Der SC Kochel plant ein Skirennen, bei dem nur historische Holzskier verwendet werden dürfen. Es ist Teil der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen.
Kochel am See – Wer in Zeiten des Klimawandels ein Skirennen an den Ötzliften plant, der braucht schon eine große Portion Optimismus. Über diese verfügt die Vorstandschaft des SC Kochel und will am Samstag, 25. Januar, einen ganz besonderen Wettbewerb über die Bühne gehen lassen: ein Nostalgie-Skirennen, bei dem nur historische Holzskier verwendet werden dürfen. Es ist der Auftakt des Jubiläumsjahrs, in dem der Verein mit einer Vielzahl an Veranstaltungen sein 100-jähriges Bestehen feiert. Während noch in den Sternen steht, ob das Rennen wirklich stattfinden kann, steht eines schon fest: Ab 18 Uhr gibt es eine Après-Ski-Party im Zielbereich, notfalls auch ohne Schnee.
Am 25. Januar liegt an Ötzliften oft Schnee
Der Vorsitzende Jan van Zijverden muss selbst schmunzeln, wenn er über das Nostalgie-Rennen spricht: „Mir ist schon gesagt worden: Ich soll lieber Lotto spielen als so einen Termin festlegen.“ Es sei einfacher, beim Lotto die richtigen Zahlen vorherzusagen als die Tage, an denen an den Ötzliften Schnee liegt. Dass sich der Vorstand ausgerechnet für den 25. Januar entschieden hat, ist kein Zufall: „Wir haben recherchiert und herausgefunden, dass die Ötzlifte zuletzt oft zwischen dem 15. und 30. Januar gelaufen sind – das ist ein ganz gutes Datum.“ Abgesehen davon gebe es an diesem Wochenende in der Umgebung keine größeren Veranstaltungen. Der Skiclub setzt alles auf eine Karte, einen Ausweichtermin gebe es nicht: „Entweder es geht oder es geht nicht.“
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Bereits jetzt sind 20 Zusagen bei van Zijverden eingegangen, realistisch sei eine Teilnehmerzahl zwischen 25 und 30. Wobei das Ganze für alle Beteiligten eine große Herausforderung ist. Kaum jemand mehr besitzt Holzskier, einige würden versuchen, sie über Kleinanzeigen zu erwerben. Eventuell gebe es auch Hilfe aus Krün, wo immer wieder mal Nostalgie-Skirennen stattfinden.
Kaum jemand weiß noch, wie man mit historischen Skiern fährt
Was die Sache zusätzlich schwierig macht: Kaum jemand weiß, wie man mit den historischen Skiern mit Lederriemen aus der Zeit vor 1960 fährt. Der Hang werde daher „minimal ausgeflaggt“, womöglich nur mit drei oder vier Toren. Zudem werde der Auslauf gut ausgepolstert. Wenn alle das Ziel erreicht haben, soll ein Firngleiter-Rennen über die Bühne gehen, bei dem nur Skier unter einem Meter Länge erlaubt sind.
Welche Veranstaltungen zum Jubiläum es sonst noch geben wird, will die Vorstandschaft erst später bekanntgeben. „Im Sommer werden wir irgendetwas machen, und im Herbst gibt’s einen Törggelen-Festabend für die älteren Mitglieder.“
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Skiclub: Nicht dabei bei Materialschlacht
Dass zum Jubiläum ein Gaudi-Rennen stattfindet, passt zum Skiclub Kochel, der breitensportlich orientiert ist: „Wir machen nicht mehr bei großen Rennen mit, denn das ist eine Materialschlacht ohne Ende“, sagt Schriftführerin Constanze Multerer. Es sei üblich, dass Kinder bei großen Vereinen vier Paar Skier besitzen. Der SC Partenkirchen verlange hohe Trainingsgebühren, fahre mit den Kindern im Juli zu den Skihallen nach Belgien. Der Skigau Werdenfels trifft sich zur Saisonvorbereitung in Norwegen. Sie selbst kenne Familien, die extra nach Lenggries gezogen sind, damit die Kinder dort mehr trainieren können. „Der finanzielle Aufwand ist enorm“, sagt Multerer. „Das ist selbst für gut verdienende Eltern nicht einfach.“ Ein kleiner Verein wie der SC Kochel könne all dies nicht leisten – „und wir wollen es auch nicht.“
Dies bestätigt Jan van Zijverden: „Wenn ich meinen Kindern sagen würde, dass wir im Juli zum Skifahren auf den Gletscher gehen, würden sie mich fragen, ob ich spinne. Die gehen da zum Baden an den Walchen- oder Kochelsee.“ Die Kochler starten daher nur bei regionalen Rennen wie dem Kreiscup im Landkreis Weilheim-Schongau. Hin und wieder gibt es Ausflüge wie in den Funpark nach Sölden, wo die Kinder Schanzen ausprobieren und über Cross-Strecken fahren können.
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Über mangelnden Zulauf kann sich der Skiclub nicht beklagen. Zum Training – oft auf dem Brauneck – erscheinen stets zwischen 20 und 25 Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren. Während die Kinder Ski fahren, bietet der Verein ein Langlauf-Training für die Eltern an: „Dann sind die aufgeräumt“, sagt van Zijverden schmunzelnd. Bei den Kinder-Skitagen im Dezember gab’s 40 Teilnehmer, so viele wie lange nicht mehr. Alles diene einem Ziel: „Wir wollen die Ski-Begeisterung in den Ort integrieren.“ Und das ganz ohne Leistungsdruck.