Post-Panne in Ebersberg: Sendungen ungeschützt im öffentlichen e-EinZ-Treppenhaus
Kunden stehen vor einer verschlossenen Postfiliale in Ebersberg, während die Sendungen unbewacht im Treppenhaus des Einkaufszentrums herumliegen. Die Post reagiert mit einer Entschuldigung.
Ebersberg – Im Minutentakt stoppen Kunden an der verschlossenen Glasschiebetür der Postfiliale im Ebersberger Einkaufszentrum e-Einz. „Mei, die Post!“, schimpft eine Frau, bevor sie mit ihrem Packerl in der Hand wieder unverrichteter Dinge abzieht. Was ihr entgeht, aber vielen anderen Passanten im Treppenhaus des Einkaufszentrums auffällt: Sie hätte sich gleich noch ein paar Pakete mitnehmen können – und ein paar Briefe obendrauf. Denn vor den Aufzügen stehen zwei verwaiste Rollwagen mit der Tagespost. Bestimmt für die Filiale, die an dem Morgen einfach nicht geöffnet hat. Ein entsprechender Hinweis an der Tür fehlt.
Filiale hat zu: Eine Stunde lang stehen die Wagen unbewacht vor den Aufzügen
Offenkundig vom Post-Fahrer zurückgelassen, liegen die Briefe und Pakete für Neugierige einsehbar und für Unanständige zur Selbstbedienung aus. Obenauf ein dicker, brauner Umschlag, adressiert an die Ausländerbehörde des Landratsamtes – offenbar sind auch dessen Postfächer nicht befüllt worden. Daneben Amazon-Päckchen, eine schwarze Plastiktasche mit aufgeklebter Zoll-Erklärung, ein weiteres Päckchen lässt durch die aufgeklebte Batterie-Warnung möglicherweise kostspielige Elektronik im Inneren vermuten.

Polizei und Einkaufszentrum-Personal bringen Briefe und Pakete in Sicherheit
„Das geht gar nicht!“, entfährt es einer weiteren Passantin, die sich im Weggehen über den vor die Hunde gehenden Datenschutz auslässt. Jemand hat die Polizei verständigt. Die Beamten der Ebersberger Inspektion scheitern zwar auch mit dem Versuch, den Ladenbetreiber zu erreichen. Doch sie machen zwei freundliche Mitarbeiter des Einkaufszentrums ausfindig, die die beiden Schubwagen in einen versperrten Raum verfrachten. Nach rund einer Stunde im Treppenhaus, das berichten Augenzeugen der EZ vor Ort, ist das Postgeheimnis geschützt.
Juristische Folgen wird die Sache nicht haben. Nach aktuellem Kenntnisstand sind die Ebersberger ehrlich genug gewesen, sodass keine Sendungen verschwunden sind. Polizeichef Ulrich Milius erklärt folglich auf Anfrage der EZ: „Ein Verstoß konnte nicht festgestellt werden, daher natürlich auch keine weiteren Maßnahmen.“

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Filialbetreiber: „Ich bleibe dran!“
Der Betreiber der Postfiliale reagiert auf die Anfrage der EZ bestürzt. Er sei krank und der Mitarbeiter, der die Tagespost in den Laden hätte sperren und die Postfächer befüllen sollen, nicht erreichbar. Deshalb sei auch kein Hinweiszettel an der Tür. „Das ist mein Brotverdienst“, sagt der Pächter und verspricht: „Ich bleibe dran!“ Für den kommenden Tag habe er vorgesorgt – und werde versuchen, mit der Post eine Lösung zu finden, dass Briefe und Pakete nicht vor verschlossener Türe stehen bleiben, sondern im Zweifelsfall wieder mitgenommen werden.
Post-Sprecher: „Wir entschuldigen uns ausdrücklich“
Die Post antwortet der Redaktion, dass der Fahrer rund 20 Minuten vor der Filiale gewartet habe, bevor er die Sendungen stehen ließ und seinen Chef informierte, der wiederum umgehend den Filialpartner kontaktiert habe. „Selbstverständlich war es ein Fehler, den Sendungswagen unbeaufsichtigt vor der Filiale abzustellen“, so ein DHL-Sprecher. „Wir entschuldigen uns ausdrücklich dafür.“ Man sei den Augenzeugen und den e-EinZ-Mitarbeitern dankbar für ihr umsichtiges Verhalten. Man werde mit allen Beteiligten sprechen, damit so etwas nicht wieder vorkommt. „Die Zusammenarbeit muss in jedem Fall besser werden.“ Sollten Kunden eine Sendung vermissen, rate die Post zu einem Nachforschungsauftrag. Offenbar sei aber während der besagten Stunde nichts entwendet worden.
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