Rettung für Traditionsbrauerei: Schweizer Investor verrät erste Pläne für Freisinger Hofbrauhaus

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Stießen auf die Zukunft des Hofbrauhauses an: der vorherige Besitzer Ignaz Graf zu Toerring-Jettenbach, der neue Eigentümer Fredi Fischer, Geschäftsführer Oliver Lentz und Freisings OB Tobias Eschenbacher. © Lehmann

Jahrelang plagte das Hofbrauhaus Freising Existenznot. Mit dem Verkauf der Traditionsbrauerei macht sich nun Aufbruchstimmung breit. Der neue Besitzer will hoch hinaus.

Freising - Die Übernahme war generalstabsmäßig geplant. Als die Vertreter des Unternehmerkonsortiums unter der Führung der Schweizer Argon Management AG in Freising anrückten, um den Kauf des Gräflichen Hofbrauhauses abzuwickeln, durften sie ihre Autos nicht auf dem Gelände der Brauerei abstellen. „Wir haben sie weiter weg parken lassen, damit ihre Kfz-Schilder nicht ihre Anwesenheit verraten“, verrät Hofbrauhaus-Geschäftsführer Oliver Lentz. „Wir wollten keine Erwartungshaltung wecken, die dann vielleicht nicht erfüllt wird.“

Inzwischen ist alles in trockenen Tüchern. Wie berichtet, meldete das Hofbrauhaus am 7. November den Vollzug der Übernahme – nur eine Stunde, nachdem die Belegschaft über die Transaktion informiert worden war. Am gestrigen Freitag musste Fredi Fischer, Gründungspartner von Argon Management, sein Fahrzeug in Freising nicht mehr verstecken. Im Hofbrauhaus-Bräustüberl stellte sich der neue Mann bei Weißwürsten und Bier in größerer Runde vor – im Beisein von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, Landkreis-Bürgermeistern und Geschäftspartnern. Das FT durfte schon im Vorfeld mit Fischer und Lentz sprechen und erfuhr dabei Details zum Deal.

„Diese Biere gehören in die Welt“

Vor fünf Monaten hat Ignaz Graf zu Toerring-Jettenbach, in dessen Hand sich die Brauerei seit 1998 befand, Kontakt zu Argon aufgenommen. „Für mich war das der Wunschkandidat“, betont Lentz. „Jemand, der sich der Brauerei mit unternehmerischem Mut und einer extrem guten Zukunftsprognose annimmt.“

Und warum wollte die Argon Management das Hofbrauhaus erwerben? „Weil wir hier in der Kombination aus der langen Tradition dieser Brauerei mit ihrem markanten Gebäude mitten in Freising und der großen Handwerkskunst, die hier betrieben wird, ein Riesenpotenzial sehen“, sagt Fischer. Mit Blick auf die lokalen Stammkunden betonte er, dass die bewährten Marken nicht angetastet würden. Zugleich aber soll der Export angekurbelt werden. „Unser Ziel ist es, zu wachsen und das Bier groß zu machen“, stellt der neue Eigentümer klar. „Diese Biere gehören in die Welt.“

Hofbrauhaus ist durch lange Misere gegangen

Für die 865 Jahre alte Brauerei im Herzen von Freising beginnt damit ein neues Kapitel, nachdem sie sich über Jahre hinweg in Existenznot befunden hatte. Vor zwei Jahren hatte der damalige Geschäftsführer Michael Metz wirtschaftliche Entwicklungen eingeräumt, die „das Unternehmen in seinen existenziellen Grundfesten erschüttern“. Seit damals hielten sich auch Verkaufsgerüchte. So wurde 2023 in der Branche getuschelt, dass Radeberger in Freising einsteigen könnte. Im Juli 2025 hieß es dann, das Hofbrauhaus stehe zum symbolischen Preis von einem Euro zum Verkauf – auch, weil es Verbindlichkeiten über sieben Millionen Euro gebe.

Die Gelegenheit, mit diesen Gerüchten aufzuräumen, ließen Lentz und Fischer am Freitag verstreichen. Auf Nachfrage dazu wiesen beide auf vereinbartes Stillschweigen hin. „Wir reden absolut niemals über interne Belange in der Öffentlichkeit“, erklärte Fischer. Deshalb blieb auch die Frage, ob die Arbeitsplätze sicher seien, unbeantwortet. „Das Team ist der Treiber“, betonte er aber. „Die leben das vor.“ Was das FT in mehreren Gesprächen festgestellt hat: Die Aufbruchstimmung beim Personal ist groß.

OB lobt „emotional loyale Mitarbeiter“

An die Mitarbeiter dachte auch der OB bei seinem Grußwort in großer Runde. Er berichtete von einem August-Abend, als noch dunkle Wolken über dem Hofbrauhaus hingen. Damals stellte die Brauerei ihr neues Sundowner-Bier vor. „Ich war wahnsinnig beeindruckt, wie engagiert und emotional loyal die Mitarbeiter waren, obwohl sie nicht wussten, wie es weitergeht.“ Ignaz Graf zu Toerring-Jettenbach berichtete von einem intensiven Auswahlprozess, an dessen Ende der „richtige neue Eigentümer“ gefunden worden sei. „Jemand, der nicht bei der Qualität des Biers sparen will, und der die unglaubliche Tradition des Hofbrauhauses total verstanden hat.“