Italiens Supervulkan: Unbemanntes U-Boot untersucht brodelnde Risikozone im Meer

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Italiens Supervulkan: U-Boot auf heikler Mission in brodelnder Risikozone im Meer

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Eine neue Erdspalte im Meer am Supervulkan in Italien macht Wissenschaftlern Sorgen. Eine Unterwasserdrohne soll aufklären, was da am Grund des Golfes von Pozzuoli passiert.

Pozzuoli – Seit mehr als zwei Jahren sorgt der Supervulkan der Phlegräischen Felder im Süden Italiens für Aufregung: Ein Beben jagt das andere, die Erschütterungen werden immer stärker. Experten warnen vor noch heftigeren Beben als bislang, einige sogar vor der Möglichkeit eines baldigen Ausbruchs. Sorgen bereiten den Wissenschaftlern jetzt die zunehmenden Beben im Golf von Pozzuoli. Etwa zwei Drittel der Caldera des riesigen Vulkans liegen unter Wasser. Es gibt dort zwar Messbojen, aber die Überwachung ist im Meer naturgemäß schwieriger als an Land.

Heftiges Erdbeben an Italiens Supervulkan verursachte Riss am Meeresgrund

Am 27. September 2023 wurde hier im Golf von Pozzuoli während eines Erdbebens der Stärke 4,2 eine neue Verwerfung aktiviert – ein Riss in der Erdkruste. Dies geht aus einer Studie der Universität Federico II in Neapel und des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) hervor. Die Forscher erklärten die Verwerfung mit der Anhebung des Bodens, der sich im Meer wenige Hundert Meter vor dem Hafen von Pozzuoli im Meer konzentriert.

Dieser Anstieg um 1,4 Meter seit 2005 hat zu dem Riss in der Erdkruste geführt. Der Vulkanologe Aldo Piombino spricht in seinem Blog von einer „Zone schwacher Erdkruste“. Im April 2024 ereignete sich an diesem Riss erneut ein starkes Beben, diesmal mit einer Magnitude von 3,9. Die gleiche Stärke hatte auch ein Beben am 16. Februar dieses Jahres.

Diese Grafik zeigt den Schwerpunkt der Beben an Land (grünes Oval) und die Beben entlang der Verwerfung im Meer (rotes Oval). Der rote Punkt zeigte die höchste Hebungsrate.
Diese Grafik zeigt den Schwerpunkt der Beben an Land (grünes Oval) und die Beben entlang der Verwerfung im Meer (rotes Oval). Der rote Punkt zeigte die höchste Hebungsrate. © Aldo Piombino

Das Erdbeben ereignete sich unter dem Gebiet namens „Secca delle fumose“ (deutsch: die rauchende Sandbank), wo laut Corriere de la Sera in der Antike der Austritt von Dampf und heißem Wasser mitten im Meer sehr stark war. Wissenschaftlern zufolge fließen von dort noch immer Rückstände der vulkanischen Emissionen ins Meer, die ein Nachklingen des letzten Ausbruchs des Vulkans am Monte Nuovo im Jahr 1538 sind. Tauchtouristen, die gerade einen Italien-Urlaub absolvieren, machen hier oft Exkursionen zu den Ruinen der aufgrund der Bodenbewegung des Supervulkans versunkenen Römerstadt Baiae.

Meer vor italienischer Hafenstadt ist seit der Antike für vulkanische Phänomene bekannt

Die Beben ereignen sich entlang der Verwerfung in der Tiefe, die Linie endet am Vulkankrater des Monte Nuovo an Land. „Dafür gibt es einen guten Grund“, sagt Piombino vielsagend. Schließlich bebt die Erde in unmittelbarer Nähe des jüngsten Ausbruchsortes der Phlegräischen Felder. Der Golf von Pozzuoli ist bekannt für seine Fumarolen – vulkanischen Gas- und Thermalwasserquellen am Meeresboden, die nach wie vor sprudeln. In den letzten Monaten scheint sich deren Aktivität verstärkt zu haben. Fischer berichten von „gekochten Fischen“ in ihren Netzen und von Schwefelflecken auf der Wasseroberfläche.

Das unbemannte U-Boot Hugin wird bald den Grund der Caldera der Phlegräischen Felder erforschen.
Das unbemannte U-Boot Hugin wird bald den Grund der Caldera der Phlegräischen Felder erforschen. © IMAGO/Fredrik Varfjell

Doch was passiert da unten? Ein unbemanntes, ferngesteuertes U-Boot namens Hugin, das nur fünf Meter lang ist, aber bis zu 3000 Meter Tiefe erreichen kann, soll das aufklären. Hugin ist in der nordischen Mythologie einer der Raben des Gottes Odin, die Unterwasserdrohne wird von der norwegischen Firma Kongsberg gebaut. Ausgestattet mit hochauflösenden Kameras, fortschrittlichem Sonar und Gasüberwachungssensoren ist Hugin laut Cronache della Campania in der Lage, hochauflösende Daten zu erfassen. Im Mai wird demnächst das Roboter-U-Boot seinen Dienst aufnehmen und zur Überwachung des Zustands der Unterwasser-Caldera der Phlegräischen Felder eingesetzt werden. „Seine Aufgabe wird darin bestehen, Verwerfungen und Unterwasserfumarolen zu fotografieren und Gasemissionen zu analysieren“, heißt es.

Torpedoartiges U-Boot soll dem Grund des Vulkankraters seine Geheimnisse entreißen

Das hochmoderne Gerät, das andernorts auch vom Militär zur Minensuche eingesetzt wird, stellt die Zoologische Station Anton Dohrn, ein Forschungsinstitut in Neapel, zur Verfügung, das das U-Boot für fünf Millionen Euro mit Mitteln des italienischen Resilienzfonds gekauft hat. „Hugin stellt ein modernes und wirksames Mittel zur Untersuchung der Caldera der Phlegräischen Felder dar“, erklärt Simonepietro Canese , leitender Forschungstechnologe der Station Dohrn, dem Sender Tg3 Campania.

Der Solfatara-Krater des Supervulkans dampft.
Der Solfatara-Krater des Supervulkans dampft. © IMAGO/IPA/ABACA

Dank dieses Geräts werde es möglich sein, die Beschaffenheit der untergetauchten Teile des Vulkans zu visualisieren, die bisher nur durch theoretische Modelle erarbeitet wurde. „Dies ist ein zusätzliches Überwachungsinstrument in einem für die Phlegräische Region besonders heiklen Moment“, heißt es. Besonderes Augenmerk gilt den chemischen Detektoren, die die Menge der ausgestoßenen Gase wie Kohlendioxid, Methan und anderer messen.

Auch aus dem All wird der Supervulkan mittlerweile beobachtet, die ISS misst die Temperatur, die vor Beben steigt. Kürzlich hatten Forschende in Bebenwellen Muster entdeckt, die einen Ausbruch des Vulkans ankündigen könnten.

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