschäftsführer Josef Summerer von der Firma Holzbau Obermeier aus Bad Endorf den Richtspruch verliest und treffsicher zwei Gläser am Gerüst zerschellen lässt, hebt Architekt Ludwig Karl wie schon beim ersten Spatenstich die Vorzüge des Gebäudes für die Mitarbeiter hervor. So sorgten die Tragkonstruktion aus Beton, die Außenwände aus Holz und die Lamellenfenster, die sich nachts automatisch öffnen, für ein angenehmes Raumklima. Und das ohne großen Energieaufwand.
Man schaffe an dieser Stelle nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Raum für Begegnung und Inspiration. Dass die imposante Buche im Innenhof erhalten bleibt, sei laut Karl besonders wertvoll: „Das wird später für eine ganz besondere Aufenthaltsqualität sorgen.“
Neubau wird sich harmonisch in Umgebung einfügen
Der rund 100 Jahre alte Baum dürfte künftig ebenso wie die beiden neuen Baukörper das Areal an Münchner- und Rosenheimer Straße prägen. Noch wirken die Gebäude im Vergleich zum Altbestand gewaltig. Sind die Gerüste und die schwarze Verkleidung der Fassade aber erst mal verschwunden, wird der Eindruck ein anderer sein. „Der Neubau“, verspricht Karl, „wird sich harmonisch in die Umgebung einfügen.“