Tierseuchen wie Borna-Virus und Hasenpest: Übertragung auf Mensch sehr selten

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Feldhasen können sich mit Hasenpest infizierten. Vereinzelt gab es auch beim Menschen Ansteckungen. © Thomas Warnack/dpa

Zwei Menschen im Landkreis Pfaffenhofen sind nach der Infektion mit dem Borna-Virus gestorben. Im Landkreis München haben sich zwei Personen mit Hasenpest angesteckt. Wie gefährlich sind Tierseuchen für den Menschen?

Bad Tölz-Wolfratshausen – Im Juni gab es im Landkreis München zwei Infektionen mit Hasenpest bei Menschen. Übertragen wurde die Tularämie in diesen Fällen vermutlich durch Zeckenbisse. Der Krankheitsverlauf war glücklicherweise glimpflich. Tödlich endete dagegen für zwei Patienten im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm im Juni die Infektion mit dem Borna-Virus, das in der Regel bei Feldspitzmäusen vorkommt, aber ebenfalls auf den Menschen übertragen werden kann. Im Landkreis Ebersberg wurden in den vergangenen Monaten Infektionen bei Tieren mit dem Borna-Virus gemeldet. Betroffen waren dort unter anderem ein Lama und ein Pferd.

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Bislang keine bekannten Fälle im Landkreis

Wie gefährlich sind Tierseuchen für den Menschen? Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist bislang keiner der beiden Krankheiten aufgetreten, wie eine Nachfrage im Landratsamt bestätigt. „Veterinärrechtlich gibt es keine Maßnahmen“, so Behördensprecherin Marlis Peischer – vor allem auch deshalb, weil es sich wirklich um sehr seltene Krankheiten handle.

„Borna war bei uns früher nur als Krankheit vor allem von Pferden bekannt. Erst seit einigen Jahren ist eine Übertragung auf den Menschen und damit eine folgende Erkrankung des Menschen bekannt“, berichtet Peischer auf Anfrage. Die genauen Übertragungswege seien noch nicht sicher geklärt. „Spitzmäuse, die dauerhaft infiziert sein können, ohne zu erkranken, spielen wohl eine zentrale Rolle im Infektionsgeschehen.“ Es werde davon ausgegangen, dass es jährlich ungefähr fünf bis zehn akute Erkrankungen in Deutschland gibt. „Damit zählt die BoDV-1-Infektion zu den seltensten Erkrankungen in Deutschland“, so Peischer.

Im Landkreis Weilheim-Schongau gab es schon früher Fälle von Hasenpest

Auch Fälle von Hasenpest sind im Landkreis nicht bekannt. Bei den Nachbarn in Weilheim-Schongau wurde die Krankheit beim Menschen dagegen bislang zweimal gemeldet: Ein Fall wurde im Jahr 2019 beim Gesundheitsamt registriert und ein weiterer im Oktober 2024.

Bei den betroffene Tieren – neben Feldhasen können das auch Nagetiere wie Mäuse, Wühlmäuse, Ratten oder Eichhörnchen sein – handele es sich normalerweise um Wildtiere. Sie magern ab, zeigen struppiges Fell, schwankenden Gang und werden apathisch. „Aufgrund von Entkräftung können sie ihre natürliche Scheu verlieren“, so Peischer. Wenn nun ein Mensch im intensiven Kontakt mit erkrankten Tieren oder deren Ausscheidungen kommt – beispielsweise beim Umgang mit erlegtem Wild –, dann bestehe durchaus die Gefahr, dass er sich infiziert. „Das kann sehr schnell gehen, es braucht gegebenenfalls nur wenige Keime.“

Hasenpest kommt beim Menschen selten vor, aber die Fallzahlen steigen

Die Inkubationszeit beträgt in der Regel drei bis fünf Tage. Selten seien auch Inkubationszeiten von mehreren Wochen beschrieben. „Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist nicht bekannt.“ Die Krankheit beginnt mit unspezifischen, grippeartigen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Mattigkeit. Im Landkreis München wurden die Betroffenen mit Antibiotika behandelt. 

Die Tularämie komme zwar nach wie vor sehr selten vor, so Peischer, jedoch steige die Zahl der gemeldeten Fälle seit Jahren an. Von 2004 bis 2013 wurden in Deutschland durchschnittlich 15,8 Erkrankungen pro Jahr erfasst, 2014 bis 2023 waren es schon 65. „Das Jahr 2024 markiert mit 214 gemeldeten Fällen den bisherigen Höchststand.“ Die Inzidenz folge einem saisonalen Muster mit einem Peak im Spätsommer. Gefährdet seien vor allem Menschen mit Kontakt zu Natur und Tieren, etwa in der Jagd, der Land- und Forstwirtschaft, in Gartenbau und Fleischverarbeitung.

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