Bereit fürs nächste Level: Irschenberger (23) gründet Entwicklerstudio für Videospiele

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Auftritt im Digitalministerium: die beiden Unternehmensgründer Simon Waldschütz (l.) und Noah Gutschmidt. © Privat

Simon Waldschütz (23) aus Irschenberg spielt nicht nur gern Videospiele, er programmiert sie auch. Jetzt hat er mit einem Freund dafür ein Unternehmen gegründet. Der Freistaat leistet Starthilfe.

Irschenberg – In der Welt der Videospiele würde man von zwei völlig unterschiedlichen Leveln sprechen. „Spiele spielen und Spiele erschaffen ist absolut nicht miteinander vergleichbar“, sagt Simon Waldschütz (23). Während etliche passionierte PC- oder Konsolenzocker dies erst während ihres Studiums zum Game Designer feststellen und dann vorzeitig den Reset-Knopf drücken würden, habe er dies bereits als Jugendlicher erkannt. Denn schon da begnügte sich der Irschenberger nicht mit dem, was ihm die Software-Riesen vorsetzten, sondern wurde selbst kreativ. Mit kostenlosen Programmen aus dem Internet modifizierte er Karten und Charaktere und erstellte eigene 3D-Modelle. Zumindest das sei in der heutigen Zeit nicht außergewöhnlich, stellt Waldschütz fest: „Die Szene wächst stark.“ Ungleich größer sei da schon der Sprung zum professionellen Game Designer. Und auch der reichte Waldschütz noch nicht. Er gründete mit seinem Studienkollegen Noah Gutschmidt aus Großkarolinenfeld kürzlich gleich sein eigenes Entwicklerstudio.

Firmengründung für Förderung

Dieser rasante Levelaufstieg kam dann selbst für die beiden dynamischen jungen Männer etwas schnell ums Eck. Der Grund: Sie hatten sich für eine Förderung des bayerischen Digitalministeriums beworben. „Dafür brauchten wir ein eigenes Unternehmen“, erzählt Waldschütz. Und so wurde aus Simon und Noah Zinoa Entertainment. „Was Besseres ist uns auf die Schnelle nicht eingefallen“, sagt Waldschütz und lacht. Doch sie hatten, wie berichtet, Erfolg. 100 000 Euro Fördersumme erhielten sie für ihr Multiplayer-Spiel mit dem Arbeitstitel „Special Monster Pest Control Unit“, kurz „S.M.P.C.U.“ Seitdem laufen die Arbeiten am Prototyp auf Hochtouren. Bis zur größten deutschen Spielemesse Gamescom, die Ende August in Köln über die Bühne geht, soll eine spielbare Version fertig sein. Mit dem Ziel, einen Geldgeber für die Veröffentlichung auf den einschlägigen Plattformen wie PC, Playstation oder Xbox zu finden.

Studium in München und England

Wenn Waldschütz selbst zum Controller greift, taucht er am liebsten tief in Fantasiewelten ab. „Da drehe ich jeden Stein um“, erzählt er. Doch schon zu Beginn seines Studiums an der Macromedia Akademie in München wusste er, dass es ein weiter Weg ist, einmal selbst an der Entwicklung solch‘ komplexer Werke teilzuhaben. Denn schon vergleichsweise kleine Projekte an der Uni konnten sich in nächtelanges Programmieren auswachsen. Doch genau dieses „learning by doing“ fesselte ihn und motivierte ihn, sich für sein Abschlussjahr an der University of Bradord in England zu bewerben – mit Erfolg. In ein völlig anderes Genre – die Strategiespiele – schnupperte Waldschütz dann mit seinem Studienfreund Gutschmidt in einem Praktikum bei den Gaming Minds Studios in Gütersloh hinein. Dort arbeiteten sie gerade am siebten Teil des Klassikers „Tropico“, der noch heuer erscheinen soll.

Noch ein Entwurf: So könnte das Monster im Spiel „S.M.P.C.U.“ aussehen.
Noch ein Entwurf: So könnte das Monster im Spiel aussehen. © Privat

Wann es bei S.M.P.C.U. so weit ist, kann Waldschütz noch nicht sagen. Das Spiel soll aber ein Multiplayer-Erlebnis mit niedriger Einstiegshürde werden. Auch Gelegenheitsspieler sollen schon nach fünf Minuten Spaß haben können. Damit es dennoch bei längerer Spieldauer nicht eintönig wird, soll ein Algorithmus die Welt immer wieder zufällig neu generieren. Mit Folgen nicht nur für die Optik, sondern auch die Taktik, die zum Meistern der insgesamt zehn Level notwendig ist.

Spieler müssen Monster ausweichen

Die Spieler steuern die Figur aus der Ego-Perspektive durch den Vorratsraum eines Fast-Food-Restaurants, in dem sich ein außerirdisches Monster eingenistet hat. Dieses soll aber nicht angegriffen, sondern idealerweise vollständig gemieden werden. So sollen die Spieler zunächst das Portal finden und verschließen, durch das das Ungeheuer in diese Welt gekommen ist. Für besondere Spannung soll sorgen, dass die Spieler bei der Wahl der Ausrüstungsgegenstände zu Beginn nicht wissen, welche Stärken das Monster im jeweiligen Level hat. „Das hat maßgeblichen Einfluss auf die Taktik“, erklärt der Entwickler. Pro Runde können maximal vier Spieler über das Internet zusammen spielen. Kooperativ, nicht gegeneinander.

Altersfreigabe ab zwölf Jahren

Auch wenn sich die Geschichte ziemlich gruselig anhört: Ein Horrorschocker ohne Jugendfreigabe soll „S.M.P.C.U.“ nicht werden, betont Waldschütz. Aktuell gehe man von einer Altersgrenze ab zwölf Jahren aus, wofür auch witzige Elemente im Spiel sorgen sollen. Den Preis will das Team von Zinoa auf zehn bis 15 Euro festlegen. Die Arbeit daran teilen sich die beiden Geschäftsführer Waldschütz und Gutschmidt mit dem in Vollzeit angestellten Programmierer Florian Diehl aus München und den Teilzeitkräften Mathias Lefebre (Programmierung und Multiplayer) aus Buchbach (Kreis Mühldorf am Inn) und Luca Tilly (Sounddesign Componist) aus Irschenberg. Auch wenn der Firmensitz offiziell in Waldschütz‘ Elternhaus in Wendling gemeldet ist, tüfteln die fünf Spieleentwickler – allesamt im Alter von 20 bis 25 Jahren – nur virtuell in einem Raum. „Jeder sitzt bei sich daheim“, sagt Waldschütz.

Ob es irgendwann mal für ein eigenes Büro reicht, können die beiden Gründer noch nicht sagen. Das erste Level haben sie zwar gemeistert, doch die nächste Mission ist bereits angelaufen. Leicht wird sie nicht, weiß Waldschütz: „Die Gamingbranche ist volatil.“

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