Texanische Rinder mitten im Oberland: „Ich fühle mich wie ein Cowgirl“

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Ziemlich beste Freunde: Sandra und Franz Wörl mit einigen ihrer Longhorn-Rinder. © Emanuel Gronau

Auf ihrem Bauernhof in Aidenried hoch über dem Ammersee haben sich Sandra und Franz Wörl vor einigen Jahren einen Traum erfüllt und eine Zucht mit Texas Longhorn Rindern gestartet.

Aidenried – Wer ist glücklicher, die Tiere oder ihre Halter? Diese Frage stellt sich, wenn man erlebt, wie Sandra Wörl strahlt, als sie von ihrer Rinderherde erzählt, die unterhalb ihres Anwesens gerade ungewöhnlich ausgelassen über den Hang trabt.

Es ist ein kleines Paradies, in dem sie und ihr Mann Franz leben. Der Hof „Beim Schmidbauer“, erstmals 1701 urkundlich erwähnt und seit Generationen als Landwirtschaft betrieben, liegt malerisch hoch oben in Aidenried und gewährt einen gänzlich freien Blick auf den südlichen Ammersee und hinüber nach Dießen. Dank der Hanglage und der arrondierten Weidefläche blieb diese wunderschöne Aussicht bis heute erhalten.

2005 übernahm Franz, hauptberuflich selbstständiger Zimmerer, den kleinen Milchviehbetrieb im Nebenerwerb von seinen Eltern. 2014 heirateten Sandra und Franz, die Errichtung ihres eigenen Hauses am elterlichen Hof und die Geburt zweier Kinder machten den Familienstart perfekt. Seit 2010 ist der Hof ein Bioland-Betrieb und seit 2019 ist er, inklusive Sandra Wörls Ayurvedapraxis, als Vitalhof Aidenried ein Begriff. Hier geht es ums Wohlfühlen auf allen Ebenen.

Die Nähe und Verbindung zu den 16 Milchkühen, sieben Ochsen und rund zehn Jungrindern ist den Wörls wichtig, schließlich seien sie „ja eigentlich unsere Mitarbeiterinnen“. Eines der Lebensmottos der Familie sei „Achtung und Wertschätzung einer jeden Kreatur“. Bis zu zwölf Jahre alt werden die Tiere am Vitalhof dank gesunder Haltungsbedingungen. Passend zum Hofnamen leben die Tiere so gesund, dass nur geringe Tierarztkosten entstehen.

Den Traum vom Texas Longhorn erfüllt

Die Kühe entscheiden selbst, ob sie sich lieber im Stall aufhalten oder draußen ihre Runden ziehen und alle anderen Rinder verbringen den Großteil des Jahres – von Mai bis Oktober – auf den Sommerweiden. Neben dem Grundfutter, das auf den hofeigenen Wiesen wächst, erhalten die Tiere zusätzlich Mineralstoffe und in geringem Maße Kraftfutter. „Es geht uns nicht um Leistungsmaximierung“, sagt Franz Wörl. „Wir wollen nicht umsonst arbeiten, aber vor allem sollen „Mensch und Tier hier eine gute Zeit miteinander haben.“ Die Landwirtschaft macht bei den Wörls knapp die Hälfte des gemeinsamen Verdienstes aus.

2019 erfüllte sich das Paar endlich den lange gehegten Traum, Texas Longhorn Rinder zu züchten. J.R. und Cutie hießen die ersten beiden Kälber, die sie in der Nähe von Bayreuth erwarben. Diese Tiere – ursprünglich in den USA und Kanada gezüchtet – seien „einfach wunderschön und verkörpern ein gewisses Lebensgefühl. Da fühl ich mich immer ein bisschen wie ein Cowgirl!“, sagt Sandra Wörl und lacht.

In der Tat beeindrucken sie durch ihr jeweils absolut individuelles Aussehen und die prächtigen, mit zunehmendem Alter geschwungenen Hörner. Und ein weiterer, gänzlich anderer Aspekt macht diese Rasse so besonders: „Longhorn-Fleisch ist extrem cholesterinarm und reich an Omega-3-Fettsäuren“, sagt die 43-jährige Landwirtin. Zusätzlich wurde die Longhorn-Genetik in die Milchviehherde eingekreuzt, indem jeweils einige Fleckviehrinder den Sommer mit J.R. verbringen durften. Die so entstandenen Mischlinge sind fabelhafte Fleischlieferanten. Anfang dieses Jahres wurden drei weitere Longhorns angeschafft, inklusive Zuchtbulle Maverick, der nun für frisches Blut in der Herde sorgen darf.

Longhorns auch ins Fleckvieh eingekreuzt

Dies bedeutete natürlich das Ende für J.R. Auf der gewohnten Wiese, mitten zwischen den umstehenden Kühen starb er mit Spezialgenehmigung des Veterinäramtes einen schnellen Tod. Die Wörls erstaunte, dass die Herde, anders als bei einer Geburt, die ihnen lautstark mitgeteilt wird, auf das Sterben eines ihrer Mitglieder überhaupt nicht reagierte. Das Fleisch wurde verkauft, mit dem herrlichen, dreifarbigen Fell ließen die Wörls eine Couch beziehen, die bei Nutzung liebevoll gestreichelt wird.

Heute besteht die Longhornzucht bereits aus sieben erwachsenen Tieren und drei Kälbern. Xare, Erstgeborener Sohn J.R.s , darf als Ochse, gemeinsam mit den Milchkühen, das Leben um den Hof genießen. Wie lange noch, wird familiär geklärt. Denn, so Sandra Wörl, „er ist uns sehr ans Herz gewachsen, die Unterscheidung zwischen Haus- und Nutztier funktioniert bei uns nicht so wirklich.“

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