Putins Schattenflotte: Dänemark verschärft Kontrollen in der Ostsee
Dänemark will Tanker in der Ostsee künftig engmaschiger kontrollieren. Denn zuletzt war es vermehrt zu Sabotageakten an Unterseekabeln gekommen.
Kopenhagen – Im Verdacht: Russlands Schattenflotte. Die rund 600 Tanker und andere Frachtschiffe mit undurchsichtigen Eigentümerstrukturen nutzt Moskau mutmaßlich, um Sanktionen infolge seines Angriffskriegs gegen die Ukraine beim Öltransport zu umgehen. Zuletzt geriet die Flotte aber auch wegen mutmaßlicher Sabotageakten in der Ostsee in den Fokus.
Drei russische Schattentanker täglich: Dänemark reagiert auf wachsende Sicherheitsrisiken
Im ersten Halbjahr 2024 hat Russland einem Bericht der Kyiv School of Economics zufolge fast 75 Prozent des russischen Öls aus den Häfen der Ostsee und des Schwarzen Meeres verschifft, 60 Prozent davon auf Schattentankern. „Das bedeutet, dass täglich drei beladene Schattentanker durch nordeuropäische Gewässer fahren, darunter die dänische Meerenge und den Ärmelkanal“, so der Bericht weiter. Zuletzt gerieten die Tanker jedoch noch aus einem anderen Grund ins Visier: Es mehrten sich mutmaßliche Sabotageakte an europäischen Unterseekabeln.
Nun reagierte die dänische Schifffahrtsbehörde und „verstärkt ihre Bemühungen, um sicherzustellen, dass die Öltanker [...] die Sicherheitsvorschriften auf See, den Umweltschutz und den Schutz der Seeleute einhalten“, wie die Behörde am Mittwoch (5. Februar) erklärte. Die verstärkten Sicherheitskontrollen seien „eine Reaktion auf die Aktivitäten alter Öltanker in den dänischen Meerengen, die die Risiken und Sicherheitsbedenken für Seeleute und die Umwelt erhöhen“, hieß es in der Erklärung weiter. Demnach riskieren die Schiffe der Schattenflotte im letzten Mittel eine Festsetzung der dänischen Behörden.
Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, verdächtigen Russlands Schattenflotte, für die Beschädigungen an europäischen Unterseekabeln wie Estlink 2 verantwortlich zu sein. Ostseeanrainerstaaten sehen die maroden Tanker auch als ökologische Zeitbombe. Die Nato reagierte bereits auf die wachsende Bedrohung in der Ostsee. Die Verteidigungsallianz rief die Operation „Baltic Sentry“ ins Leben.
Schattenflotte im Fokus: Europas Reedereien verkauften offenbar hunderte Tanker an Russland
Zuletzt deckte ein Bericht des Mediums Danwatch auf, dass dänische Reedereien mindestens zehn Schiffe an Russland verkauft hatten, die nun Teil der Schattenflotte sind. Mehr als ein Drittel der russischen Schattenflotte besteht dem Bericht zufolge aus ehemaligen europäischen Tankern. Insgesamt haben europäische Reedereien demnach mindestens 230 Öltanker an Moskau verkauft. Nach Einschätzung von Experten sei ihnen bewusst gewesen, wofür die Schiffe eingesetzt werden würden. .
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„Russlands Kriegsmaschinerie muss gestoppt werden“, kommentierte der dänische Industrie- und Handelsminister Morten Bødskov gegenüber Danwatch die Enthüllungen. Es werde ein Treffen des dänischen Schifffahrtsverbands, der dänischen Seefahrtsorganisation und anderer relevanter Organisationen geben, kündigte der Minister an. „Die Welt hat sich verändert und die dänische Wirtschaft muss sich grundsätzlich entscheiden, auf welcher Seite der Geschichte sie stehen will. Mehrere Unternehmen haben sich bereits dazu verpflichtet, über die Sanktionen hinauszugehen. Das kann ich nur begrüßen“, so Bødskov weiter. (bme)