Seit Tagen wehen die Banner im Wind, nun weht das Festivalflair durch die ganze Stadt: Bei der Eröffnung am Mittwochabend im Barocksaal hieß es Vorhang auf für das 22. Bergfilm-Festival Tegernsee. Bis Sonntag dreht sich alles um dieses besondere Genre, das Berge, Natur und die Menschen, die sich darin bewegen, in den Fokus stellt.
Tegernsee – „Solange sich Mensch und Natur irgendwie zueinander verhalten, entstehen Geschichten, die erzählt, aufgeschrieben oder verfilmt werden“, sagt Tom Dauer, der heuer erstmals als alleiniger Festival-Direktor beim Auftakt begrüßte. „Ich trete in große Fußstapfen“, schickte der bergbegeisterte Journalist, Autor und Filmemacher voraus und sinnierte, wie schwierig es grundsätzlich sei, von Bergerlebnissen zu erzählen, ohne deren Essenz zu verlieren. Auf zwei Beispiele konzentrierte sich diesmal die Eröffnung.
Zuvor hatte Bürgermeister Johannes Hagn die Gäste willkommen geheißen. Er dankte allen Unterstützern und hob dabei Lowa besonders hervor. „Noch nie hatten wir einen Hauptsponsor, der so intensiv involviert und präsent war.“ Die Alpenvereinssektion Tegernsee würdigte Hagn für ihren Einsatz für einen reibungslosen Ablauf sowie die Bergfilmfreunde Tegernsee für die „ideelle, materielle und finanzielle Unterstützung“ dieser Non-Profit-Veranstaltung.
Erstmals könne er sich völlig entspannt aus der Publikumsperspektive den Filmen widmen, freute sich Michael Pause, der das Bergfilm-Festival mit ins Leben gerufen und groß gemacht hatte, ehe er die Leitung an Dauer übergab. Seinem Nachfolger wünschte der inzwischen zum Schirmherrn ernannte Pause ebenso viel Spaß, wie er ihn hatte, während er das Publikum in Anspielung auf Franz Beckenbauers WM-Ansprache animierte: „Geht’s naus in die Säle und macht’s a gscheit’s Festival.“
Eindrucksvolle Filme eröffnen den Reigen
Eröffnet wurde das Filmfest mit großen, eindrucksvollen Bildern einer besonderen Landschaft und der besonderen Reise dorthin, die Jérôme Tanon in „Of a Lifetime“ so stark inszeniert, dass man die antarktische Natur und ihre Urgewalten spürt: von der Seekrankheit in den Wellenbergen auf der Passage über die Eiseskälte des Meeres und die Schneekonstellationen unter dem Snowboard bis zur Angst vor dem ersten Schwung in einen Steilhang, dessen Ende man nicht sehen kann. Es ist die Reise der De-Le-Rue-Brüder Xavier (46, siebenfacher Snowboardweltmeister) und Victor (36, dreifacher Weltmeister) sowie Xaviers Tochter Mila (18), die „am wildesten aller wilden Orte“ in der Gesellschaft von Orcas und Pinguinen sportliche Grenzerfahrungen machen. Für Dauer „ein faszinierender Film, der aber auch viele Fragen aufwirft, ethische wie pädagogische. Gerade diese Diskussionsbasis mache aber einen guten Film aus.
Nach „Meru – The Ascent of the Goldfish“, dem zweiten Beitrag des Abends, plauderte Daniel Hug aus dem Nähkästchen. Aus Geldnöten habe sich der unverhofft zum Kameramann gewordene Fotograf plötzlich auf 5900 Metern wiedergefunden, um das leidenschaftliche Projekt einer Erstbesteigung im indischen Himalaya zu dokumentieren. Ein ebenso eindrucksvoller wie unterhaltsamer Streifen über die Tour eines Franzosen, eines Südtirolers und eines Schweizers mit all ihren Schwierigkeiten, Unwägbarkeiten, aber auch Lust und Leichtigkeit, derartig Extremes zu wagen.
Die Festival-Stimmung weht durch die Stadt – und über ihre Grenzen: Offensichtlich wird die Anregung zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut angenommen. So entsponnen sich bei der Heimfahrt im Zug angeregte Gespräche derer, die den Abend bei unterschiedlichen Filmereignissen verbracht hatten und nun im Programmheft stöberten und sich gegenseitig Empfehlungen gaben.
74 Streifen in fünf Sälen sind bis Sonntag zu sehen
Bis Sonntag, 19. Oktober, zeigt das Bergfilm-Festival ein anspruchsvolles Programm mit 74 Filmen in fünf Sälen (Kinozelt im Kurgarten, Sporthalle, Barocksaal, Schalthaus, Medius). Traditionell gibt es am Sonntag um 9.30 Uhr eine Matinée mit den Sieger-Filmen aus dem Wettbewerb. Das vollständige Programm ist auf www.bergfilm-tegernsee.de zu finden. Tickets sind dort sowie von 9 bis 20 Uhr bei der Tourist-Info Tegernsee sowie über München Ticket erhältlich. Am morgigen Samstag um 10 Uhr führt der Lowa-Community-Run auf drei Trail-Strecken zwischen 15 und 35 Kilometern in die Berge. Die Teilnahme an den geführten Läufen ist kostenlos, Anmeldung aber erforderlich (ultratrail-fraenkische-schweiz.de unter der Rubrik Community-Runs).