Keine Grillwurst, null Alkohol: Das sagen Sportvereine zum Hitzeschutzplan des Gesundheitsministeriums

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In Geretsried steht der Alpenland Firmenlauf (hier ein Foto aus 2024) mit 2.500 Teilnehmern vor der Tür. Organisator Rudi Utzinger sieht das Event in Sachen Hitze gut gerüstet. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Keine Grillwurst mehr und auf den Verkauf von Alkohol verzichten: Sportvereine sehen sich mit dem Hitzeplan des Bundesgesundheitsministeriums konfrontiert.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Sportvereine sollten sich bei ihren Veranstaltungen im Sommer mehr auf die Auswirkungen des Klimawandels einstellen – und deshalb etwa nicht mehr grillen und keinen Alkohol anbieten. Das empfiehlt ein Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministeriums und des Deutschen Olympischen Sportbunds. Unsere Zeitung fragte die Vereinsvorsitzenden im Landkreis anlässlich des „Hitzeaktionstags 2025“ an diesem Mittwoch (4. Juni), was sie von diesen Empfehlungen halten.

Sonnenschutz für die Bratwurst-Griller

Jane Clarke, Vorsitzende des TV Bad Tölz, sagt, sie finde es prinzipiell gut, wenn man sich Gedanken wegen des Klimawandels mache. So hoffe sie, dass das Blomberg-Sportfest des TV am 28. Juni mit geplantem anschließendem Sonnwendfeuer stattfinden könne. „Natürlich darf man keinen Waldbrand riskieren, wenn es zu trocken ist“, betont sie. Dass man bei Veranstaltungen auf die Gesundheit der Helfer und Gäste achte, sei für sie selbstverständlich. So würden die Freiwilligen am Grill beim Fest des Turnvereins im Juli an einem schattigen Plätzchen Fleisch und Würstchen braten. In Sachen Alkohol appelliert sie an die Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen. Den Konsum zu reglementieren, hält sie für übertrieben.

TuS-Chef: Weder Sportler noch Besucher schlugen in puncto Alkohol über die Stränge

Mirko Naumann, Chef des TuS Geretsried mit über 2200 Mitgliedern in zwölf Abteilungen, reagiert gelassen auf die neue Order. „Für mich ändert sich da gar nichts“, sagt er. Sein Verein habe schon immer verantwortungsbewusst gehandelt. Wettkämpfe, wie etwa der Stadtlauf, würden morgens stattfinden, es stehe immer genügend Trinkwasser gratis zur Verfügung und im Training achte man natürlich besonders darauf, Kinder und Jugendliche keinem Gesundheitsrisiko auszusetzen. Was die Feste anbelangt, hat Naumann mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass weder Sportler noch Besucher beim Alkohol über die Stränge schlagen – zumindest nicht tagsüber und bei hohen Temperaturen.

Trinkwasserspender statt „Gängelung“

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Ebenfalls in Geretsried steht der Alpenland Firmenlauf mit 2500 Teilnehmern und noch einmal so vielen Zuschauern vor der Tür. Organisator Rudi Utzinger erinnert daran, dass auch an vergangenen, sehr heißen Renntagen mit über 32 Grad nie etwas passiert sei. Das Bayerische Rote Kreuz sei immer vor Ort. Heuer gebe es sogar erstmals drei statt bisher zwei Stationen mit Wasser und isotonischen Getränken auf der nur fünf Kilometer langen Strecke. Die Caterer, die abends Steckerlfisch und Fleisch braten, seien Profis. Die wüssten sich zu schützen. Für die Firmenmitarbeiter sorgten Zelte auf dem Karl-Lederer-Platz für Schatten. Bei der After-Run-Party müsse schon jeder auf sich selbst schauen. Utzinger: „Im Biergarten wird den ganzen Tag über Alkohol ausgeschenkt.“

Bier gehört in Bayern zum Lebensverständnis.

Auf alkoholfreies Bier als gute und beliebte Alternative weist Karl Kröh, Vizevorsitzender des TSV Benediktbeuern-Bichl hin. Grillen gehört bei Festen für ihn dazu. Aber auch hier werde natürlich keiner der Freiwilligen der prallen Sonne ausgesetzt. Viel wichtiger fände es Kröh, dass die Städte und Gemeinden Hitzekonzepte erstellen. Die Verschattung von öffentlichen Plätzen und Trinkwasserspender wären sinnvoller als die Gängelung der Vereine, meint er.

Wir Vereine tragen eine sehr große Verantwortung und nehmen sie sehr ernst. Daran muss uns eigentlich niemand von oben erinnern. 

„Bier gehört in Bayern zum Lebensverständnis“, findet Dr. Manfred Fleischer, Vorsitzender des BCF Wolfratshausen. Bei Feiern des Ballclubs stünden immer auch genügend anti-alkoholische Getränke zur Verfügung. Und „die Mitglieder, die geschützt unter unserem Schwammerl am Grill für die Verpflegung sorgen, stehen da nicht das erste Mal.“ Generell hält es der Vorsitzende nicht für verkehrt, die Bevölkerung über Gefahren der prallen Hitze aufzuklären und sich etwa mit öffentlichen Trinkwasserbrunnen auf extreme Sommer vorzubereiten. Doch die Vereine bräuchten in der Regel keine Belehrungen und Vorgaben.

Derselben Meinung ist Richard Lang, Chef des SV Münsing-Ammerland. Das traditionelle Sommerfest des Sportvereins steigt heuer am 12. Juli, im oft heißesten Monat des Jahres. Das Grillteam arbeite im Schatten und wechsle sich ab, sagt Lang. Alkohol spiele bei dem Familienfest mit vielen Kindern und Jugendlichen kaum eine Rolle. Der Vorsitzende erklärt, er wäre sogar bereit, das Fest abzusagen, sollte an dem Tag tatsächlich eine Rekordhitze angekündigt sein. Lang: „Wir Vereine tragen eine sehr große Verantwortung und nehmen sie sehr ernst. Daran muss uns eigentlich niemand von oben erinnern.“ (Tanja Lühr)

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