„Alles wirkte irgendwie zusammengewürfelt“: Reisender berichtet über U-Boot in Hurghada

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Bei einem Tauchausflug in Ägypten sterben mindestens sechs Touristen. Ein ehemaliger Passagier schildert sein Erlebnis in dem U-Boot wenige Monate zuvor.

Hurghada – Für eine Gruppe von 44 Touristen endete ein Tauchausflug in Ägypten in einer Tragödie. Das U-Boot, das vor der Küste Hurghadas eigentlich routinemäßig in die Unterwasserwelt einlädt, sank am Donnerstag aus bislang ungeklärten Gründen. Mindestens sechs Menschen starben. Jetzt meldet sich ein ehemaliger Passagier der Touristenattraktion zu Wort.

Gast berichtet U-Boot-Ausflug – „Als hätten ein paar Kollegen das U-Boot in der Garage gebastelt“

Der 38-jährige Beat L. aus der Schweiz berichtete, dass er im Dezember 2024 einen Tauchgang mit dem Unternehmen gebucht hatte. „Das U-Boot gehört genau zu dem Hotel, in dem ich (...) gewesen bin“, erklärte er dem Nachrichtenportal 20 Minuten kurz nach dem Unglück am Donnerstag. Von außen machte das Boot auf ihn einen stabilen Eindruck. Dieser Eindruck änderte sich jedoch schnell: „Im Inneren war vieles schlecht verbaut, die Schalter sahen sehr selfmade aus, alles wirkte irgendwie zusammengewürfelt“, schilderte er. „Als hätten ein paar Kollegen das U-Boot in der Garage gebastelt.“

Boote suchen nach Überlebenden, nachdem ein Touristen-U-Boot im Roten Meer gesunken ist.
Boote suchen nach Überlebenden, nachdem ein Touristen-U-Boot im Roten Meer gesunken ist. © STR/AP/dpa

Im Nachhinein fielen dem Schweizer weitere Mängel auf: Es gab keine Sicherheitsanweisungen, auch Schwimmwesten wurden laut seiner Aussage nicht verteilt. Die Passagiere, darunter Familien mit Kindern, erhielten lediglich ihre Sitzplatznummer und setzten sich dementsprechend hin, bevor der Tauchgang begann. Damals machte sich der 38-Jährige aber keine Sorgen. „In der Schweiz würde so ein Boot zwar niemals durch irgendeine Kontrolle gehen“, vermutete er. „Trotzdem geht man ja davon aus, dass die Leute wissen, was sie tun.“

Auch ein Tourist aus England bestätigte im Gespräch mit BBC, dass während seinem Tauchgang vor knapp einem Monat keine Schwimmwesten verteilt wurden. Anders als bei dem Schweizer sei zu Beginn jedoch eine aufgezeichnete Sicherheitseinweisung für die Gäste abgespielt worden.

Ägypten-Urlauber berichtet von persönlichem Erlebnis im U-Boot: Tauchgang „ziemlich ruppig“

Auch der Tauchgang erschien ihm bereits damals „ziemlich ruppig“. Die Gäste werden mithilfe des U-Bootes vor der Küste Hurghadas auf 25 Meter Tiefe gebracht. Laut dem Schweizer ließ man dabei das „Boot einfach absinken (), bis es auf dem Boden aufprallte“, berichtete er gegenüber 20 Minuten. Schutz und Stabilität habe ein Stahlrahmen gegeben, der um das Boot herum installiert war. Durch die Bullaugen konnten die Passagiere anschließend Korallen, Fische und andere Meeresbewohner im Roten Meer beobachten.

Warum das U-Boot am Donnerstag sank, bleibt zunächst unklar. Russische Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen von einer Kollision des Bootes mit einem etwa 25 Meter tiefen Korallenriff. Laut dem russischen Telegramkanal Shot brach daraufhin Panik aus, da Wasser in den Innenraum des U-Boots eindrang und es zu sinken begann. Es kam zu Rangeleien, als Eltern versuchten, ihre Kinder zu retten. Offiziell bestätigt wurden die Angaben nicht.

Der Veranstalter der betroffenen Touren in Ägypten gibt an, zwei von weltweit 14 U-Booten für touristische Zwecke zu besitzen. Diese U-Boote bieten Platz für 44 Passagiere und die Crew. Sie wurden in Finnland gebaut und sind so konstruiert, dass sie einem Unterwasserdruck bis zu einer Tiefe von 75 Metern standhalten können. Der Tauchgang auf 25 Meter Tiefe gehörte demnach zur Routine des Bootes.

Normalerweise ziehen Ägypten und Südafrika die meisten Touristen in Afrika an. Doch nun hat ein weiteres Land in Afrika angesichts seiner Attraktivität für Urlauber stark aufgeholt. (nz/dpa)

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