Anwältin berichtet: „Eltern klagen, weil ihr Kind in Kunst eine Eins verdient hätte"
Früher wurden Entscheidungen der Lehrer meist hingenommen, doch das hat sich inzwischen geändert. Der Frust wächst, wenn Notendurchschnitte nicht erreicht werden oder Schulplätze fehlen. Immer mehr Eltern entscheiden sich dann für den Gang zum Anwalt.
Anwältin behauptet: Eltern wollen sich bessere Noten erklagen
Die Berliner Anwältin Simone Pietsch berichtete in der „Zeit“ von ihrer vollen Kanzlei und von wachsender Kampfbereitschaft auf Elternseite. Von Mai bis September, in der Zeit, wenn Zeugnisse vergeben, Schulplätze verteilt werden, herrsche bei ihr Hochbetrieb.
Zu bearbeiten habe sie überwiegend Notenklagen aller Art. „Eltern wollen klagen, weil ihr Kind in Kunst eine Eins verdient hätte", so Pietsch in der „Zeit.“ In der Regel klappt das nicht, da man laut „Juraforum" gegen Noten keine Klage einreichen kann, weil sie keinen Verwaltungsakt darstellen und Lehrer als als Prüfer einen Bewertungsspielraum haben. Verwaltungsakte sind behördliche Entscheidungen, die unmittelbare Rechtswirkungen haben, wie eine Versetzungsentscheidung.

Eltern klagen gegen Schulmensa, weil zu wenig Fleisch serviert wird
Sogar gegen die Schulmensa wird geklagt. „New4teachers“ berichtete kürzlich über den Fall einer Ganztagsgrundschule im Raum Konstanz. Dort wurde an drei von vier Tagen vegetarisches oder veganes Essen angeboten, nur einmal pro Woche gab es Fleisch oder Fisch.
Das war den Eltern einer Schülerin zu wenig, sie zogen vor Gericht, da die Schule täglich ein Menü mit Fleisch oder Fisch anbieten müsse, da andernfalls eine Mangelernährung ihrer Tochter drohe. In diesem Fall unterlagen die Eltern. Das Verwaltungsgericht entschied, dass es nicht notwendig sei, jeden Tag Fleisch in der Schulmensa anzubieten.
„Angst, dass der Anwalt kommt": Lehrerin beschreibt Druck durch Horror-Eltern
Auch in Österreich sehen sich Lehrer zunehmend mit juristischem Druck konfrontiert – ausgelöst durch Eltern, die mit den schulischen Bewertungen ihrer Kinder nicht einverstanden sind. Laut einer Umfrage, über die „heute.at“ berichtete, hatte bereits jeder zehnte Lehrende Kontakt mit einem von Eltern beauftragten Anwalt. Was früher selten vorkam, wird nun zur Regel.
Besonders betroffen ist die Kommunikation nach Prüfungen. Eine Volksschullehrerin berichtet, dass sie die Ergebnisse aus Klausuren aus Angst vor unmittelbaren Reaktionen oft erst mit Verzögerung veröffentlicht. „Ich geb die Noten oft erst Montag raus, obwohl ich sie am Freitag fertig hätte“, sagte sie. Der Grund: Beschwerden per App, Anrufe oder spontane Besuche nehmen nach der Benotung rapide zu. Sie habe immer „Angst, dass der Anwalt kommt".
Lehrerin berichtet über Gewalt im Schulalltag in Deutschland.
Nicht nur juristische Drohungen machen Lehrerinnen und Lehrern zu schaffen – auch körperliche und psychische Gewalt an Schulen in Deutschland nimmt spürbar zu. Die Lehrerin Birgit Ebel berichtet von jahrelangem Alltag mit Drohungen, Mobbing und körperlichen Angriffen – viele davon durch Schüler mit Migrationshintergrund.
Laut einer bundesweiten Umfrage sind fast 70 Prozent der Lehrkräfte an Brennpunktschulen von Gewalt unter Schülern betroffen. Pädagogen fühlen sich allein gelassen und zunehmend überfordert – und fordern politische Konsequenzen.