Vincorion will Umsatz vervierfachen und mehr Personal einstellen

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Beim Firmenrundgang: (v.l.) Staatssekretär Tobias Gotthardt, Daniel Zeitler (Leiter Produktmanagement) und Jürgen Arold (Vice President Engineering/ Geschäftsführer in Altenstadt). © Elena Benedikt

Staatssekretär Tobias Gotthardt (Freie Wähler) stattete der Vincorion-Niederlassung in Altenstadt einen Besuch ab. Das Technologieunternehmen plant mit einem massiven Wachstum.

Altenstadt - Vieles passiert in Handarbeit: Interessiert schaut Staatssekretär Tobias Gotthardt (Freie Wähler) beim Firmenrundgang etwa Stefan Martin, Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik, über die Schulter, der in der Wicklerei an einem Teil eines Generators arbeitet. Oder er lässt sich von Rainer Haschke, der bereits seit 41 Jahren im Bereich „Prüffeld“ der Firma arbeitet, die Unterschiede von zwei Aggregaten unterschiedlichen Baujahrs erläutern.

Vincorion mit Sitz in Wedel bei Hamburg und der zweitgrößten Niederlassung in Altenstadt, entwickelt und fertigt Generatoren, elektrische Motoren und Antriebe, Aggregate und Leistungselektronik für die Luftfahrt-, Sicherheits- und Verteidigungsindustrie sowie für die Bahn. Unter anderem Subsysteme für Luftabwehrsysteme wie „Patriot“ und „IRIS-T“, die derzeit auch im Ukrainekrieg im Einsatz sind.

Auch um die Instandsetzung kümmert man sich in Altenstadt. Nur NATO-Mitglieder werden beliefert. Der Staatssekretär informierte sich bei seinem Besuch über all das. Außerdem ging es im Gespräch mit Jürgen Arold, dem Geschäftsführer des Vincorion-Standorts Altenstadt, und Daniel Zeitler, Leiter des Produktmanagements, um eine geplante Erweiterung des Werks.

Staatssekretär Tobias Gotthardt schaute unter anderem Stefan Martin bei seiner Arbeit über die Schulter.
Staatssekretär Tobias Gotthardt schaute bei seinem Besuch von Vincorion unter anderem Stefan Martin bei seiner Arbeit über die Schulter. © Vincorion

Wachstum auf rund 150 Millionene Euro geplant

35 Millionen Euro betrage der Umsatz in Altenstadt aktuell pro Jahr, so Pressesprecher Florian Hanauer. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll sich der Umsatz vervierfachen. Mit einem Wachstum auf rund 150 Millionen Euro plant man bei Vincorion in Altenstadt. Insbesondere im Rahmen der „European Sky Shield Initiative“ – bei der sich aktuell 21 europäische Staaten für eine Stärkung der gemeinsamen Luftverteidigung zusammenschließen wollen – steige der Bedarf an modernen Luftverteidigungssystemen.

Um dieser erwarteten Nachfrage gerecht werden zu können, soll der Standort Altenstadt eine neue Halle bekommen, wie Daniel Zeitler erläutert. Ausreichend Platz habe man dafür noch auf dem Firmengelände, einem ehemaligen Militärflugplatz in Altenstadt. Außerdem ist vorgesehen, zusätzliches Personal einzustellen. 220 Mitarbeiter zählt Vincorion in Altenstadt aktuell. Auf rund 300 will man ebenfalls in den kommenden fünf Jahren aufstocken.

Auftrag der Bundeswehr erwartet

Das Erweiterungsvorhaben hängt allerdings auch von einem Auftrag ab. Zwar wisse man, dass die Bundeswehr Bedarf an Stromerzeugern hat und habe dieser auch schon Prototypen zur Verfügung gestellt. Bis es entsprechende Verträge gibt, dauere es aber oft lange, so Zeitler. Das stelle das Unternehmen „vor ein Dilemma“: Man brauche Planbarkeit, um eine Entscheidung treffen zu können. Die solle aber in den nächsten ein bis zwei Jahren fallen. Da man sich bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze befinde, sei eine neue Halle nötig.

Mit der Erweiterung soll wie gesagt auch personell aufgestockt werden. 70 bis 80 weitere, Fachkräfte zu finden, sei eine Herausforderung. Bei Vincorion baue man viel auf Ausbildung, erzählt Zeitler. Auch aktuell suche man Azubis. Die Fluktuation im Unternehmen sei insgesamt niedrig. Gerade in den vergangenen Jahren, durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, habe sich die Einstellung zum Unternehmen, das in der Rüstungsindustrie tätig ist, merklich geändert.

Die neue Generation der Stromerzeugungsaggregate, die Vincorion fürs Bundesamt für Beschaffungswesen in Koblenz entwickelt, setzen laut Zeitler „neue Maßstäbe in Sachen Effizienz, Einsatzbereitschaft und auch Umweltfreundlichkeit“. Sie können neben dem normalen Dieselbetrieb auch mit dem lokalen Stromnetz oder nachhaltigen Energiequellen wie Photovoltaikanlagen gekoppelt oder mit Batteriespeichern betrieben werden. „Das reduziert nicht nur Kraftstoffverbrauch und Emissionen, sondern erhöht auch die taktischen Möglichkeiten im Einsatz“, so Zeitler.

Halle für Serienfertigung

Die neue Fertigungshalle werde auf eine effiziente Produktion der komplexen Systeme ausgelegt sein. In einer bestehenden Halle soll eine Produktionsstraße entstehen, um mehr in Serienfertigung gehen zu können, so Hanauer. Weil es sich weiter um keine lärmintensiven Arbeiten handle und es für Tests der Aggregatoren schon jetzt schallisolierte Prüfräume gibt, müssten Anwohner durch die Erweiterung keine Emissionen fürchten.

Der Staatssekretär lobte: „Was in Altenstadt geleistet wird, zeigt das enorme Innovationspotenzial des bayerischen Mittelstands.“ Vincorion würde als „Hidden Champion“ internationale Märkte erobern und für eine regionale Wertschöpfung sorgen.

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