Verpflegung: Umstellungsprobleme am Klinikum Kempten – Neues Konzept in Aussicht
Enttäuscht von der Verpflegung am Klinikum Kempten ist Josef E. Kürzlich verbrachte der 70-Jährige mehrere Tage als Patient im Krankenhaus.
Kempten/Oberallgäu – Eine Menüauswahl gab es für ihn und seine Zimmergenossen nicht. Die aktuelle Patientenbroschüre hingegen klang vielversprechend. „Sie können in unserem Haus sowohl beim Frühstück, Mittagessen und Abendessen zwischen verschiedenen Menüs und Komponenten wählen“, entnahm der Oberallgäuer der Lektüre aus dem Nachtkästchen. Und: „Die tägliche Abfrage Ihres Menüwunsches für den folgenden Tag nehmen unsere Serviceassistenten entgegen.“ Nichts davon war der Fall.
Auf Nachfrage unserer Zeitung räumt die Klinikleitung ein, dass die 27 Serviceassistenten am Klinikum Kempten von dieser Aufgabe entbunden wurden. Der Grund: „Schnittstellenprobleme reduzieren.“
Speisenversorgung durch medizinische Pflegekräfte
Im gleichen Zug habe man die Speisenversorgung wieder in die Verantwortung der medizinischen Pflegekräfte verlagert. Die Umstellung, verbunden mit Personalengpässen, könne durchaus zu vermehrten Problemen führen.
Jedoch arbeite man mit Hochdruck an der Lösung des Problems. Das künftige Konzept sehe vor, die Pflege personell zu verstärken und Servicetätigkeiten auf spezielle Pflegehelfer zu übertragen. Dieses Assistenzpersonal soll dann über eine einjährige pflegespezifische Ausbildung verfügen. Ziel für die Anwärter sei, die examinierten Pflegekräfte weitreichender als bisher unterstützen zu können. „Die Einstellung dieser Kräfte ist bereits voll im Gang, aber noch nicht abgeschlossen“, erläutert Pressesprecherin Kirsten Boos.
Keine Kündigungen
Gekündigt wurde den 27 Servicemitarbeitern laut Klinikleitung nicht. Vielmehr habe man ihnen angeboten, die einjährige Ausbildung zum Pflegefachhelfer in der hauseigenen Berufsfachschule in Kempten zu absolvieren. Sieben Hilfskräfte hätten sich dafür entschieden. Als Anreiz habe man ihnen gleich zu Beginn des Ausbildungsjahres die höhere Vergütung als Pflegefachhelfer gewährt. Dieser Weg stehe nach wie vor allen Betroffenen offen.
„Diejenigen, die das Ausbildungsangebot nicht annehmen wollten oder aufgrund eines fehlenden Schulabschlusses nicht konnten, haben alternative Beschäftigungsmöglichkeiten im Klinikverbund angeboten bekommen“, so Boos. Von dieser Option hätten 14 Mitarbeiter Gebrauch gemacht. Laut Klinikleitung arbeiten sie mittlerweile im Lager, in der Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte, im Empfangsbereich, im Hol- und Bringdienst, in der Reinigung oder in der Pathologie. Sechs der ehemaligen Serviceassistenten hätten bereits das 60. Lebensjahr erreicht. Sie hätten sich für keine der angebotenen Alternativen erwärmen können und würden deshalb zum Jahresende ausscheiden.
„Cook & Chill“-Verfahren
Die Essensversorgung im Klinikum Kempten erfolgt im sogenannten „Cook & Chill“-Verfahren. Dabei wird das Mittagessen vom Dienstleister Menüservice Allgäu (MSA) in Sonthofen gekocht und abgekühlt. Nach Anlieferung in der Verteilküche des Klinikums heißt es für das dortige Team, die Speisen auf den Tellern anzurichten. Anschließend werden täglich rund 650 Portionen in speziellen Wägen erwärmt auf den Stationen verteilt.
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Dem ehemaligen Patienten Josef E. kam die fehlende Menüauswahl nachträglich doch noch zugute. Aus Geschmacksgründen ließ er das eine oder andere Mittagessen zurückgehen. „Auf diese Weise habe ich im Krankenhaus tatsächlich fünf Kilo abgenommen“, sagt er schmunzelnd. „Daheim hätte ich das in dieser Zeit nicht geschafft.“
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