Finanzielle Not: Freising ringt um MVV-Leihradsystem

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Aus den MVG-Leihradstationen (wie hier in München) werden 2026 MVV-Leihräder. Ob Freising sich am Programm beteiligt, steht allerdings derzeit noch in den Sternen (Archivbild). © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Freising könnte jetzt auf das MVV-Leihradsystem aufspringen. Die Zeit drängt, doch finanzielle Nöte bringen die Stadt in ein Dilemma.

Freising - Für die einen im Planungsausschuss gehört das Leihradsystem unverrückbar zur Mobilitätswende. Karl-Heinz Freitag (FW) etwa, der Referent für Mobilität, sagte dazu: „Es sind so viele Gemeinden mit an Bord, wenn Freising es nicht wäre, ist das kein gutes Zeichen.“ Und auch Manfred Drobny (Grüne), fand, es würde schlecht ausschauen, „wenn Freising sich als moderne Stadt nicht daran beteiligen würde“.

Andere, wie etwa Peter Warlimont (SPD), fanden Bikesharing zwar grundsätzlich schön, „es steht sogar in unserem Wahlprogramm“. Doch angesichts der Haushaltslage „dürfen wir uns die Dinge nicht schönreden“. Denn der Nutzen dieser Ausgabe (knapp 45 000 Euro jährliche Betriebskosten plus einmalige Investitionskosten von 16 800 Euro) sei minimal, die Luftqualität Freisings werde sich dadurch nicht messbar verändern, ebenso werde der Straßenverkehr nicht abnehmen. „Es ist nett, wenn man es hat, aber es hat keine wirkliche Wirkung.“ Angesichts der Tatsache, dass noch immer acht Millionen Euro Einsparungen für einen genehmigungsfähigen Haushalt fehlen, „dürfen wir keine zusätzliche freiwillige Leistung mehr auf uns nehmen“, findet Warlimont.

Freising könnte 30 mechanische Räder und 15 Pedelecs erhalten

Mobilitätsmanager Dominik Fuchs gab dem Gremium einen Überblick über das MVV-Bikesharing-System: Nachdem das MVG-Rad-System der Landeshauptstadt München heuer ausläuft, wurde der MVV mit der Organisation eines regionalen Bikesharing-Systems beauftragt. Noch bis spätestens März 2026 können Kommunen sich über eine Zweckvereinbarung daran beteiligen. Für die jährlichen Betriebskosten und die Investitionskosten stehen der Stadt 30 mechanische Räder sowie 15 Pedelecs an insgesamt zehn Stationen zur Verfügung. Ein externe Dienstleister kümmert sich um das Leihsystem, die Stadt stellt die Fläche und die fertig ausgestattete Station zur Verfügung. Der MVV ist die Schnittstelle zwischen Kommunen und Dienstleister und erster Ansprechpartner.

Zusammen mit dem MVV hat Dominik Fuchs nach umfassenden Untersuchungen und unter Berücksichtigung der Ideen des Runden Radltisches folgende mögliche Standorte festgelegt: Das Gewerbegebiet Haggertystraße, das fresch, die Angerstraße, die Landshuter Straße, der P+R-Platz, der Bahnhofsvorplatz, Weihenstephan, die TUM-Bibliothek, die Wippenhauser Straße sowie die Innenstadt.

CSU-Stadtrat sieht Leihräder als Konkurrenz fürs neue Bussystem

„Ich könnte dem zustimmen – wäre da nicht die Haushaltslage. Und wäre da nicht der Beschluss, 8,5 Millionen Euro für E-Busse auszugeben.“ Rudi Schwaiger (CSU) sah in dem Leihradsystem eine Konkurrenz zum eigenen Bussystem, das man gerade für viel Geld umgerüstet und das Netz weiter ausgebaut habe. Laut Fuchs sei das Mietradsystem aber eine gute Ergänzung zu den Bussen, „um pünktlich zum Bahnhof zu kommen und den Zug zu erwischen“.

Die Freien Wähler haben, wie Stadtrat Robert Weller sagte, den Antrag 2015 gestellt, ein Leihradsystem in Freising einzuführen. „Das nun zehn Jahre später angesichts der Haushaltslage ablehnen zu müssen, tut weh.“ Er regte an, den Punkt zunächst im Finanzausschuss zu behandeln.

Warten auf den Haushaltsentwurf

OB Tobias Eschenbacher erinnerte daran, „dass wir das Projekt nicht um ein Jahr schieben, sondern wenn wir es jetzt nicht machen, erteilen wir ihm eine Absage.“ Er regte an, erst einmal den Haushalt aufzustellen, um dann zu sehen, „wie schlimm es am Ende wirklich ist“ und dann zu entscheiden. Am Montag werde er zusammen mit Kämmerer Johannes Hutter einen Haushaltsentwurf vorlegen, „der möglichst breit überall Einsparungen vornimmt, sodass alle Kolleginnen und Kollegen schlecht auf das Finanzreferat und mich zu sprechen sind“.

An Manfred Drobny gewandt, der lieber „eine Straßenreparatur schieben würde, als diese Position, die eng mit dem Mobilitätskonzept verwoben ist“, sagte Eschenbacher: „Sie haben recht, es ist ein wichtiges Projekt. Aber das Mobilitätskonzept steht und fällt nicht damit.“ Mit 8:4 Stimmen wurde der Punkt vertagt, bis der Haushalt steht.