„Bankrotterklärung“: Merz erntet wegen Minister-Liste scharfe Kritik aus CDU-Kreisen
Die Bekanntgabe der Ministerposten kam nicht in allen Teilen der CDU gut an. Der Landesverband Sachsen holt zum Seitenhieb gegen Merz aus.
Berlin - Unverständnis, Kritik, Frust: Dass die Liste der Ministerposten für die neue Bundesregierung nicht die Wünsche aller CDU-Mitglieder erfüllen kann, war keinesfalls eine Überraschung. Doch in Teilen der Partei herrscht nach der Bekanntgabe am Montag (28. April) nicht nur Unzufriedenheit – sondern regelrechte Empörung.
Vor allem der Landesverband Niedersachsen habe bereits am Sonntag sichtlich irritiert auf die Aussicht reagiert, im Kabinett keinen einzigen Ministerposten zu bekommen. Obwohl der niedersächsische Landesverband nach Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg der drittgrößte der Partei ist, seien ihm statt Ministerposten drei Staatssekretärs-Posten versprochen worden, berichtete der Tagesspiegel. Die Entscheidung sei in niedersächsischen CDU-Kreisen als „Bankrotterklärung für die Führung der CDU Niedersachsen“ bezeichnet worden.
Scharfe Kritik an Merz in eigener Partei: „Bankrotterklärung für die Führung der CDU Niedersachsen“
Besonderes Unverständnis herrsche darüber, dass andere Landesverbände wie Baden-Württemberg und das kleinere Schleswig-Holstein mit jeweils zwei Ministern antreten dürfen. Dies zeige laut den Kritikern, dass Merz „keine Ahnung von Politik, Partei und Proporz hat – oder dass ihm das alles sogar egal ist“.
Auch der Vorsitzende des CDU-Arbeitnehmerflügels CDA, Dennis Radtke, äußerte nach Merz‘ Veröffentlichung der Minister-Liste am Montag Kritik. Er sagte der Süddeutschen Zeitung: „Eine Bundesregierung ohne Beteiligung der CDA kannte ich bisher nur aus Zeiten, in denen die CDU in der Opposition war.“ Er finde es „befremdlich und falsch, dass kein Vertreter der christlich-sozialen Wurzel unserer Partei Teil des Kabinetts ist – das hat es von Adenauer bis Merkel nie gegeben“.
Die CDU entsendet neben dem designierten Kanzler Merz vier Minister und drei Ministerinnen in das Kabinett. Merz präsentierte die Liste während einer Sitzung des CDU-Präsidiums in Berlin.
Die vollständige Liste aller CDU-Minister:
- Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes: Thorsten Frei
- Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Karin Prien
- Bundesminister für Wirtschaft und Energie: Katherina Reiche
- Bundesminister für Verkehr: Patrick Schnieder
- Bundesminister für Auswärtiges: Johann David Wadephul
- Bundesministerin für Gesundheit: Nina Warken
- Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung: Karsten Wildberger
- Staatsminister für Kultur und Meiden: Wolfram Weimer
- Staatsministerin für Sport und Ehrenamt: Christiane Schenderlein
- Staatsminister für Bund-Länder-Zusammenarbeit: Michael Meister
- Staatsministerin im Bundesministerium des Auswärtigen: Serap Güler
- Staatsminister im Bundesministerium des Auswärtigen: Gunther Krichbaum

Bayerns Ministerpräsident Söder freut sich über Zuteilung der CSU-Ministerposten
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hingegen zeigte sich äußerst zufrieden mit den Ministerposten, die mit seiner Partei ausgestattet werden. Er betonte, dass seine Partei im Kabinett so gut vertreten sei „wie seit vielen Jahren nicht“. Besonders Alexander Dobrindt sei für die CSU als neuer Bundesinnenminister der „stärkster Mann in Berlin“.
Die vollständige Liste aller CSU-Minister:
- Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt: Dorothee Bär
- Agrarminister: Alois Rainer
- Bundesinnenminister: Alexander Dobrindt
Die neue Regierung steht damit, es muss nur noch der Kanzler gewählt werden. Doch die EU bereitet Friedrich Merz mit einer brisanten Entscheidung die ersten Kopfschmerzen.