Die Familie Plabst lebt seit sieben Generationen in Kumpfmühle und erzählt, warum es schwierig ist, nachts heimzugehen.
Unterschweinbach - Sucht man Kumpfmühle auf Google Maps (Landkarten im Internet), braucht man etwas Geduld. Rasch fündig wird man nicht. Erst wenn man „Kumpfmühle Unterschweinbach“ in das Suchfeld eingibt, kommt der richtige Treffer. Kein Wunder schließlich gehört der Mini-Ortsteil eigentlich zu Unterschweinbach, was wiederum ein Ortsteil von Egenhofen ist. Wobei Kumpfmühle eigentlich auch kein Mini-Ortsteil ist, sondern vielmehr ein Anwesen ist. Das der Familie Plabst - und das schon seit sieben Generationen.
Wie die Familie Plabst zur Kumpfmühle gekommen ist, ist unklar. „Ob sie mal gekauft worden ist, wir wissen es nicht“, sagt Paul Plabst. Der 63-Jährige ist in der Einöde - das ist der fachlich richtige Begriff für die Kumpfmühle - aufgewachsen. Später, 1996, hat er dann dort mit seiner Frau Maria ein Haus gebaut. Sein Bruder, Johann Plabst, lebt in dem Haus am Rambach, an dem die einstige Mühle war. „Die ist irgendwann vor dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben worden“, erzählt Johann Plabst. Stillgelegt wurde die Mühle dann 1961.
Die Leiden des Kumpfmüllers
Im Dezember 1774 wollte die Anna Plabst, die Frau des damaligen Kumpfmüllers Thomas Plabst, ihren Vater, einen Bauern in Peretshofen besuchen., wie in der Chronik von Egenhofen zu lesen ist. Doch die junge Frau kam nie dort an. Stattdessen wurde ihre Leiche gefunden - blutverschmiert und mit einer Schusswunde. Rasch geriet der Kumpfmüller in Verdacht, seine Frau getötet zu haben. Doch er verneinte die Tat, selbst unter der Folter.
Da man ihm nichts nachweisen konnte, wurde er wieder freigelassen. Doch von den Dorfbewohnern wurde der einst so angesehene Mann geächtet. Erst 1778 fand man am Ammersee Kleider eines Mannes, der ins Wasser gegangen war. Daneben lag sein Geständnis, dass er die Müllerin kalt gemacht und den Müller ins Zuchthaus gebracht habe. Sein Motiv: verschmähte Liebe.
Die beiden Brüder betreiben Landwirtschaft, wie schon ihre Eltern vor ihnen. Die Familiengeschichte lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen, die der Einöde selbst sogar noch weiter: 1335 wurde die Kumpfmühle erstmals erwähnt. Lange Zeit gehörte die Mühle zur Kirche Günzlhofen, seit 1818 zu Unterschweinbach, und erst 1978 kam sie im Zuge der Gebietsreform zur Gemeinde Egenhofen. Fragt man Paul Plabst, ob er sich als Unterschweinbacher fühlt, meint er nur: „Ich bin Kumpfmühler. Der Mühlen-Paul sagen‘s zu mir.“
Als Einöde hat Kumpfmühle kein eigenes Ortsschild. Ein gelber Pfeil weist einen aber den Weg dorthin. Ans Stromnetz angeschlossen wurde der Ortsteil erst 1949, erzählt Johann Plabst. „Davor wurde der Strom aus Wasserkraft selbst gemacht.“
Eine Straßenbeleuchtung gibt es bis heute nicht. „Wenn man nachts heimgeht, sieht man nichts“, sagt Maria, die Frau von Paul Plabst. Und ein Bus fährt Kumpfmühle auch nicht an. Dafür muss man ins rund ein Kilometer entfernte Unterschweinbach radeln. Oder man fährt gleich mit dem Auto. „Ohne geht es kaum“, sagt auch Sohn Florian Plabst.
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Der 27-Jährige lebt mit seiner Freundin Steffi ebenfalls in Kumpfmühle - und hat dort etwas frischen Wind hineingebracht. Im November 2023 hat er dort eine Hofmetzgerei im Laden eröffnet. Der gelernte Landwirt und Metzgermeister bietet dort Lammfleisch von den eigenen Schafen an, die auf Weiden in der Region grasen. Zudem gibt es Rind- und saisonal auch Schweinefleisch. Im Verkauf hilft die ganze Familie mit.
Am Leben in Kumpfmühle schätzt Florian Plabst vor allem eines: „Die Ruhe, dass man keine Nachbarn hat.“ Und das gefällt auch seine Eltern. Gerne möchte er mit seiner Freundin weiterhin dort wohnen. „Aber hier zu bauen, ist schwierig“, sagt er. Ob dort ein weiteres Haus realisiert werden kann, ist unklar. Fest steht aber, dass die Kumpfmühle weiterhin fest in Familienhand bleiben wird. .
Die Serie
In der Serie „Mein Ortsteil“ werden kleine Orte und Weiler im westlichen Landkreis vorgestellt. Bewohner erzählen, was ihren Wohnort ausmacht.