Ex-Bahn-Mitarbeiter packt in ZDF-Sendung aus und nennt Insiderwissen zu Bahncard, Tickets und Super-Sparpreis
Ein ehemaliger Mitarbeiter der Deutschen Bahn verrät, wie der Konzern beim Ticketkauf vorgeht. Mit einem Insider-Tipp lässt sich aber tatsächlich sparen.
München – Die Deutsche Bahn (DB) steht nicht selten in der Kritik. Etwa jeder dritte Fernzug war im vergangenen Jahr unpünktlich. So fordert die Verbraucherzentrale, Fahrgäste schon ab 30 Minuten Verspätung zu entschädigen. Doch nicht nur in Sachen Unpünktlichkeit fällt die DB immer wieder negativ auf. Ein Bahn-Insider packte jetzt über weitere „Tricks“ des Konzerns aus.
Trickst die Deutsche Bahn bei Super-Sparpreisen? „Verdient dadurch sehr gut“
In der ZDF-Sendung „Deutsche Bahn: Die Insider“ plaudern ehemalige Mitarbeiter aus dem Nähkästchen. Getrickst wird laut dem Insider Björn (Name verändert), der sechs Jahre in der Zentrale der Deutschen Bahn gearbeitet hat, auch beim Ticketkauf. Nicht selten wirbt die Bahn mit günstigen Preisen. Diese seien in erster Linie jedoch nur Lockangebote, so der Insider.
Günstige Super-Sparpreise für unter 20 Euro gibt es meist nur unter bestimmten Bedingungen. Fahrgäste müssen früh buchen und sich auf einen Zug zu einer festen Uhrzeit festlegen. Die Uhrzeiten können dann auch schonmal besonders früh am Morgen oder sogar Mitten in der Nacht sein.
Gleicher Service, unterschiedlicher Preis – dass frühe Züge günstig sind, hat Methode
Beispiel: Eine Fahrt von München nach Frankfurt am Main (Montag, 8. April) gibt es für unter 20 Euro lediglich zwischen drei und fünf Uhr morgens (Stand: 6. März). Spätere Fahrten kosten auch schon mal über 100 Euro. „Es ist clever gemacht“, erklärte Björn. Wer nicht rechtzeitig bucht, zahlt für den gleichen Service ein Vielfaches mehr. „Die Bahn verdient dadurch sehr, sehr gut“, hieß es.
Doch woran liegt das? Dem Insider zufolge versucht die Bahn zu steuern, dass die Züge gleichmäßig ausgelastet sind. „Die Bahn versucht die Kunden so zu erziehen, dass sie am Tag schön verteilt auf ihre Züge ausweichen“, schilderte Björn. Wer also spontan einen Zug zu einer beliebten Tageszeit buchen möchte, muss tief in den Geldbeutel greifen.
Deutsche Bahn setzt Probe-Bahncard als „Lockmittel“ ein
Auch in Sachen Bahncard wird wohl getrickst. Beim Kauf eines Tickets lockt die Probe-Bahncard 25 mit einer Ersparnis von 25 Prozent. Sie kostet 19,90 Euro und ist drei Monate lang gültig. Die DB spekuliere darauf, dass sich Kunden mit kurzfristigen Rabatten locken lassen, sagte der Insider in der ZDF-Sendung.
Meine news
Bahncard 25 | 25 Prozent Rabatt auf Flexpreis und Sparangebote im Fernverkehr |
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Bahncard 50 | 50 Prozent Rabatt auf Flexpreis und 25 Prozent Rabatt auf Sparangebote im Fernverkehr |
Bahncard 100 | 1 Jahr lang jeden Zug flexibel nutzen |
Zwar sparen Reisende beim Kauf der Probe-Bahncard tatsächlich meist schon ab der 1. Fahrt. Das Problem tritt allerdings auf, sobald das Probe-Abo nicht gekündigt wird. „Die Probe-BahnCard 25 verlängert sich automatisch um ein Jahr, sofern sie nicht bis vier Wochen vor Laufzeitende in Textform gekündigt wird“, schreibt die Bahn auf ihrer Webseite.
„Das Lockmittel, was wir hier sehen, ist der kurzzeitige Rabatt, der gewährt wird. Aber natürlich wird darauf spekuliert, dass wir das einfach vergessen zu kündigen“, so Björn. Erst kürzlich haben Verbraucherschützer deshalb Klage gegen die Deutsche Bahn eingereicht. Die Kündigungsfrist sei aus ihrer Sicht unzulässig. Eine Probe-Bahncard dürfe nicht automatisch in eine einjährige Bahncard 25 oder 50 übergehen. Zudem müsse diese dann innerhalb von vier Wochen kündbar sein und nicht erst zum Ende der einjährigen Laufzeit.

Auf Anfrage von IPPEN.MEDIA erklärte eine Bahnsprecherin zu dem Thema: „Von ‚Tricksereien‘ bei der Bahn kann keine Rede sein.“ Und betonte außerdem: „Wir beschreiben die Konditionen der Probe-BahnCard in allen Angebotsbeschreibungen und in den AGB ausführlich und informieren unsere Kunden hierüber transparent im Verkaufsprozess.“
Ticketbuchung bei der Deutsche Bahn: So lässt sich auch ohne Bahncard sparen
Auch ohne Bahncard lässt sich beim Ticketkauf sparen. Der Insider empfiehlt bei der Buchung einen Zwischenstopp einzulegen. Beide Streckenabschnitte sollten unabhängig voneinander gebucht werden. Dass sich damit Geld sparen lässt, zeigt folgendes Beispiel:
- Fahrt am 8. April von München nach Frankfurt kostet gegen 10 Uhr mit Umstieg in Nürnberg 59,90 Euro
- Die erste Teilstrecke um dieselbe Uhrzeit von München nach Nürnberg kostet 19,90 Euro
- Die zweite Teilstrecke von Nürnberg nach Frankfurt kostet 27,90 Euro
- Beide Teilstrecken ergeben zusammen 47,80 Euro und bieten damit eine Ersparnis von 12,10 Euro
Bei diesem Beispiel handelt es sich sogar um denselben Zug. Dann hätten Fahrgäste zwar zwei Tickets, diese seien aber genauso gültig und Fahrgäste können einfach sitzen bleiben, erklärte der Insider. Mit einem einfachen Trick können Arbeitnehmer mit dem Deutschlandticket sogar Steuern sparen. (kas)