Heil erhöht Druck auf Ukraine-Geflüchtete: „Nehmen auch Sie Arbeit auf“
Ein Großteil der ukrainischen Schutzsuchenden in Deutschland ist hoch qualifiziert – doch nur ein Fünftel ist berufstätig. Arbeitsminister Heil ruft die Geflüchteten nun in einem Brief auf, sich Arbeit zu suchen.
Berlin – Nach dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine flohen zahlreiche Menschen vor Krieg und Zerstörung in Richtung Westen. Über eine Million Ukrainer kamen nach Deutschland. Nach zwei Jahren Ukraine-Krieg geht nur etwa jeder Fünfte einem Job nach. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ruft nun in einem Brief Ukrainer und Ukrainerinnen zum Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt auf.
Heil erhöht Druck auf Ukraine-Flüchtlinge: Brisanter Brief soll „Job-Turbo“ ankurbeln
Angaben der Bundesagentur für Arbeit zufolge sind etwa 716.000 der nach Deutschland geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer im erwerbsfähigen Alter, also zwischen 15 und 65 Jahre alt. Rund 70 Prozent von ihnen haben Angaben des Bundesarbeitsministeriums zufolge laut einer Befragung einen Hochschulabschluss. Angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland ein Glücksgriff: 1,5 Millionen Zuwanderer braucht der deutsche Arbeitsmarkt pro Jahr, so die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer. Denn der Mangel an Arbeitnehmern belastet die Wirtschaft sowie das Rentensystem.
Doch nur 21 Prozent der in Deutschland lebenden Ukrainer und Ukrainerinnen sind berufstätig, wie die jüngsten verfügbaren Zahlen der Arbeitsagentur von November zeigen. Deutschlands Nachbarländer wie Dänemark und die Niederlande sind deutlich erfolgreicher bei der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Der „Job-Turbo“ des Arbeitsministeriums soll Abhilfe schaffen: Das Programm trat Anfang des Jahres effektiv in Kraft und soll Schutzsuchende schneller in Arbeit bringen.
Druck auf Ukraine-Geflüchtete: Heil, Arbeitsagentur und Botschafter fordern „Einstieg in Arbeitsmarkt“
Die Bundesagentur für Arbeit, der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev und Arbeitsminister Heil riefen nun Ukrainer und Ukrainerinnen zum Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt auf – und wandten sich in einem Brief direkt an die Geflüchteten. „Arbeit ist die beste Integration“, auch wenn es sich nur „um eine Integration auf Zeit“ handle, hieß es am vergangenen Freitag (22. März) in einer Mitteilung des Bundesarbeitsministeriums dazu auf der Plattform X (vormals Twitter).
Seit Ausbruch des Kriegs seien bereits 160.000 ukrainische Staatsangehörige in Deutschland in Beschäftigung gekommen, heißt es in dem Schreiben. „Nehmen auch Sie Arbeit auf“, so die Forderung. „Auf der Arbeit lernen Sie Kolleginnen und Kollegen kennen, Sie können Ihr Deutsch und Ihre Kompetenzen verbessern sowie Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sammeln“, listet der Brief die Vorteile auf.
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Brief des Arbeitsministers an Ukrainer in Deutschland: „Nehmen auch Sie Arbeit auf!“ – „Bedürftigkeit beeneden“
Ziel des „Job-Turbo“ sei es, „Sie mit grundständigen Deutschkenntnissen in Arbeit zu vermitteln und Ihre Hilfsbedürftigkeit zu beenden bzw. zu verringern“, heißt es in dem Brief weiter. Unter anderem fordert das Arbeitsministerium die Geflüchteten auf, selbst aktiv zu werden und sich über Stellenbörsen oder Initiativbewerbungen um einen Arbeitsplatz zu bemühen und warnt: „Der Einstieg ins Arbeitsleben in Deutschland wird nicht immer im angestrebten Beruf möglich sein.“ Dafür seien die Arbeitgeber wegen des Arbeits- und Fachkräftemangels zunehmend auf ausländische Bewerberinnen und Bewerber eingestellt, ermuntert das Schreiben.
Warum fällt es Deutschland so schwer, Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren? Die schwache Konjunktur sei ein Hinderungsgrund, der es Betroffenen erschwere, passende Jobs zu finden, sagte Daniel Terzenbach, der Sonderbeauftragte für den „Job-Turbo“, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Kinderbetreuung, die Dauer der Anerkennungsverfahren und Sprachkenntnisse blieben ebenfalls große Herausforderungen, betont Terzenbach. Der deutsche Arbeitsmarkt sei „viel sprachabhängiger“ als der anderer Länder. (bme mit AFP).