- Deutschland vor Warnstreiks im Nahverkehr

Wer an diesem Freitag per Zug, Flugzeug oder Fernbus in Deutschland ankommt, muss bei der Weiterfahrt ans endgültige Ziel mit Beeinträchtigungen rechnen. Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem Warnstreik aufgerufen. Der soll in sechs Bundesländern den öffentlichen Nahverkehr weitgehend lahmlegen. Bestreikt würden Verkehrsunternehmen in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bremen, teilte Verdi mit.

Hintergrund sind die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Es geht um Löhne und Arbeitszeit von Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Ein Kompromiss in dem Tarifstreit ist bislang nicht in Sicht. Die zweite Verhandlungsrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen war am Dienstag ohne merkliche Annäherung zu Ende gegangen. Jetzt erhöhen die Gewerkschafter den Druck.

Das heißt: Reisende, Pendler und alle anderen, die den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen, müssen mit Ausfällen von Bussen, Straßen- und U-Bahnen rechnen. Die Aktionen sollen weitestgehend ganztags von Betriebsbeginn bis Betriebsende dauern, kündigte Verdi an. Insgesamt seien 53.000 Beschäftigte in 69 Unternehmen in Städten und Landkreisen betroffen, teilte die Gewerkschaft mit.

"Die Situation der Beschäftigten im ÖPNV ist außerordentlich problematisch. Es gibt viel zu wenig Personal, sodass die Arbeitsverdichtung ständig zunimmt", beklagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Für die Belastung sei der Lohn zu niedrig, außerdem sei der Krankenstand hoch.

Unabhängig vom Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst kommt es zu weiteren parallelen Warnstreiks im Nahverkehr im norddeutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin. In Deutschlands Hauptstadt legen bereits ab Donnerstag Beschäftigte der Berliner Verkehrsbetriebe für 48 Stunden die Arbeit nieder.

Ebenfalls schon für diesen Donnerstag ruft Verdi deutschlandweit zudem zu Warnstreiks bei Stadtwerken, Wasserversorgern und Abwasserentsorgungsbetrieben sowie in Müllverbrennungsanlagen auf. Hier seien für Bürgerinnen und Bürger allerdings zunächst keine direkten Auswirkungen zu erwarten, so die Einschätzung der Gewerkschaft.

In diesen Branchen gebe es große Probleme, Fachkräfte zu finden, teilte Verdi mit. Deshalb sei es dringend nötig, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Verdi und der Deutsche Beamtenbund (dbb) verhandeln mit den öffentlichen Arbeitgebern in Bund und Kommunen über Einkommen und Arbeitszeit von mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten. Diese arbeiten nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in Kitas, an Schulen und Universitäten, im Nahverkehr, bei den Abfallbetrieben oder an Flughäfen. Feuerwehrleute und Bundespolizisten gehören ebenfalls dazu.

Die Gewerkschaften wollen ein Lohnplus von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro monatlich durchsetzen. In besonders belastenden Jobs wie im Gesundheitsbereich soll es höhere Zuschläge geben. Außerdem wollen die Gewerkschaften drei zusätzliche freie Tage aushandeln.

Die Arbeitgeber haben in den bisher zwei Verhandlungsrunden kein Angebot vorgelegt. Besonders die Kommunen warnen vor einer Überlastung und weisen auf die hohen Schulden vieler Städte und Gemeinden hin.

Der Termin für die nächste Verhandlungsrunde steht bereits fest: Arbeitnehmervertreter, Bund und Kommunen treffen sich vom 14. bis 16. März in Potsdam. Bis dahin wollen die Gewerkschaften den Druck auf die Arbeitgeber deutlich erhöhen. In den kommenden Wochen könnte es daher vermehrt Warnstreik-Aktionen zum Beispiel auch in kommunalen Kitas geben.

AR/pg (dpa, afp, rtr)

Das Original zu diesem Beitrag "Deutschland vor Warnstreiks im Nahverkehr" stammt von Deutsche Welle.