„Da tummelt sich schon einiges“ - Innovative Brutboxen in der Schönach sollen Fischbestand sichern
Mehr Lachsfische in der Schönach wünscht sich Dennis Mall. Um den Fischbestand zu erhöhen, hat der 33-Jährige Brutboxen für den Bach gebaut.
Altenstadt - Wenn Dennis Mall in der Schönach steht, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Dann plätschert ihm der kalte Bach um die Beine, die bis zur Hüfte in grünen Watstiefeln stecken, und für eine Viertelstunde ist er nur für seinen Nachwuchs da. Die Fischeier, die der zweite Vorsitzende des Altenstadter Anglervereins „Petri-Heil“ in speziellen Brutboxen großzieht, brauchen viel Aufmerksamkeit. „Es muss jeden Tag jemand da sein und die Boxen reinigen“, erklärt der 33-Jährige. Eine zeitintensive Aufgabe, bei der nichts schiefgehen darf. Aber von vorn.
Mall ist leidenschaftlicher Angler – und um den Fischbestand in unseren heimischen Gewässern besorgt. Um die Salmoniden, also Lachsfische, in der Schönach zu vermehren, hat er sich nach Brutmöglichkeiten im Bach erkundigt. Im Internet stieß er auf Brutboxen, die andere Anglervereine bereits erfolgreich einsetzen. Er nahm sie zur Inspiration für den Bau eines eigenen Fischbrut-Systems. Entstanden sind zwei Kästen, die, an Rohren befestigt, in der Altenstadter Schönach liegen. Inzwischen sind sie das zweite Jahr im Einsatz.

„Im Grunde funktioniert das System nach dem Unterstromkasten-Prinzip“, erklärt der Fischer die Bauweise. Er steht im Bach und deutet auf die Boxen, in denen seit Ende Januar insgesamt 10 000 Bachforellen heranwachsen. Noch sind es kleine, orange Kügelchen. Sie werden mit Frischwasser und Sauerstoff versorgt, indem das Wasser der Schönach in die Kästen hinein und – reguliert durch Seitenschieber – kontrolliert wieder hinaus fließt.
Durch den ausgeklügelten Aufbau der Boxen lässt sich steuern, mit welcher Geschwindigkeit das Wasser mit den Fischeiern in Berührung kommt. „Das hat den Vorteil, dass die Fische von Beginn an lernen müssen, mit gewissen Strömungsverhältnissen fertig zu werden“, sagt Mall. Idealerweise kommen die Fische, die hier in der Schönach aus den Eiern schlüpfen, irgendwann selbst zum Laichen zurück.
Engagierte kommen jeden Tag zur Pflege der Fischeier
Dafür müssen sie aber freilich erst zu kräftigen Fischen heranwachsen. Mall und drei weitere Mitglieder des Anglervereins, darunter auch engagierte Jugendliche, kommen zur Pflege der Fischeier jeden Tag zu den Brutboxen. Sie befreien die Kisten von Segmenten und holen abgestorbene Eier heraus. „Das ist wichtig, um zu verhindern, dass sich Schimmel oder andere Bakterien breitmachen und schlimmstenfalls einen Totalausfall verursachen“, betont der 33-Jährige. Um den empfindlichen Bachforellen-Nachwuchs dabei nicht zu beschädigen, braucht es viel Fingerspitzengefühl – und das richtige Equipment.
Mall saugt die abgestorbenen Fischeier, die an ihrer weißen Farbe zu erkennen sind, mit einer Pipette aus dem Wasser. Mit einer Vogelfeder streift er immer wieder behutsam durch die Box, um alle Tot- und Fremdkörper nach oben zu holen. Die Ränder der Kästen macht der Fischer vorsichtig mit einer Bürste sauber. Schließlich schaut er zufrieden auf das Ergebnis. „Da tummelt sich schon einiges“, stellt Mall lächelnd fest. Und tatsächlich: Einige Bachforellen sind schon geschlüpft.

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Hohe Schlupfrate macht optimistisch
Ende April sollen die kleinen Fische in die Schönach freigelassen werden. Die Brutboxen, erklärt Mall, sind im Anschluss aber gleich wieder belegt. „Wir setzen als nächstes Äschen-Eier ein.“ 5000 bis 10 000 dieser Fische will der Anglerverein in den Boxen erbrüten.
Bis feststeht, ob das Projekt fruchtet und wie viele junge Bachforellen und Äschen am Ende wirklich in der Schönach schwimmen, muss man sich aber noch etwas gedulden. Wie Mall erklärt, könne man erst Ende dieses Jahres absehen, ob die Brut-Aktion von 2024 erfolgreich war. „Wir können es erst richtig erkennen, wenn die Fische zehn bis zwölf Zentimeter groß sind.“ Doch der Angler ist optimistisch: Die Schlupfrate der Bachforellen und Äschen lag letztes Jahr immerhin bei knapp 97 Prozent. „Das ist für uns ein voller Erfolg.“
Inzwischen sind auch andere Fischer auf das Konzept aufmerksam geworden. So baut man nun etwa in Schwabbruck Malls Fisch-Brutboxen nach. „Es ist gut, wenn viele mitmischen“, sagt er. „Wir alle haben das Ziel, den Fischbestand in unseren Gewässern zu sichern.“