Weilheim hat wieder einen Ort weniger zum Feiern
Und wieder gibt es in Weilheim einen Ort weniger zum Feiern. Obwohl die DJ-Partys im „Salut“ durchaus ihren Zuspruch fanden, schloss die Weinbar nun. Und das nach recht kurzer Zeit.
Weilheim – Es gibt Orte, die den Bewohnern und Gästen der Kreisstadt ans Herz wachsen, und die pittoresk an der Pöltnerstraße gelegene Weinbar „Salut“ gehört sicherlich dazu. Doch nun schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre wurden dort die Schotten dicht gemacht – diesmal nach nur gut einem Jahr.
Am 4. April 2023 sah alles vielversprechend aus, als Isabella Sass-Biasi mit neuer Karte die Vinothek wiedereröffnete. Im Oktober 2023 führte die Pächterin sogar einen Jour fixe ein, um Gäste zu locken, nämlich die „Afterwork-Partys“ am ersten Donnerstag im Monat. Fest dabei: das „Ammerwave Kollektiv“, das sich aus bis zu zehn Experten für handverlesene Techno- und Electro-Musik zusammensetzt. Angesichts des guten Zuspruchs der DJ-Abende verwundert die Schließung des „Salut“ umso mehr.
„Ammerrauschen“ hat viele Besucher angezogen
DJ Yannik Weberpals alias „Usuck“ zieht eine Vergleichsebene heran: „Im Februar haben wir die Technonacht „Ammerrauschen“ im „Sonnendeck“ und in der „Oase“ veranstaltet, das hat wirklich viele Dancer angezogen – da durften wir aber auch ein bisschen länger auflegen.“ Dass in der Altstadt das Ruhebedürfnis größer ist – zumal ein Hotel dem „Salut“ gegenüberliegt – hätten sie stets berücksichtigt: „Die ,Afterworks’ machten wir mit sanften Beats“, und somit auch nicht direkt fürs ganz junge Publikum.
Gerade jungen Leuten werde in Weilheim zu wenig geboten, findet René Kessay, der als „DJ Da Apache“ beim Kollektiv „Ammerwave“ dabei ist.
Lesen Sie auch: Prominentes Kasperltheater mit Wurzeln in Weilheim feiert Jubiläum
Traum von einer neuen Location
Eine Zeit lang habe es einen Club im Kellergeschoss eines Autohauses an der Christoph-Selhamer-Straße gegeben, später noch die „Färberlounge“ an der Ecke der Färbergasse. „Da waren halt spätabends dann die Raucher störend, die vor dem Lokal auch noch ein bisschen geredet haben.“ Im Moment sei hinsichtlich Elektro-Musik weitgehend tote Hose in der Stadt, und das sei beinahe schon zur selbsterfüllenden Prophezeiung geworden, denn: „Seitdem bei Corona alles runtergefahren wurde, rechnen viele gar nicht mehr damit, dass es auch coole Sachen gibt in der Stadt.“
Diese Skepsis gegenüber dem Fortgehen, die Gewöhnung an Streaming-Abende auf dem Sofa, alles noch verstärkt durch einen Schwund an Kaufkraft, das mache es schwer – sowohl für Gastrobetreiber als auch für Musikveranstalter, und in der Club- und Technoszene gelte dies ganz besonders: „Denn da ist das Fortgehen traditionell halt sehr spät“, wie Yaku „Draku“ Diepold attestiert. „Und dies bedeutet: man ist auf verständnisvolle Anwohner angewiesen“, ergänzt Kessay.
„Den Leuten dürstet nach cooler Musik“
Auch wenn beim „Salut“ die Ruheregeln streng ausgelegt wurden und stets um eins Schluss war, hätten die vier vom „Ammerwave“ ihre monatlichen Afterwork-Partys dort gerne weitergeführt. „Es fing gerade an, sich rumzusprechen, und im Grunde dürstet den Leuten nach cooler Musik und nach lässigen Veranstaltungen in der Innenstadt.“
Meine news
Yaku Diepold ergänzt: „Der Traum wäre halt eine Location, wo wir niemandem auf den Schlips treten, denn das haben wir auch nicht vor.“ Und René Kessay unterstreicht, dass die Veranstaltungen vom „Ammerwave Kollektiv“ bewiesen hätten: „Techno geht auch in gesittetem Rahmen und ohne Stress“ – sprich: friedlich und einvernehmlich mit den Nachbarn.
Auch interessant: Bei Festival am 22. Juni wird ein ganzes Dorf zur Bühne
Zuletzt lassen die „Ammerwaver“ noch einmal Isabella Sass-Biasi hochleben, die – aus einer Mischung aus Nostalgie und Aufbruchsstimmung – am liebsten schon gar nichts mehr sagen wollte über das schwer planbare, schwankende Gästeaufkommen. „Da Apache“, „Draku“, Marcel und „Usuck“ waren sich jedenfalls einig: „Bella war wahnsinnig engagiert. Sie hat sogar mal einen Zauberer eingeladen, einen Pianoabend organisiert und auch die Außenfläche neben dem Gehsteig liebevoll dekoriert.“ René Kessay aka „Da Apache“ fasst zusammen: „Wir wären natürlich froh gewesen, wenn es im ,Salut‘ weitergegangen wäre.“