66-Jährige lebt als Eremitin in renovierter Klause

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Vor der renovierten Klause bei Burggen: Bewohnerin Jutta Maier und Generalvikar Wolfgang Hacker, der den Festgottesdienst leitete. © Johannes Jais

Jutta Maier war Gemeindereferentin mit Stationen in Schongau, Augsburg und im Dekanat Mindelheim. Jetzt lebt sie als Eremitin, hat sich für ein Leben in Einsamkeit, Kontemplation und im Gebet entschieden. Die 66-Jährige ist in die Klause neben der St. Anna-Kirche außerhalb Burggens eingezogen, die renoviert worden ist.

Burggen – Jutta Maier habe bisher in ihrem beruflichen Wirken Aufgaben übernommen, die eher nach außen gerichtet waren. Jetzt führe sie ein Leben, das „mehr nach innen gewandt ist“, beschreibt die Eremitin die bewusst gewählte Zäsur. So hat sie es am vergangenen Samstag beim „Tag der offenen Tür“ den mehr als 100 Besuchern vermittelt, die sich einen Eindruck von den Räumen in der renovierten Klause verschafft haben. Auch am Sonntag hatten Interessierte nach dem Lichtmess-Gottesdienst in St. Anna Gelegenheit, die Zimmer zu besichtigen.

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Von 1990 bis 2001 war Jutta Maier Gemeindereferentin in der Pfarrei Verklärung Christi in Schongau. Die Pfarrer waren Hans Frieß (bis 1993) und später Karl Rottach. Anfang der 90er Jahre war Wolfgang Hacker Kaplan in Schongau-West. Er ist inzwischen Generalvikar in der Diözese Augsburg.

Es brauche Hoffnungsträger und lichtvolle Orte

Die Messe am Sonntag in der Kirche St. Anna zelebrierten Generalvikar Hacker, der Domkapitular Franz Reinhard Daffner, 20 Jahre lang beruflicher Wegbegleiter für Maier, und Pfarrer Thaddäus Biernacki von der Pfarreiengemeinschaft Auerberg. Gestaltet wurde der Gottesdienst vom Kirchenchor Burggen, der auch ein geistliches Lied des russischen Komponisten Sergej Rachmaninow sang.

In Zeiten, die stürmisch und dunkel seien, brauche es Hoffnungsträger und lichtvolle Orte. Dafür stünden auch die Klause und ihre Bewohnerin Jutta Maier, sagte Hacker. Sie habe ein Ohr für Menschen, die mit Fragen und Anliegen dorthin kämen. Das Licht erstrahle nicht nur in der menschlichen Zuneigung, sondern in Christus, der Halt und Orientierung gebe.

Erinnerung an Schwester Reinhilde

Beim „Tag der offenen Tür“ schilderte Kirchenpfleger Peter Hofmann, dass es in Burggen bereits seit 1640 eine Klause neben der St. Anna-Kirche gibt. In der Zeit, als Maier im acht Kilometer entfernten Schongau als Gemeindereferentin in der Seelsorge mithalf, hatte sich eine Ordensfrau in der Klause bei Burggen einem Leben in Einsamkeit verschrieben. Es war Schwester Reinhilde. Ein gerahmtes Bild von ihr steht auf dem grün-gekachelten Ofen in der Stube. Ihr hatte Jutta Maier kurz vor deren Tod 2023 noch erzählt, dass sie Nachfolgerin in St. Anna werden darf.

Beim „Tag der offenen Tür“ in der St. Anna-Kirche und der angegliederten Klause erläuterte Architekt Christian Eger Das Projekt.
Beim „Tag der offenen Tür“ in der St. Anna-Kirche und der angegliederten Klause erläuterte Architekt Christian Eger das Projekt. © Joahnnes Jais

Als künftige Diözesan-Eremitin möchte sich Maier im Lebens- und Tageslauf an der Regel des heiligen Benedikt orientieren. Damit meint sie das „rechte Maß und die Beständigkeit“ in Arbeit und Gebet, beim Lesen in den Schriften, in Zeiten des Schweigens und in Momenten der Begegnung „mit Menschen, die ein offenes Ohr suchen für das, was sie bewegt“.

Früher war es in der Klause eiskalt

Schwester Reinhilde hatte in der Klause die Kälte am eigenen Leib verspüren müssen. Ebenso die Feuchtigkeit, die in den Mauern aufstieg. Zwei weiteren Bewohnern, ein Junggeselle aus Burggen und eine Frau von auswärts, die später nacheinander dort nur kurzzeitig einzogen, war es genauso ergangen.

„Hast Du es warm?“, sei die Frage gewesen, die ihr in den vergangenen Wochen am häufigsten gestellt wurde, sagte Jutta Maier mit einem Schmunzeln. Sie habe an kalten Wintertagen „stabil 20 Grad“ in der Stube unten und im Arbeitszimmer oben. Im Erdgeschoss befindet sich auch die Küche. Im ersten Stockwerk sind neben dem Arbeitszimmer, wo sich Maier ihrer Neigung zur Ikonenmalerei widmet, noch ein kleines Bad und das Schlafzimmer. Von dort führt eine Tür zum Gebetsraum.

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Architekt Christian Eger aus Marktoberdorf erklärte beim „Tag der offenen Tür“, warum in der Klause jetzt eine behagliche Wärme erreicht wird. „Im Gartenhäusle ist ein Tank mit Flüssiggas installiert worden. Von dort ist ein Graben zur Klause gezogen worden, damit die Leitung verlegt werden konnte“, so der Architekt.

Im Jahr 2022 waren Voruntersuchungen beauftragt worden, um Anhaltspunkte für eine Kostenschätzung zu bekommen. Mit der Renovierung der Klause begonnen wurde im Mai 2024. Träger der Maßnahme war die Kirchenstiftung in Burggen. Die Kosten hat die Diözese Augsburg übernommen, so Kirchenpfleger Hofmann, damit dort wieder eine Klausnerin zur Miete einziehen kann. Zahlreiche Auflagen beim Brandschutz und Denkmalschutz mussten erfüllt werden, gab Architekt Eger zu verstehen.

Bewusst zurückgezogen

Insbesondere die verfaulten Deckenbalken hätten die Kosten nach oben getrieben. Zwei Fledermäuse, die im Dach nisteten, hätten den Bauablauf über den Haufen geschmissen, fuhr der Planer fort. Schließlich wurde die gesamte Baumaßnahme mit einem Volumen von 625 000 Euro zum Abschluss gebracht.

Jutta Maier kommt aus Mindelheim. Sie war nach der Zeit in Schongau einige Jahre Diözesanbeauftragte für Gemeindereferenten. Ab 2008 war sie in der Pfarreiengemeinschaft Nassenbeuren tätig, aber auch im Dekanat Mindelheim, wo sie mit dem „Schäferwagen“ in den Dörfern auf Tour war, um Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu treffen und mit ihnen über den Glauben zu sprechen. Zuletzt war sie Landvolkreferentin der Diözese Augsburg.

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Jetzt lebt sie bewusst zurückgezogen. Auf ein Auto verzichtet sie. Wenn es wärmer wird, möchte sie sich aufs Radl setzen. Gastfreundschaft in der Klause gehöre dazu, vor allem aber beachte sie Zeiten und Räume der Stille. Für die Lebensform einer Eremitin habe sie sich bewusst entschieden: Sie sei so „geführt“ worden, bekräftigt die Frau aus dem Glauben heraus. Dass sie dazu in die Klause bei Burggen einziehen konnte, sei eine gute Fügung gewesen.

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