Pfiffiger „Tortenschmied“: Ein Windrad für die Backstube
Im Hofoldinger Forst wachsen derzeit drei große Windräder in die Höhe, im kleinen Ort Bach in der Gemeinde Weyarn dreht sich ein kleineres Windrad schon seit Sommer 2023. Es gehört der Familie Weinmayr, die dort die Konditorei „Der Tortenschmied“ betreibt und mit einem ausgeklügelten Energiekonzept nachhaltig wirtschaften will. Die Gemeinde hat dieses Engagement jetzt mit der „Grünen Hausnummer“ ausgezeichnet.
Weyarn – Das weiß-blaue Windrad, das in Bach hinter den Wohnhäusern in Richtung Westen liegt, aber dennoch von der Straße aus Richtung Holzolling gut zu sehen ist, ist kein gewöhnliches Windrad mit seitlichen Flügeln. Die Konstruktion lässt sich eher beschreiben als zwei senkrecht stehende Flügel aus je drei Rotorblättern, die in sich und miteinander verdreht sind, im Fachjargon eine Helix-Turbine.
Das Konstrukt ist gut fünf Meter hoch, hat 2,2 Meter Durchmesser und ist auf einem vier Meter hohen Stiel montiert. Die Windkraftanlage steht auf einem Betonsockel mit 2,5 mal 2,5 Metern Grundfläche und misst bis zur Spitze knapp zehn Meter. Die Ausmaße sind nicht zufällig gewählt: Kleinwindanlagen bis maximal zehn Meter Gesamthöhe sind in Bayern baurechtlich verfahrensfrei möglich.
„Es ist ein ganz anderes System als ein Flügelwindrad, die Mechanik kommt aus dem Schiffsbau“, erklärt Klaus Weinmayr. „Der große Vorteil ist, dass die Vögel es als ganzes Objekt wahrnehmen und es damit für sie absolut ungefährlich ist.“ Außerdem sei das Windrad beinahe geräuschlos, sagt Weinmayr. „Unten drunter grasen Alpakas. Denen ist das Windrad völlig egal.“
Beides war Klaus Weinmayr und seiner Frau Johanna sehr wichtig. Sie haben dafür in Kauf genommen, dass die Helix-Turbine etwas weniger Leistung hat als ein dreiflügeliges Windrad. Die Ausbeute kann sich dennoch sehen lassen. Etwa 15 bis 20 kWh produziert das Windrad an einem Tag mit „ein bisschen Wind“, sagt Weinmayr.
Ein Vorteil gegenüber einer Photovoltaik-Anlage, welche die Weinmayrs außerdem haben: Das Windrad liefert auch nachts Energie und auch, wenn keine Sonne scheint – solange nur etwas Wind weht. Und dafür ist der Standort günstig gewählt. Die Unabhängigkeit von der Sonne war auch einer der Gründe für die Investition. Die Windkraftanlage – sie stammt von einem Hersteller aus Ottobrunn und ist „second hand“, denn sie stand vor einigen Jahren auf einer Landesgartenschau – sollte vor allem in den Wintermonaten und an bedeckten Tagen, wenn die PV-Anlage wenig Strom liefert, so viel Energie erzeugen, dass mindestens der Standby-Betrieb der Geräte in der Backstube – etwa Kühlungen und Froster – gewährleistet ist.
Eine PV-Anlage mit 29,9 kWp ist das zweite Standbein bei der Energieerzeugung für Privathaus und Konditorei. Sie hat einen Jahresertrag von rund 35 000 kWh. Viel Energie, die aber nur zur Verfügung steht, wenn die Sonne scheint. Und damit leider unpraktisch für eine Konditorei, denn in deren Backstube wird der meiste Strom frühmorgens gebraucht, wenn es draußen noch dunkel ist.
Das „Herzstück“, wie die Weinmayrs es in ihrer Bewerbung für die Grüne Hausnummer nennen, ist deshalb ein Batteriespeicher, den sie 2023 auf eine Kapazität von 56 kWh erweitert haben. Der Speicher hat feuerfeste Module, musste also nicht in einem separaten Raum untergebracht werden. An einem sonnigen Tag liefert die PV-Anlage bis zu 180 kWh; wenn die Batterie voll ist, wird überschüssiger Strom ins Netz eingespeist. Schließlich haben die Weinmayrs noch eine thermische Solaranlage, die das Brauchwasser im Privathaus und in der Backstube erhitzt. Das erspart jährlich 1200 Liter Heizöl. Dank PV und Windkraft ist die Familie zu über 80 Prozent energieautark.
„Wir haben das große Glück, in unserer Immobilie nicht nur als Familie zu leben, sondern hier auch noch mit unserer Backstube unseren Lebensunterhalt verdienen zu können“, haben die Weinmayrs in ihrer Bewerbung um die Grüne Hausnummer geschrieben. Als Gewerbebetrieb wollen sie wirtschaftlich produzieren, aber auch nachhaltig, ergänzt Klaus Weinmayr. Er ist überzeugt, dass die Investitionen der richtige Weg waren und denkt schon an weitere. Die Lieferfahrzeuge sollen auf E-Autos umgestellt werden.
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Der Arbeitskreis Energie und Umwelt der Gemeinde Weyarn war vom Gesamtkonzept angetan und hat den Betrieb für die „Grüne Hausnummer“ vorgeschlagen. Der Gemeinderat hat ja gesagt. Die Weinmayrs freuen sich über die Auszeichnung und die damit verbundene Anerkennung.
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