Wird die alte Berufsschule zum Ausbildungszentrum für die Feuerwehr?
Die Idee, Teile der alten Berufsschule in Weilheim als Schulungszentrum für die Feuerwehr zu nutzen wird immer konkreter. Das zeigte sich auch bei der Kommandanten-Dienstversammlung in Polling.
„Was würden wir nur ohne die Blaulichtorganisationen machen?“ Es war ein Musterbeispiel für eine rhetorische Frage, die Pollings dritter Bürgermeister Michael Pröbstl in sein Grußwort bei der Kommandanten-Dienstversammlung einflechtete. In Uniform gekleidet waren nicht nur rund 80 Führungskräfte der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis ins Klosterdorf gekommen, sondern mit Johann Eitzenberger auch der ranghöchste Vertreter vom Landesfeuerwehrverband. Er hob wie Pröbstl die Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehren hervor – und zwar anhand der jüngsten Einsätze in den Hochwasserregionen. Von den bayernweit 80 000 Einsatzkräften seien 70 000 von der Freiwilligen Feuerwehr gekommen: „Das ist eine gewaltige Zahl“, so Eitzenberger.
Hilfe nach Hochwasser
Auch Kreisbrandrat Rüdiger Sobotta ging in seinem Rückblick auf das Einsatzgeschehen seit der Dienstversammlung 2023 auf die Überflutungen ein. Aus dem Landkreis hatte sich Anfang Juni ein Hilfskontingent in die Region „Neuburg-Schrobenhausen“ auf den Weg gemacht. Das bereits eingeplante Ablösekommando musste allerdings nicht ausrücken: „Ich weiß, dass einige von euch enttäuscht waren, dass sie nicht rauffahren durften“, erklärte Sobotta.
In seinem ausführlichen Rechenschaftsbericht sprach der Kreisbrandrat zudem die infrastrukturellen Schwierigkeiten im Ausbildungswesen an: „Wir können da nicht weiter auf Sparflamme fahren“, mahnte Sobotta. Das Problem: Die Feuerwehrschulen können den angemeldeten Bedarf für Schulungen nicht abdecken. Die Abhaltung von Lehrgängen an größeren Feuerwehrstandorten ist keine Dauerlösung. Wie berichtet, schielt die Kreisbrand㈠inspektion in puncto „Eigene Ausbildungsstätte“ auf die Nutzung eines leerstehenden Gebäudeteils an der ehemaligen Berufsschule in Weilheim: „Vielleicht wird das sogar heuer noch was“, zeigte sich Sobotta optimistisch.
Bei den Räumlichkeiten handelt es sich um den alten Werkstatttrakt im nordöstlichen Teil des Schulgeländes zwischen Kerschensteiner- und Olympiastraße. Die Räumlichkeiten sind zwar schadstoffbelastet, aber für die Bedürfnisse der Feuerwehr könnten sie wohl mit vergleichsweise geringem Aufwand hergerichtet werden. „Für uns wäre das gut genug“, meinte Sobotta.
Die ehemalige Berufsschule steht im Eigentum des Landkreises. Der tut sich mit einer Nachnutzung der Immobilie schwer. „Wir haben nicht die finanziellen Mittel, um die Hallen zu sanieren“, so Landrätin Andrea Jochner-Weiß am Rande der Versammlung. Verkaufen wolle der Landkreis den Gebäudeteil nicht, sodass der Plan mit der Feuerwehr-Ausbildungsstätte für beide Seiten eine „Win-win-Situation“ wäre. Die Entscheidung darüber wird vom Kreistag getroffen. „Für unsere Feuerwehr wäre die Ausbildungsstätte enorm wichtig“, betonte Jochner-Weiß. Und für den Landkreis wäre es eine gute Gelegenheit, sich für das geleistete Engagement erkenntlich zu zeigen.
Landkreis nicht zu sehr belasten
Sobotta appellierte in der Versammlung an seine Feuerwehrkameraden, an einem Strang zu ziehen und mitzuhelfen: „Ich möchte, dass es etwas für uns alle wird. Wir können uns da selber etwas zusammenbasteln. Aber dazu brauche ich euch.“ Den Landkreis wolle man indes bei der Finanzierung der Ausbildungsstätte nicht über Gebühr belasten.
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Rund vier Stunden dauerte die Versammlung in der Tiefenbachhalle. Neben Sobottas Rückblick auf das Einsatzgeschehen wurden unter anderem Ehrungen vorgenommen (siehe Kasten), redaktionelle Änderungen an der Kreisverbandssatzung beschlossen (zum Beispiel mit Ergänzungen der Formulierung von Funktionen in weiblicher Form), über den Vermögensstand referiert (knapp 46 000 Euro) und aus Anlass zum 30-jährigen Bestehen des Kreisfeuerwehrverbands ein Buch mit dem Titel „Historische Feuerwehrfahrzeuge im Landkreis Weilheim-Schongau“ präsentiert (Bericht folgt).
Ehrungen
Wenn sich der Kreisfeuerwehrverband zu seinen Kommandantendienstversammlungen trifft, stehen regelmäßig Ehrungen auf der Tagesordnung – so auch diesmal: Alfred Abenthum, Hubert Pfettrisch und Leo Eicher mit dem silbernen Ehrenkreuz des Kreisfeuerwehrverbands Weilheim-Schongau für ihre langjährige Tätigkeit als Bezirkssprecher der Feuerwehren im Ausschuss des Kreisfeuerwehrverbands ausgezeichnet. Georg Wagner erhielt für sein Engagement als Bezirkssprecher sogar das goldene Ehrenkreuz. Ludwig Fernsemmer und Manfred Baum wurden zudem zum Ehren-Kreisbrandinspektor respektive Ehren-Kreisbrandmeister ernannt. Freuen durfte sich des Weiteren die Kreisfrauenbeauftragte Petra Sobotta und Sabine Rohm über ihre Auszeichnung mit dem silbernen Ehrenkreuz des Landesfeuerwehrverbands. Eine Ehrung erhielt schließlich noch Stefan Hieber für seine 14-jährige Dienstzeit als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Seeshaupt. Neuer Kommandant in der Starnberger-See-Gemeinde ist Hannes Knossalla.