Umfrage: Mehrheit traut Ampel-Koalition Lösungen in der Migrationspolitik nicht zu

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Eine Mehrheit der Deutschen glaubt nicht, dass die Ampel-Regierung Herausforderungen bei der Migration meistern kann. Das liegt über dem Trend anderer Umfragen.

Berlin – Eine Mehrheit der Befragten glaubt laut einer Umfrage nicht, dass die Bundesregierung eine lösungsorientierte Migrationspolitik zustande bringt. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov fragte für die Welt am Sonntag, ob man der Ampel „Lösungen für die Herausforderungen beim Thema Zuwanderung“ zu traue.

Das Ergebnis: 69 Prozent vertrauten der Regierung „überhaupt nicht“ oder „eher nicht“. Lediglich 23 Prozent der gut 2.000 Befragten vertrauten der Regierung „eher“ oder „voll und ganz“.

Eine „Reduzierung der Migration nach Deutschland“ befürworteten 70 Prozent der Befragten. Je nach Wohnort schwankte dies zwischen 66 Prozent in Städten, 72 Prozent im „vorstädtischen Wohnumfeld“ und 76 Prozent der auf dem Land wohnenden Bevölkerung. Laut Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wurden 2023 bis November etwa 325.000 Asylanträge gestellt. Im sogenannten Langen Sommer der Migration 2015 und 2016 waren es etwa 1,2 Millionen Menschen, die in Deutschland um Asyl ansuchten.

Nicht mal einmal mehr Ampel-Anhänger trauen der Koalition Migrationspolitik zu

84 Prozent der FDP-Anhänger zweifelten an der Kompetenz der Koalitionäre im Politikfeld Migration. Bei SPD und Grünen waren es 59 beziehungsweise 51 Prozent. 91 Prozent der Anhänger der in Teilen rechtsextremen AfD und 70 Prozent der CDU-Anhänger trauten der Ampel-Regierung keine migrationspolitischen Lösungen in ihrem Sinne zu.

Eine Mehrheit der jungen Befragten möchte, dass weniger Geflüchtete ins Land gelassen werden. 54 Prozent der 18- bis 29-jährigen Befragten plädierten dafür. Dieser Wert stieg durch die Alterskohorten hinweg kontinuierlich an. 79 Prozent der über 60-Jährigen forderten demnach weniger Asylsuchende im Land. Befragt wurden Sie in der Vorweihnachtswoche.

Geflüchtete in der Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) in Gießen
Geflüchtete warten in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen. (Archivbild) © Boris Roessler/dpa/Archivbild

In der Migrationspolitik ist 2023 einiges geschehen: Die EU scheint sich nach jahrelangem Streit auf eine Reform des Asylsystems geeinigt zu haben. Die Reform ist besonders bei Menschenrechts-NGOs umstritten, die eine Aushöhlung des Grundrechts auf Asyl fordern. Während der Verhandlungen begann der Gaza-Krieg zwischen der islamistischen Hamas und Israel und der Ukraine-Krieg dauerte mit unverminderter Härte auch gegen die Zivilbevölkerung an.

Hinzu kamen Naturkatastrophen, die Menschen aus Ihrer Heimat vertrieben. Ein Zukunftsforscher spricht von „Omnikrisen“, die jahrzehntelang dauern könnten und die Ampel-Regierung vor große Hürden stellt.

Internationale Befragungen: Deutschen haben am meisten Sorge vor Migration

Im Oktober ergab eine internationale Befragung des Instituts Ipsos in 29 Ländern, dass die Sorge vor Zuwanderung in Deutschland am größten war. Für 44 Prozent der befragten Deutschen gehörte sie zu den drei größten Sorgen. Übertroffen wurde das nur noch von der Inflation, die 45 Prozent als größte Sorge angaben.

In Europa liegt Deutschland damit mehr als 10 Prozent vor den Niederlanden. Dort, wo der Rechtsautoritäre Geert Wilders im November die Parlamentswahl gewann, sahen 32 Prozent der Befragten Migration als eine ihrer Top-3-Sorgen. Auch in dieser Umfrage waren Deutsche und Österreicher die Besorgtesten.

Im Mai ergab eine internationale Umfrage der norwegischen Denfabrik Alliance for Democracies noch, dass 31 Prozent der Deutschen Migration zu den drei wichtigsten Sorgen zählten. Im ARD-Deutschland-Trend von Ende September gaben 64 Prozent der Befragten an, dass sie „eher Nachteile“ durch Zuwanderung sahen.

Methodik der Studie noch unklar, ein Problem scheint trotzdem auf

Da es sich um eine Vorabmeldung der Kernergebnisse handelte, war die Methodik der YouGov-Studie am Samstag (30. Dezember) noch nicht ersichtlich. Dem Anschein nach könnte die Umfrage aber ein methodisches Problem haben.

Der Hagener Politikwissenschaftler Markus Tausendpfund empfahl in seinem Standardwerk „Quantitative Methoden der Politikwissenschaft“: „Du sollst einfache, unzweideutige Begriffe verwenden, die von allen Befragten in gleicher Weise verstanden werden“. Die Frage nach „Lösungen für die Herausforderungen beim Thema Zuwanderung“, wird wohl von Anhängern der Grünen deutlich anders aufgefasst, als wohl von Anhängern der in Teilen rechtsextremen AfD. (kb mit afp)

Auch interessant

Kommentare