„Eine der schwersten Offensiven“ im Ukraine-Krieg: Russland besetzt wohl weitere Dörfer

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In der Ostukraine gelingen Putin neue Gebietsgewinne. Der ukrainische Oberbefehlshaber Syrskyj betont die schwierige Lage seiner Truppen.

Kiew/Moskau – Seit Wochen schon stehen die ukrainischen Streitkräfte im Oblast Donezk im östlichen Teil des Landes unter wachsendem Druck Russlands. Bestätigt worden war die aktuell schwierige Situation dort mitunter Anfang vergangener Woche (28. Oktober) vom ukrainischen Generalmajor Dmytro Martschenko. In einem Interview mit dem Ex-Parlamentsabgeordneten Boryslaw Beresa warnte Martschenko aufgrund massiver Personal- und Munitionsprobleme vor einem Zusammenbruch der ukrainischen Verteidigung im Westen des Oblasts Donezk. 

Wie nun bekannt wurde, sind Wladimir Putins Soldaten offenbar weitere bedeutende Gebietsgewinne in Donezk gelungen. In der Nacht zum Sonntag (3. November) aktualisierten Experten des ukrainischen Analyseprojekts DeepState Map ihre Karten zum Ukraine-Krieg und stellten dabei fest, dass es die Kreml-Truppen schafften, weitere Ortschaften einzunehmen. Während die ukrainische Hauptstadt Kiew in der Nacht zum Sonntag unter Beschuss stand, vermeldeten Medien auch eine Reihe von Explosionen auf der von Russland besetzten Krim. Eine neue Einschätzung der Lage seines Landes im Ukraine-Krieg lieferte auch der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj.

Erfolge im Ukraine-Krieg – Russland rückt in Donezk und Luhansk vor und nimmt Ortschaften ein

Am 1. November besetzten russische Truppen bereits das Dorf Jasna Poliana im Bezirk Wolnowacha im Gebiet Donezk. Wie der ukrainische Nachrichtendienst Ukrainska Pravda nun ausgehend von neuen Informationen der Analysten von DeepState Map berichtete, gelang es Putins Truppen nun offenbar auch, die Ortschaften Kurachiwka und Schachtarske zu besetzen. Kurachiwka liegt rund 45 Kilometer westlich der Großstadt Donezk, das Dorf Schachtarske dagegen befindet sich etwa 75 Kilometer südlich der Stadt Luhansk im gleichnamigen Oblast.

Russische Soldaten an der Front in Luhansk © IMAGO / SNA

Dem DeepState-Bericht zufolge gelang es den russischen Soldaten außerdem, in der Nähe von Maksymilianivka, Verbove, Novoselydivka, Vovchenka und Maksymivka vorzurücken, die sich allesamt im Oblast Donetsk befinden. Außerdem, so die Analysten weiter, haben die russischen Streitkräfte ihre Position bei Sheptukhovka im Gebiet Kursk der Russischen Föderation wieder eingenommen.

Syrskyj bezeichnet Russlands Vorgehen als „eine der stärktsten Offensiven“ im Ukraine-Krieg

Die russischen Fortschritte in Teilen von Donezk und Luhansk veranlassten auch den Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, zu einem wenig hoffnungsvollen Statement bezüglich des derzeitigen Kriegsverlaufs, insbesondere der Lage in der Ostukraine. An der Front bleibe die Lage für die Streitkräfte seines Landes schwierig, teilte Syrskyj nach einem Treffen mit dem tschechischen Generalstabschef Karel Rehka auf seinem Telegram-Kanal mit. 

Die aktuelle Offensive Russlands im Donbass bezeichnete Syrskyj als eine der massivsten seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2021. „Die Streitkräfte der Ukraine halten eine der stärksten russischen Offensiven davon ab, eine großangelegte Invasion zu starten“, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber auf Telegram. In einem weiteren Statement sagte Syrskyj: „Der Feind greift immer wieder an mehreren Frontabschnitten an, nutzt die Luftüberlegenheit und die weitreichende Feuerkraft und verfügt über einen erheblichen Vorteil beim Artilleriebeschuss.“

Die ukrainischen Streitkräfte müssten dringend so ausgestattet werden, dass sie weiter Angriffe abwehren könnten, mahnte der ukrainische Oberbefehlshaber und richtete sich damit auch an internationale Verbündete. Syrskyj informierte auch über ein Gespräch mit dem US-Generalstabschef Charles Brown, mit dem er die nächsten Schritte der Militärhilfe besprochen habe. Details nannte er dabei nicht. Experten sprechen von einem brutalen Abnutzungskrieg mit hohen Verlusten auf beiden Seiten. Sorgen bereitet der Ukraine aktuell auch, dass Russland an der Front Unterstützung von Nordkorea bekommt.

Erneute Explosionen in Kiew – Ukraine schlägt auf der Krim zurück

Detonationen gab es in der Nacht zum Sonntag aber auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Wie unter anderem Reuters ausgehend von Angaben örtlicher Behörden berichtet, sind demnach Gebäude, Straßen und Stromleitungen in Kiew beschädigt worden. Nach vorläufigen Informationen habe es dabei keine Verletzten gegeben. Wie die Militärverwaltung auf Telegram mitteilte, seien alle russischen Angriffsdrohnen abgeschossen worden, teilt. Allerdings hätten herabfallende Wrackteile Brände verursacht und mindestens fünf Gebäude beschädigt. Der Angriff sei in Wellen und aus verschiedenen Richtungen gekommen, hieß es. Es war der zweite nächtliche Angriff auf Kiew in Folge.

Gegenangriffe startete die Ukraine in der Nacht zum Sonntag unter anderem erneut auf die von Russland völkerrechtswidrig besetzte Krim-Halbinsel. Wie auf dem lokalen Telegram-Kanal „Krymskiy Veter (Crimean Wind)“ berichtet wurde, waren inbesondere in der Großstadt Simferopol unweit des Flughafens Explosionen zu hören gewesen. Dem Kanal zufolge ereigneten sich weitere Explosionen in den Bezirken Hvardiiske und Saky auf der besetzten Krim. Auch in der Großstadt Sewastopol seien gegen 3 Uhr (lokaler Zeit) erneute Angriffe vernommen worden.

Das russische Verteidigungsministerium berichtete unterdessen davon, dass Russlands in der Nacht zum Sonntag insgesamt 19 ukrainische Drohnen abgefangen und zerstört habe. 16 Drohnen seien über der südlichen Grenzregion Rostow abgeschossen worden, wie Ukrainska Pravda ausgehend von Informationen des Telegram-damals des russischen Verteidigungsministeriums vermeldete. Die übrigen Drohnen seien über den ebenfalls an die Ukraine grenzenden Regionen Belgorod und Brjansk abgefangen worden, hieß es demnach weiter. (fh)

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