Tölzer Marktstraße soll ein „Juwel“ bleiben
Bei einer Versammlung diskutierten die Mitglieder des Historischer Verein mit Baufachleuten über Häusergestaltung in der Tölzer Marktstraße.
Bad Tölz – „Der schönste Festsaal im bayerischen Oberland“ wird die Tölzer Marktstraße genannt. Als um die Zeit des Übergangs vom 19. in das 20. Jahrhundert das bestehende Ortsbild durch den Einbau großflächiger Schaufenster und Ladentüren deutlich gestört wurde, war es der Münchner Baumeister Gabriel von Seidl, der den Verlust dieser einzigartigen Kulisse verhinderte. Er gab den Häusern mit der Rückkehr zur Gestaltung von Hauseingängen und mit von Mauerwerk getrennten Rundbogen-Schaufenstern wieder ein geerdetes Gesicht. Ab den 1920er-Jahren nahm sich der gebürtige Tölzer Innenarchitekt Professor Josef Hillerbrand des Ortsbildes an. Aktiv mit eingebracht hat sich zudem der Bayerische Landesverein für Heimatpflege, dessen Wurzeln auf das Jahr 1902 zurückgehen.M
Marktstraße immer dem Wandel unterworfen
Neben dem Festhalten am Althergebrachten sei die Marktstraße aber auch immer schon einem Wandel unterworfen gewesen, stellte Claus Janßen jetzt bei einer vom Historischen Verein organisierten Gesprächsrunde mit Stadtbaumeister Florian Ernst, Architektin Sandra Krinner und Kreisheimatpfleger Thomas Lauer fest. „Es ändern sich die wirtschaftlichen Anforderungen und ebenso die Mode.“ In jüngster Zeit habe es aber Veränderungen gegeben, die der Historische Verein nicht akzeptieren wolle, erklärte Janßen als dessen Vorsitzender.
Ärger über Geschäfte in der unteren Marktstraße
Ein Dorn im Auge sei etwa ein Geschäft in der unteren Marktstraße, wo das Schaufenster bis zum Boden reiche. Für die Häuser in der Marktstraße gelte aber die Regel, dass der Sockel beibehalten werden müsse. Dabei bestehe auch die Möglichkeit, den Sockel in angedeuteter Form auszuführen. „In dem speziellen Fall bewirken Fenster und Ladentüre eine großflächige Öffnung der Erdgeschoss-Fassade.“
Der Druck, ihre Gestaltungswünsche durchzusetzen, werde vor allem seitens von Filialisten immer größer. „Aber soll man dem immer nachgeben?“, frage Janßen. Dass hier eine Grenze überschritten worden sei, bestätigte Stadtbaumeister Florian Ernst. Es hätten viele Gespräche mit allen Beteiligten stattgefunden, das Ergebnis jedoch sei schlicht und einfach ein Schwarzbau. Architektin Sandra Krinner sah dies ähnlich. Der Bauherr habe sie in einer gewissen Bauphase von ihrer Aufgabe entpflichtet und dann das Werk sozusagen in Eigenregie zu Ende gebracht. Die Causa liege nun beim Landratsamt, so Ernst.
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Der Historische Verein wolle sich nicht anmaßen, Gericht zu halten, erklärte Janßen. Doch man müsse auch für die Zukunft eine Linie finden. Generell gebe es für die Tölzer Altstadt einen Gestaltungsleitfaden. Der eingebundene Denkmalschutz werde von manchen Hausbesitzern als Fluch angesehen, „doch man bemüht sich von dieser Seite um einvernehmliche Lösungen“. Wesentlicher Punkt sei, eine passende wirtschaftliche Nutzung für die betreffenden Räumlichkeiten zu finden – „das ist nicht immer leicht, aber man findet was.“
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Dem schloss sich Kreisheimatpfleger Thomas Lauer, selbst Architekt, an und verwies diesbezüglich auf verschiedene Denkmal-Fördermöglichkeiten und steuerliche Vorteile. Die Tölzer Marktstraße beherberge nicht nur die Lebensgeschichten vorausgegangener Generationen, wie Janßen formulierte, sondern sei als Tourismusmagnet auch ein Wirtschaftsfaktor. Lauer: „Sie ist ein Juwel.“ (Rosi Bauer)