Digitale Passfotos im Rathaus - Stadt in der Zwickmühle

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Wer ab Mai einen Ausweis beantragt, benötigt ein digitales biometrisches Passfoto. © picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Wer ab Mai einen Ausweis beantragt, benötigt ein digitales Foto. Im Rathaus könnte dafür ein Automat stehen. Doch die Stadt verzichtet vorerst darauf.

Fürstenfeldbruck - Bisher brachten die Bürger gedruckte biometrische Passfotos mit, wenn sie ein neues Ausweisdokument beantragen wollten. Doch ab Mai ist das Geschichte: Das neue Gesetz fordert aus Sicherheitsgründen digitale Fotos. Diese könnte ein Sachbearbeiter aufnehmen – für die Stadt keine Option.

Die Bundesdruckerei stellt den Verwaltungen zwei Selbstbedienungs-Aufnahmesysteme zur Verfügung, die im Rathaus aufgestellt werden können. Pro Ausweisdokument kostet das digitale Bild sechs Euro – Geld, das an die Bundesdruckerei weitergeleitet wird. Und auch Fotografen können sich zertifizieren lassen und die Aufnahmen in eine sichere Cloud laden. Von dort können Sachbearbeiter die Fotos über einen QR-Code abrufen und in den Ausweis einpflegen.

Fotografen befürchten Einbußen

Die Verwaltung sitzt in der Zwickmühle, erklärte Stephan Zenk, Leiter des Bürgerbüros. „Das Bürgerbüro will bürgerfreundlich sein, und die Bürger erwarten, dass man Fotos und Pass in einem Aufwasch machen kann.“ Doch das bedeutet gleichzeitig, dass viele nicht mehr bei Fotografen Passfotos machen lassen – und diese damit eine Einnahmequelle verlieren. Man habe im Vorfeld mit den Inhabern zweier Fotostudios gesprochen, berichtete Zenk. Sie befürchten hohe Einbußen. Andererseits: „Ich kenne keine umliegende Gemeinde, die diese Geräte ab Mai nicht in Betrieb hat“, sagte Zenk. Bestellt sind sie bereits. Das weitere Vorgehen muss der Ausschuss entscheiden.

Die Stadträte waren zwiegespalten: „Es würde die eine oder andere Abwicklung erleichtern“, meinte Andreas Lohde (CSU). „Aber wir wollen nicht dem Gewerbe den Rang ablaufen.“ Solange Fotografen die Dienstleistung anbieten, riet er davon ab, die Geräte aufzustellen. Klaus Wollenberg (FDP) hielt es für nötig, ein Angebot im Rathaus zu machen. Sechs Euro für das digitale Foto oder 20 bis 30 Euro beim Fotografen, das sei schon ein Unterschied. Eine weitere Befürchtung: Einige Bürger werden mit dem Automaten nicht zurechtkommen und die Rathausmitarbeiter um Hilfe bitten. Man werde versuchen, keine zu große Hilfestellung zu leisten, betonte Zenk. Stattdessen könnte ein Hinweis angebracht werden, dass der Automat alleine bedient werden, oder doch ein Fotograf aufgesucht werden muss.

Ein halbes Jahr Probelauf

Laut Hermine Kusch (BBV) haben einige Fotografen bereits die Zertifizierung beantragt. Sie schlug eine etwa halbjährige Testphase vor, bei der man den SB-Automaten nicht aufstellt. Danach werde man sehen, wie die Reaktionen in der Bevölkerung sind. OB Christian Götz befürchtet einen Shitstorm. Pro Jahr würden 6000 bis 8000 Ausweise ausgestellt. „Die Leute kriegen mit, in den anderen Rathäusern können sie Fotos für sechs Euro machen, nur in Bruck ned.“ Bleibe der Shitstorm aus, könne man es dabei belassen. Werde man als Servicewüste wahrgenommen, müsse man nochmal überlegen. Der Ausschuss beschloss mit 8:5 Stimmen, bis Ende 2025 kein Aufnahmegerät im Rathaus aufzustellen. Dann wird evaluiert, fasste Götz zusammen. „Ich bin sehr gespannt, wie die Bürgerschaft reagiert.“

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