Eigentümer ächzen unter Grundsteuer: 103 Gemeinden erhöhten Hebesätze 2023

  1. Startseite
  2. Verbraucher

Kommentare

Die Grundsteuer-Hebesätze steigen seit Jahren an. Für 2024 erwarten Experten, dass Privatgrundstücke davon eher betroffen sein werden als Gewerbegrundstücke.

München – Für Immobilieneigentümer ist es eine schlechte Nachricht: Nachdem die Grundsteuer bereits 2022 so stark wie seit 2016 nicht mehr angehoben wurde, ereilte viele Eigentümer 2023 die nächste Grundsteuererhöhung

Über Hundert Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern haben ihre Grundsteuer-Hebesätze im vergangenen Jahr nämlich teils kräftig erhöht. Das geht aus einer aktuellen Auswertung hervor, über die zunächst Focus Online berichtete. 

Der durchschnittliche gewogene Hebesatz der Grundsteuer B stieg infolge seiner Erhöhung um 5 Prozentpunkte auf 554 Prozent an, wie es aus der Hebesatzumfrage 2023 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hervorgeht. Im Jahr zuvor hatte der Hebesatz im Bundesdurchschnitt noch bei 549 Prozent gelegen. 

Schon 2024 könnte die Grundsteuerreform im kommenden Jahr Immobilieneigentümer zur Kasse bitten

Die Grundsteuer B unterliegt damit seit einigen Jahren einer konstanten Verteuerung. Die DIHK sieht vornehmlich drei Faktoren für ihre Aufwärtsbewegung innerhalb der letzten Jahre.

Zunächst einmal agiere die kommunale Finanzaufsicht vieler Länder im Vergleich zu den Vorjahren „deutlich aktiver im Vorfeld der Genehmigung von kommunalen Haushalten“, heißt es dem Bericht zufolge. Außerdem fordere sie die Gemeinden vermehrt auf, Deckungslücken durch Mehreinnahmen zu schließen.

Die Grundsteuer-Hebesätze steigen seit Jahren konstant an. Für 2024 erwarten Experten, dass Privatgrundstücke davon eher betroffen sind als Gewerbegrundstücke
Neubauten auf einem Feld bzw. in einer Neubausiedlung in Glessen (NRW) © IMAGO/Christoph Hardt

Zweitens führten Änderungen in den jeweiligen kommunalen Finanzausgleichssystemen, vor allem die Anhebung des sogenannten Nivellierungshebesatzes, zu nachholenden Erhöhungen bei den Kommunen, die bis dahin unter diesem Hebesatz lagen. Und drittens gehe es schon jetzt darum, das Aufkommen der neuen Bemessungsgrundlage für die Grundsteuer mit Wirkung ab 2025 zu sichern. 

DIHK betont große Spannbreite der Hebesatz-Erhöhungen zwischen Kommunen

Insgesamt 103 Kommunen erhöhten die Hebesätze der Grundsteuer B im vergangenen Jahr. Der IHK-Hebesatzumfrage zufolge fällt die Spannbreite der Erhöhungen in den unterschiedlichen Kommunen dabei insgesamt sehr groß aus. 

Demnach erhöhten 26 Gemeinden den ihren Hebesatz jeweils zwischen 20 und 49 Punkten. Insgesamt 38 Gemeinden erhöhten ihren Grundsteuer-Hebesatz jeweils um 50 und 100 Prozentpunkte – und 17 Gemeinden sogar um mehr als 100 Prozentpunkte.

Absoluter Spitzenwert der Hebesatz-Erhöhungen ist das hessische Bad Homburg vor der Höhe – um satte 345 Prozentpunkte wurde der Grundsteuer-Hebesatz dort im vergangenen Jahr angehoben. Damit steigt er in der hessischen Kreisstadt auf insgesamt 690 Prozent. Dahinter liegt das nordrhein-westfälische Xanten mit einem Plus von 200 Punkten auf insgesamt 850 Prozent, sowie die hessische Stadt Oberursel mit einem Anstieg um 197 auf insgesamt 947 Prozentpunkte.

So stark wurden die Grundsteuer-Hebesätze 2023 in den Bundesländern erhöht

Unter den Flächenländern blieb der Hebesatz der Grundsteuer B im vergangenen Jahr mit Brandenburg, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen nur in ostdeutschen Bundesländern unverändert. In einem anderen ostdeutschen Bundesland stiegen sie dagegen stark an: in Mecklenburg-Vorpommern. Hier wurde der Grundsteuer-Hebesatz 2023 um 15 Prozentpunkte erhöht.

Besonders stark wurde die Grundsteuer B zudem in Rheinland-Pfalz und Hessen erhöht. In beiden Bundesländern stieg sie jeweils um 13 Prozentpunkte an. Unter allen Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern haben nun insgesamt 25 Städte, und damit fünf mehr als noch 2022 einen Grundsteuer-B-Hebesatz von 800 Prozentpunkten oder mehr. Dazu gehören neben Gladbeck in Nordrhein-Westfalen und Oberursel in Hessen auch Herten (920 Prozent), Witten (910 Prozent) und das hessische Offenbach (895 Prozent). Grundsätzlich liegt Hessen mit seinen Hebesätzen über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Bayern 452% (2015) 458% (2019) 461% (2023)
Bremen 572% (2015) 687% (2019) 687% (2023)
Hessen 482% (2015) 524% (2019) 553% (2023)
Niedersachsen 447% (2015) 465% (2019) 481% (2023)
Nordrhein-Westfalen 553% (2015) 590% (2019) 612% (2023)
Sachsen 565% (2015) 570% (2019) 581% (2023)

Experten fürchten, Grundsteuerreform könnte schon 2024 zu deutlich höheren Kosten führen

Was aber kommt nach den konstanten Erhöhungen der Grundsteuer-Hebesätze der letzten Jahre 2024 auf Immobilieneigentümer zu? Müssen Verbraucher auch in diesem Jahr mit weiteren Anhebungen rechnen?

In Nordrhein-Westfalen zumindest blickt man besorgt auf mögliche neue Erhöhungen der Hebesätze in diesem Jahr. „Die Berechnungen in den Kommunen laufen bereits. Und sie deuten auf ein großes Ärgernis hin: Nach den bisherigen Messzahlen läuft es auf eine massive Verschiebung zulasten der privaten Eigentümer hinaus“, sagte Christoph Lantscheidt, Vizepräsident des Städte- und Gemeindebundes NRW und Bürgermeister der Stadt Kamp-Lintfort Focus Online.

Problematisch sei auch, dass Privatgrundstücke durch die höheren Hebesätze deutlich stärker belastet als Gewerbegrundstücke. Wie es aktuell ist, könne es nicht bleiben, hier müsse das Land Nordrhein-Westfalen dringend gegensteuern. „Eine weitere Belastung der Bürgerinnen und Bürger ist in meinen Augen nicht mehr vermittelbar“, betont Lantscheidt. (Fabian Hartmann)

Auch interessant

Kommentare