Sie sind nicht nur Kameraden: Feuerwehr-Freunde fürs Leben
Wer sich für die Feuerwehr entscheidet, will Menschen retten. Aber nicht nur. Vielen Mitgliedern geht es um die Gemeinschaft.
Germering – Tante, Onkel, Papa – alle sind sie bei der Feuerwehr. „Für mich war ganz klar: Ich werde Feuerwehrmann“, sagt Paul Deimel. Der 16-Jährige ist vor zwei Jahren in die Freiwillige Feuerwehr Germering eingetreten. Freund Bryn-Alun Wagner hat sich einen Tag nach seinem 14. Geburtstag – dem Eintrittsalter – angemeldet. „Feuerwehrmann war mein Kindheitstraum“, sagt der 17-Jährige. Schon als Bub habe er mit der Spielzeugdrehleiter brennende Häuser gelöscht. „Ich will Menschen helfen.“
Ausbilder kümmern sich um Nachwuchs
Jeden Mittwochabend treffen sich die zehn jugendlichen Feuerwehrler im Feuerwehrhaus. Darunter drei Mädchen. Um den Nachwuchs kümmert sich Jugendleiterin Sarah Lichti. Die 22-jährige Lehramtsstudentin ist eine der zwanzig Germeringer Feuerwehrfrauen. Einmal im Monat bereitet sie die Jugend auf die Prüfungen vor. Seit der jüngsten Leistungsprüfung können Bryn und Paul eine Löschaktion aufbauen. Im Herbst wollen sie am Kurs technische Hilfeleistung teilnehmen. Dort lernen sie, wie sie Menschen aus Autos befreien.
Den größten Einsatz, den Bryn miterlebt hat, war der Brand in der Tennishalle im vergangenen April. Damals kümmerte er sich um die Verpflegung seiner Kameraden. Minderjährige dürfen bei Einsätzen zwischen 6 und 22 Uhr ausrücken. Nicht erlaubt sind Situationen, die psychisch belastend sind.
Nicht immer können sie ausrücken. Paul macht eine Ausbildung zum Fluggerätemechaniker in Gilching. Bryan kann als Lokführer nicht aus einem fahrenden Zug springen.
Beim Einsatz sind genügend da. Aber es könnte bald schwieriger werden.
Derzeit hat die Feuerwehr Germering 95 Mitglieder. In der neuen Halle ist nun Platz für die Atemschutzwerkstatt, Lagerraum und Spinde. Im Herbst nehmen 28 Aktive am Atemschutzträger-Lehrgang teil. Danach dürfen sie bei einem Feuer in ein brennendes Haus gehen. Kommandant Thomas Mayrhofer ist zufrieden mit seiner Mannschaft. „Beim Einsatz sind immer genügend da“, sagt er. „Aber es kann sein, dass es bald schwieriger wird.“ Der häufigste Grund, weshalb Mitglieder ausscheiden: Sie können sich die Miete nicht mehr leisten und müssen wegziehen.
Diskussion um Renteneintrittsalter
Die Idee, das Renteneintrittsalter auf 68 anzuheben, findet Mayrhofer kritisch. Ein 65-Jähriger sollte nicht mehr auf Einsätze gehen. „Irgendwann muss es gut sein“, sagt er. „Aber er kann sich weiter im Vereinsleben engagieren.“ Bessere Ideen, um Einsatzkräfte zu halten, seien vielmehr vergünstigte Wohnungen, eine Einsatzpauschale oder aber ein Rentenzusatz.
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Drehleiter für Unterpfaffenhoffen
Die Nachbarfeuerwehr Unterpfaffenhoffen freut sich dieses Jahr auf ihre erste Drehleiter. „Wir können es kaum erwarten“, sagt Kommandant Christian Ruder und lacht. Gleichzeitig soll ein neues Lagerhaus her. Auch bei ihnen gibt es keinen Nachwuchsmangel. Im Gegenteil: Eine Handvoll Jugendliche stehen auf der Warteliste. „Ein Drittel entscheiden sich für die aktive Mannschaft, sobald sie volljährig sind“, sagt Ruder. Allein letztes Jahr sind zehn neue Mitglieder dazugekommen. Derzeit sind es 89 Feuerwehrleute.
Die Jungs und Mädels sind nicht nur Kameraden. „Ich habe bei der Feuerwehr Freunde fürs Leben gefunden“, sagt Paul. Bei einem Problem könnten sich aufeinander verlassen. „Wir haben Kfz-Mechaniker, Juristen und Zimmerer. Jung und Alt. Da lernt man dann wirklich etwas über das Leben“, sagt Paul und lacht.