Der Wald im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen „is’ a bisserl anders“

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Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Erholungsort für Menschen: Der Wald wie hier bei Tattenkofen (Gemeinde Dietramszell) erfüllt viele Aufgaben. Immer mehr zu schaffen macht ihm der Klimawandel. © Hans Lippert

Welche besonderen Bäume gibt es im Landkreis? Wo steht der höchste? Welcher ist der dickste? Mit Hilfe des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stellen wir unter dem Titel „Von der Wurzel bis zur Krone“ besondere Exemplare in loser Reihenfolge vor.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Bayern ist ein Waldland. Über ein Drittel der Fläche des Freistaats ist bewaldet. Unsere Region steht sogar noch besser da. „Wir liegen mit 54 Prozent über dem bayernweiten Durchschnitt“, sagt Korbinian Wolf, Forstdirektor am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und zuständig für die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach. Mit Blick auf die Berge sagt der Forstwirt: „Der Wald bei uns is’ a bisserl anders.“ Was ihn so anders macht, erzählt Wolf im Gespräch mit unserer Zeitung.

Korbinian Wolf ist Forstdirektor am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Korbinian Wolf ist Forstdirektor am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Vom Ahorn bis zur Weißtanne: In Deutschland gibt es über 75 Baumarten. In Bayern vorherrschend ist die Fichte, gefolgt von der Kiefer und der Buche. Die Wälder in unserer Region sind überwiegend Mischwälder, die meistens aus Fichten, Buchen und Tannen bestehend. „Das größte zusammenhängende Waldgebiet gibt es zwischen Bichl, Lenggries und der Landesgrenze zu Österreich“, berichtet Wolf. Je nach Höhenlage ändere sich die Zusammensetzung der Wälder. In tieferen Lagen dominiere noch die Buche. „Je weiter man rauf kommt, nimmt die Fichte zu, bis sie an die Waldgrenze stößt“, sagt der Experte. Diese liege in unseren Breiten zwischen 1500 und 1600 Metern.

Die Fichte wächst schnell und gerade

Die Fichte ist dem Forstdirektor zufolge der „Brotbaum des bayerischen Walds“, weil sie schnell und gerade wachse. Außerdem lasse sich dieser Baum leicht bearbeiten. Damit sei die Fichte wirtschaftlich sehr interessant. Ihr Anteil sei deutlich erhöht in unserer Region – vor allem in den Bergwäldern im südlichen Landkreis. „Die Buche ist die Mutter des Walds“, sagt Wolf. Ihr Laub sei ein Wundermittel für karge Böden. „Die Buche sorgt für gute Humusbildung und gründet tiefe, nährstoffreiche Böden für die ganze Baumfamilie“, erklärt der Experte.

Wenn Wasser fehlt, führt das zu Stress.

Immer mehr zu schaffen machen dem Wald und im speziellen der Fichte die durch den Klimawandel verursachten Trockenperioden. Diese führten in der Vegetationszeit im Sommer zu Stress bei Bäumen. „Wenn Wasser fehlt, führt das zu Stress“, berichtet der Forstwirt. Dann fehle es den Fichten an Flüssigkeit, um Harz zu bilden. Das sei wichtig, um Schädlinge wie den Borkenkäfer in Schach zu halten. Normalerweise umschließe die Fichte den Borkenkäfer mit ihrem Harz – der Schädling stirbt. „Wenn sich die Fichte dagegen nicht wehren kann, ist sie es, die stirbt.“ So geschehen im Frankenwald, der laut Wolf massiv von Trockenheit betroffen ist. Innerhalb von wenigen Jahren seien dort weit über 10.000 Hektar Wald verschwunden.

In wichtigen Zeiten ist immer Regen gefallen

„Diese massiven Schäden bei der Fichte haben wir bisher nicht. Wir sind da bisher immer noch mit einem blauen Auge davongekommen“, meint der Forstdirektor. Aufgrund der Lage des Landkreises an der Nordseite der Alpen, „haben wir relativ viel Niederschlag“. Die Wolken würden sich am Gebirge stauen und dort abregnen. „In wichtigen Zeiten ist bisher immer Regen gekommen“, berichtet der Experte. „Er hat die Fichten gut wasserversorgt.“

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Nichtsdestotrotz behalte man die Entwicklung im Auge, so Wolf, der die Dynamik durchaus als ernst einstuft. „Es geht Richtung Süden, die Schäden nehmen zu“, so die Beobachtung des 41-Jährigen. Mit verschiedenen Maßnahmen wolle man die Wälder deshalb „zukunftsfit“ machen. Keine leichte Aufgabe, denn: „Wir Förster wissen auch nicht, welche Baumart in 50 bis 100 Jahren mit dem Klimawandel zurechtkommt.“ Vielfalt ist daher ein Schlagwort. Es brauche viele verschiedene Bäume wie Tanne, Ahorn, Ulme, Lärche, Eiche, Linde und so weiter in den Wäldern, „um für die klimatischen Veränderungen gewappnet zu sein“. Man setze wie bei einem Aktiendepot auf verschiedene Standbeine, um das Risiko möglichst klein zu halten.

nej

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